Schüler*innen von Berufsbildungszentren bilden ihre eigenen Startups – alles zur Startup-Challenge und dem Finale an der FH Kiel

Seit dem vergangenen Jahr haben Schülerinnen und Schüler der beruflichen Bildungszentren die Gelegenheit, eigenständig in kleinen Gruppen einen Businessplan zu erstellen und diesen vor einer Jury auf Landesebene zu präsentieren.

Am 24. Februar fand schließlich das diesjährige Finale der Startup-Challenge an der Fachhochschule Kiel statt. Nachdem 16 Teams sich auf regionaler Ebene bis ins Landesfinale durchgekämpft hatten, traten sie nun im Audimax der FH gegeneinander an. Bei guter Stimmung und spürbarer Aufregung in der Luft begann die Veranstaltung nach einer kurzen Einführung durch Prof. Dr. Kay Poggensee, FH Kiel, direkt mit den Pitches der Teams. Viele von ihnen möchten ihre Startups auch in Zukunft weiterentwickeln und haben viel aus dieser Erfahrung gelernt. Insbesondere der Teamgeist und die Fähigkeit, Probleme zu bewältigen, waren für viele ein wichtiger Aspekt.

Nachdem die Jury Zeit hatte, sich mit den Teams zu unterhalten und eine Entscheidung zu treffen, wurden zunächst alle Teilnehmer*innen geehrt und dann die lang ersehnte Siegerehrung durchgeführt. Der erste Platz, der von den Volksbanken Raiffeisenbanken mit 3.000 Euro gesponsert wurde, ging an das Team Flying Bird, welches eine App entwickelt hat, um den Tod von Vögeln durch Windräder - insbesondere in der Erntezeit - zu reduzieren. Auf dem zweiten Platz, der mit 2.000 Euro durch die Nordzentren gesponsert wurde, landete das Team sTray, welches ein Tablett entwickelt hat, das auch bei größeren Neigungen verhindert, dass Getränke verschüttet werden. Den dritten Platz, der mit 1.000 Euro dotiert ist, belegte das Team SitIn. Dieses hat eine App entwickelt, mit der der Einlass zu Veranstaltungen sowie die Vorlage eines "Muttizettels" für unter 18-Jährige erleichtert wird.
Zusammenfassend waren alle Teams Gewinner, wie es von den Verantwortlichen, Organisatoren und Gästen mehrfach betont wurde.

Ins Leben gerufen wurde die Startup-Challenge 2009 im RBZ Steinburg in Itzehoe von Prof. Dr. Ralf Thiericke und vom stellvertretenden Schulleiter Bernd Krohn. Die Challenge landesweit auszuführen, initiierte Dr. Kay Poggensee, Professor der Fachhochschule Kiel.

 

In einem Interview erzählen Bernd Krohn vom Regionalen Berufsbildungszentrum (RBZ) des Kreises Steinburg und zugleich Landeskoordinator für die Kontakte zu den Schulen und Prof. Dr. Kay Poggensee mehr über die beeindruckende landesweite Startup-Challenge und das anstehende Finale.

Wie kam es zu der Erfindung der Startup-Challenge, Herr Krohn?
Im Jahre 2008/2009 haben wir uns intensiv Gedanken darüber gemacht, wie wir den Schülerinnen und Schülern im kaufmännischen Bereich am besten helfen können, selbstständiges Denken und Handeln zu fördern sowie ihre Kreativität und Teamfähigkeit zu stärken. Gemeinsam mit Herrn Thiericke haben wir uns entschlossen, einen Gründerwettbewerb ins Leben zu rufen, bei dem die Schülerinnen und Schüler des RBZ Steinburg an ihren Ideen arbeiten und diese anschließend vor einer Jury im Gründerzentrum präsentieren konnten. Als Preis winkte den Gewinnerinnen und Gewinnern am Ende des Projekts eine Tafel Schokolade.

Im Laufe der Zeit haben wir das Projekt weiterentwickelt und verbessert. Schließlich entstand die Idee, es landesweit umzusetzen, wobei uns die Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Kiel und Herrn Poggensee sehr geholfen hat. Im vergangenen Jahr starteten wir mit vier Berufsschulen aus Husum, Neumünster, Kiel und natürlich Itzehoe. Beim zweiten Durchgang konnte die Zahl der teilnehmenden Schulen sogar auf zehn erhöht werden, was uns sehr stolz macht.

Warum werden keine allgemeinbildenden Gymnasien integriert?
Diese werden nicht gezielt ausgeschlossen. Da ich selber stellvertretender Schulleiter an einer Berufsschule bin, kam es eher zu einer steigenden Teilnahme von Berufsschulen. Natürlich haben regionale Berufsbildungszentren aber auch ihre Vorteile, da die Schüler*innen der BFSIII deutlich mehr praktische Erfahrung mitbringen, wie in Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen, Volkswirtschaftslehre, etc. Auch zu beachten ist aber, dass die Zahl der Teilnehmer*innen begrenzt ist und je mehr Schulen teilnehmen, desto weniger Teams aus den jeweiligen Schulen können ins Finale geschickt werden. In diesem Jahr haben 550 Schüler*innen teilgenommen, aus den zehn beruflichen Schulen, also insgesamt 125 Teams.

Was ist das Ziel der Startup-Challenge?
Die Startup-Challenge hat einen nachhaltigen Einfluss auf die Schülerinnen und Schüler und prägt sie auf vielfältige Weise. Sie fördert ihre Stärken, vergrößert ihr Wissen und vor allem bereitet sie ihnen Freude. Bereits in der 11. Klasse werden die Schüler*innen mit dem spannenden Thema der Unternehmensgründung vertraut gemacht, wodurch sie später an der Fachhochschule Kiel von diesem Vorwissen profitieren können. Diese Art von Veranstaltungen bieten eine großartige Gelegenheit für Fachhochschulen, um mit jungen Menschen in Kontakt zu treten, die sich für betriebswirtschaftliche Kompetenzen interessieren. Absolvent*innen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung an einer Partnerberufsschule erworben haben und den Bachelor in BWL (Präsenz) anstreben, erhalten auch Creditpoints von der Fachhochschule.

Was waren die Highlights bis jetzt?
Es gibt zahlreiche Highlights, die bisher erlebt wurden. Ein bemerkenswertes Beispiel ist das gemeinsame Team zweier Damen, die ihre Teams nicht richtig führen konnten und daraufhin beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln. Die beiden waren so erfolgreich, dass sie den 1. Platz im Regionalfinale erreichten. Auch die Gewinnerteams aus dem letzten Jahr verdienen Erwähnung, von denen zwei aus dem RBZ Steinburg in Itzehoe kamen. Ihre Ideen werden sogar in der Kundeneingangshalle der Volksbank ausgestellt. Es ist inspirierend zu sehen, was junge Menschen erreichen und sich zutrauen können. Ein besonders aufregender Moment war es letztes Jahr, als ein Team aus Neumünster vor einem Saal voller Menschen, einschließlich Erwachsenen und Geschäftsführer*innen, selbstbewusst und mutig ihre Ideen präsentierten. Solche Momente zu erleben ist immer ein Highlight.

Gab es unerwartete Nebeneffekte?
Grundsätzlich sind wir mit allem zufrieden, aber natürlich gibt es in einzelnen Punkten immer noch Luft nach oben, diese stehen aber nicht immer in unserer Macht. In diesem Jahr haben die Teilnehmer*innen auch die Möglichkeit, Feedback zur Challenge zu geben.

Wie geht es beim Regional- und Landesfinale zu?
Für jedes Regionalfinale gibt es einen eigenen Standort, bei dem die Gewinnerteams ermittelt werden, die sich dann für das Landesfinale qualifizieren. Die Gewinner der ersten drei Plätze in beiden Wettbewerben werden mit Preisen belohnt. Beim Regionalfinale erhält das erste Team 300 Euro, das zweite 200 Euro und das dritte 100 Euro. Beim Landesfinale sind die Preise höher, mit 3.000 Euro für den ersten Platz, 2.000 Euro für den zweiten und 1.000 Euro für den dritten Platz.

In diesem Jahr fand das Landesfinale mit 16 Teams von insgesamt zehn beruflichen Schulen im Audimax der Fachhochschule Kiel am Freitag, den 24.02.2023, statt. Wir hoffen auf weitere erfolgreiche Startup-Challenges in den kommenden Jahren und freuen uns darauf, weiter zu wachsen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Text: Irem Demirbas & Alexandra Liebig
(veröffentlicht: 27.02.2023-ra)