Neue interdisziplinäre Modulreihe - Studierende in eine echte KI-Welt eintauchen lassen

Neue interdisziplinäre Modulreihe - Studierende in eine echte KI-Welt eintauchen lassen

Ab dem Wintersemester 2021/2022 wird es an der Fachhochschule Kiel eine neue interdisziplinäre Lehrveranstaltungsreihe im Bereich künstlicher Intelligenz geben. Aus eigener Leidenschaft zum Thema, startet die Reihe unter der Leitung von Prof. Dr. Stephan Schneider und Prof. Dr. Jens Lüssem. Über die Hintergründe und die spannenden Inhalte der Veranstaltung berichtet Prof. Dr. Schneider in einem Interview.

Woher kam der Anstoß zur neuen Modulreihe?
Die Idee entstand schon vor längerer Zeit aus der eigenen Leidenschaft zum Thema KI heraus. Zur Finalisierung des Konzeptes gab es dann letztendlich mehrere Anstöße:
Neben der Leidenschaft steht besonders der Bedarf im Fokus. In den vergangenen Jahren wurde viel über das Thema KI diskutiert und es entstand ein ungebremster Hype. Dieser Hype führt dazu, dass Unternehmen sich in den kommenden Jahren verstärkt dieser Thematik annehmen und vermehrt in vielen Bereichen einsetzen. Einige Unternehmen haben bereits eigene Geschäftseinheiten für KI eingerichtet.

Zudem sollen Studierende neben der Breite auch die notwendige Tiefe erfahren, um ein Verständnis für die Thematik zu entwickeln. Dabei stehen reale Projekte im Fokus, die Studierende in eine echte KI-Welt eintauchen lassen.
Die Einbindung von KI in die Hochschullehre leistet ebenfalls wertvolle Aufklärungsarbeit über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der KI.

Wird KI heutzutage bereits ausreichend an Hochschulen gelehrt?
Es gibt einige Veranstaltungen, die einen guten Einstieg in die Thematik schaffen und das Interesse der Studierenden wecken. KI hat aber auch vorrangig mit Technologie, Mathematik und Statistik zu tun. Die Lehre in derart tiefer Form fehlt zuweilen meiner Meinung nach bislang. Dementsprechend finden die Module auf einer breiten und tiefen Wissensbasis statt und lehren die KI anhand realer Praxisprojekte, um das Verständnis zu verstärken.

Die Modulreihe besteht aus zwei Teilbereichen – Machine Learning und Deep Learning. Was sind die wesentlichen Unterschiede dieser Bereiche?
Deep Learning ist schnell erklärt. Wenn von KI gesprochen wird, ist in 90 Prozent der Fälle Deep Learning gemeint, sprich künstliche neuronale Netze. Man versucht sich das menschliche Gehirn als Vorbild zu nehmen und die kognitiven Kompetenzen zu imitieren. Deep Learning ist dabei eine Methode des maschinellen Lernens, bei der ein Algorithmus mit Hilfe dieser neuronalen Netze lernt.

Machine Learning hingegen deckt einen breiteren Bereich ab und beschäftigt sich mit den Idealen des menschlichen Lernens. Wenn man Lernen als Erwerb neuen Wissens ansieht, stellt sich das maschinelle Lernen die Frage, wie eine Maschine / ein Programm lernt und neues Wissen erlangt.

Welche Relevanz hat KI als Querschnittstechnologie speziell für den Fachbereich Wirtschaft bzw. für die Betriebswirtschaftslehre?
Jede ökonomische Handlung basiert auf der Kenntnis über die relevante Zielgruppe. KI kann vor allem in der Betriebswirtschaftslehre als starkes Instrument zur Zielgruppenanalyse eingesetzt werden. Mit Hilfe der künstlichen Intelligenz können Cluster über verschiedene Zielgruppen gebildet werden, indem eine Vielzahl von Fakten verarbeitet werden - ganz ohne emotionale Begleiteinflüsse. Die gewonnen Erkenntnisse helfen besonders der Marketingabteilung, Aktionen zielgruppengerecht anzupassen und auszurichten.

Des Weiteren kann die KI durch hervorragende Prognosen einen wertvollen Beitrag bei der wirtschaftlichen Planung liefern, da Prognoseelemente für ein wirtschaftliches Handeln essenziell sind und es kaum betriebswirtschaftliche Planungsmodelle ohne Prognosen gibt.

Wie kann man das Thema KI auch für Frauen attraktiver werden lassen und ihnen den Einstieg in den Bereich erleichtern?
Dem Mangel von Frauen im Bereich KI wird bereits durch Promotionsstipendien entgegengewirkt. Diese Stipendien richten sich explizit an Absolventinnen in Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind. Wider der Erwartungen zeigt sich jedoch aus eigener Erfahrung, dass viele Frauen bereits die Zeichen der Zeit erkannt haben und in der Praxis schon in diesem Bereich tätig sind.

Vielen Dank für das Interview!

Text: Laura Hakenes
(veröffentlicht: 07.05.2021-ra)