ein Sparschwein neben einem Alukoffer am Strand, dahinter Meer© Adobe Stock

10 Tipps, wie du im Aus­lands­se­mes­ter Geld spa­ren kannst

von Maike Schwa­ge­rick

Maike Schwa­ge­rick hat zwei Se­mes­ter lang in Schwe­den stu­diert – einem der teu­ers­ten Län­der Eu­ro­pas. Wegen der hohen Prei­se war sie am An­fang schon ein biss­chen ner­vös, ge­steht sie. Und den­noch hatte sie eine wun­der­ba­re Zeit, mit vie­len tol­len Er­in­ne­run­gen und ganz ohne Kre­dit und Ge­richts­voll­zie­her. Wieso jeder ein Aus­lands­se­mes­ter fi­nan­zie­ren und mit wel­chen Tricks man ganz leicht Geld spa­ren kann, das ver­rät sie in die­sem Ar­ti­kel.

För­de­rung ohne Wenn und Aber

eine junge Frau steht vor einem beschriebenen Whiteboard©M. Schwa­ge­rick

Zu­al­ler­erst ein­mal be­kommt jede*r Stu­dent*in für ein Aus­lands­se­mes­ter in der Eu­ro­päi­schen Union Geld vom Eras­mus-Pro­gramm. Je nach­dem, wie hoch die Le­bens­er­hal­tungs­kos­ten in dem je­wei­len Land sind, be­kommst man pro Monat 490 €, 540 € oder 600 € (wie zum Bei­spiel für Schwe­den und Nor­we­gen). Und das ist mei­ner Mei­nung nach schon mal eine ganze Menge. Hier in Schwe­den konn­te ich damit meine Miete be­zah­len (350 €) und hatte dann noch 250 € übrig für Le­bens­mit­tel. Na­tür­lich kommt dann immer noch etwas dazu, aber ist ja in Kiel auch nicht an­ders. Das Se­mes­ter­ti­cket könnt ihr euch üb­ri­gens vom AStA zu­rück­er­stat­ten las­sen. Somit kommt man schon mal gut über die Run­den. Zu­sätz­lich dazu gibt es dann noch das Aus­lands-BAföG, Sti­pen­di­en oder 50 € vom Eras­mus-Pro­gramm, wenn ihr um­welt­freund­lich reist.

Le­bens­mit­tel

Blick auf Obst und Gemüse im schwedischen Supermarkt©M. Schwa­ge­rick

Ich kann mich noch sehr gut daran er­in­nern, wie ich das erste Mal in einem schwe­di­schen Su­per­markt stand und fast aus den Lat­schen ge­kippt bin. Le­bens­mit­tel­prei­se in Skan­di­na­vi­en sind tat­säch­lich nicht mehr lus­tig. Und den­noch gibt es hier ein paar Tricks. Als ers­tes lohnt es sich immer, eine Mit­glied­schaft ab­zu­schlie­ßen oder die App des La­dens run­ter­zu­la­den. Da­durch habe ich viele Ra­bat­te be­kom­men und nicht sel­ten sogar Pro­duk­te um­sonst. Au­ßer­dem ist es sehr rat­sam, sich ein­fach mal damit zu be­schäf­ti­gen, was die Ein­hei­mi­schen gerne essen. Le­bens­mit­tel, die lokal pro­du­ziert wer­den, kann man meist zu ganz nor­ma­len Prei­sen kau­fen. Ich zum Bei­spiel habe meine Er­näh­rung in Schwe­den ein biss­chen an­ge­passt und  an­ge­fan­gen, mehr Kar­tof­fel­ge­rich­te aus­zu­pro­bie­ren. Das macht üb­ri­gens am meis­ten Spaß, wenn man Leute zu einem Koch­abend ein­lädt. So lernt man neue Re­zep­te ken­nen, neue Freun­de, und spart sich oben­drein noch das Geld für ein Re­stau­rant.

Klei­dung

Blick auf T-Shirtregale in einem schwedischen Shop©M. Schwa­ge­rick

Die­ser Mo­ment, wenn man ver­zwei­felt vor sei­nem Kof­fer steht und keine Ah­nung hat, wie zur Hölle da alles rein­pas­sen soll... Tat­säch­lich ist meist der erste Ge­dan­ke, sich ein­fach neue Kla­mot­ten im Aus­land zu kau­fen. Blöd nur, dass das viel Geld kos­tet und du bei der Rück­rei­se dann wie­der vor dem­sel­ben Pro­blem stehst. Zum Glück gibt es aber eine Lö­sung, die so­wohl für mich als auch für meine Freun­de wun­der­bar funk­tio­niert hat. Schnappt euch ein­fach einen Kar­ton und füllt ihn mit all den Kla­mot­ten, die ihr nicht so­fort brau­chen wer­det. Und die­sen schi­cken deine El­tern oder Freun­de dann mit der Post, wenn es so weit ist. Bei mir war das ein Win­ter­pa­ket mit di­ckem Ano­rak, Schal und Stie­feln, das mir meine Mut­ter nach Schwe­den schick­te, als es lang­sam käl­ter wurde. Falls du aber den­noch ein T-Shirt oder einen war­men Hoo­die im Herbst be­nö­tigst, dann schau ein­fach mal im Cam­pus­shop vor­bei. Viel­leicht sind die Kla­mot­ten dort etwas teu­rer, aber dafür be­kommst du dann ein Klei­dungs­stück und ein schö­nes An­denken in einem.

Woh­nen

Blick auf einen Schreibtisch mit Stuhl und Sessel daneben in einem schwedischen WG-Zimmer©M. Schwa­ge­rick

Genau wie bei un­se­rem Stu­den­ten­werk be­kommt man im Aus­land häu­fig eine Liste an Wohn­hei­men, von denen man sich eins aus­su­chen kann. Meine grund­sätz­li­che Emp­feh­lung lau­tet hier, sich Räume mit an­de­ren Stu­die­ren­den in einer WG zu tei­len. Das mag für viele erst­mal un­ge­wohnt sein, aber du bist nie kom­plett auf dich al­lei­ne ge­stellt und kannst oben­drein noch viel Geld spa­ren. Und ja, na­tür­lich kann man hier auch Pech haben mit sei­nen Mit­be­woh­ner*innen. Viel viel öfter habe ich bis­her aber das Ge­gen­teil ge­se­hen. Denn meist ist es am Ende dann doch nicht so ent­schei­dend, dass die Tel­ler mal einen Tag län­ger in der Küche ste­hen, wenn man die Leute dafür ein­fach gern­hat. Ich war schon in einer WG, wo sich die Stu­die­ren­den am Ende des Se­mes­ters sogar ein Grup­pen­tat­too haben ste­chen las­sen. Alles ist mög­lich. Und soll­te es dir doch nicht ge­fal­len, dann sitzt du nach fünf Mo­na­ten so­wie­so schon wie­der auf dei­ner ge­müt­li­chen Couch in Kiel.

Fah­ren

ein eingeschneites Fahrrad©M. Schwa­ge­rick

Hier kommt es na­tür­lich immer dar­auf an, in wel­chem Land und wel­cher Stadt du stu­dierst. Falls du die Mög­lich­keit hast, würde ich dir aber immer emp­feh­len, dein Fahr­rad mit­zu­neh­men oder dir se­cond hand eins zu be­sor­gen. Ich hatte das Glück, dass ich mein Fahr­rad ganz ein­fach hin­ten an den Flix­bus an­hän­gen konn­te. Das kos­tet nur 9 € mehr und hat mir im Som­mer und Herbst viele Fahr­kar­ten er­spart. Zu­sätz­lich dazu kann man noch viel
mehr von der Stadt ent­de­cken, wenn man nicht immer auf der Haupt­stra­ße mit dem­sel­ben Bus un­ter­wegs ist. Auch Skate­board oder In­li­ner kön­nen sehr nütz­lich sein, wenn dir das Spaß macht. Doch wenn in Schwe­den dann ir­gend­wann -10°C sind und auf dem Rad­weg 20 Zen­ti­me­ter Schnee lie­gen, dann muss man sich etwas an­de­res ein­fal­len las­sen. Für den Ver­kehr mit Bus und Bahn ist es meis­tens die beste Op­ti­on, sich eine Mo­nats­kar­te zum Stu­den­ten­ta­rif zu kau­fen. Und auch hier gilt: Immer gleich nach der pas­sen­den App su­chen. Das macht das Leben so viel leich­ter, vor allen Din­gen im Aus­land.

Frei­zeit

eine Frau an einem Kajak am Strand©M. Schwa­ge­rick

Was Hob­bys und Frei­zeit an­geht, gibt es tat­säch­lich tolle und kos­ten­lo­se An­ge­bo­te, von denen ich gerne schon frü­her ge­wusst hätte. Vor allen Din­gen in den skan­di­na­vi­schen Län­dern, wo die Men­schen viel Zeit in der Natur ver­brin­gen, gibt es sehr gute Leih­sys­te­me, von denen wir ak­tu­ell in Deutsch­land noch träu­men. Das beste Bei­spiel hier­für ist „Fri­tids­ban­ken“ - eine Bi­blio­thek für Sport- und Out­doo­re­quip­ment, die in jeder gro­ßen Stadt in Schwe­den zu fin­den ist. Von Ski­ern über Skate­boards bis hin zu Win­kin­ger­schach, jeder kann sich dort etwas für 14 Tage kos­ten­los aus­lei­hen. Dar­über hin­aus bin ich ein gro­ßer Fan von „Green Kayak“ ge­wor­den. Über die App kannst du kin­der­leicht ein Kajak bu­chen und mit Freu­den lospad­deln. Statt Geld zu be­zah­len, sam­melt ihr Müll ein, falls ihr etwas im Fluss ent­deckt. Doch auch in an­de­ren Län­dern kann man eine Menge Spaß haben, ohne viel Geld dafür aus­zu­ge­ben. Meis­tens gibt es an den Unis Stu­dent As­so­cia­ti­ons, die coole Events or­ga­ni­sie­ren. Dafür am bes­ten gleich mal nach So­ci­al Media-Sei­ten su­chen, dann ver­passt ihr ganz si­cher nichts.

Rei­sen

Sonnenuntergang über einem Feld©M. Schwa­ge­rick

Wer erst­mal seine Kom­fort­zo­ne in Kiel ver­las­sen hat, der möch­te schon bald am liebs­ten die ganze Welt be­rei­sen. Viele mei­ner Freun­de sind wäh­rend ihres Aus­lands­se­mes­ters auch noch in an­de­re Städ­te und Län­der ge­flo­gen – was prin­zi­pi­ell nicht schlecht ist. Rei­sen ist eine wun­der­schö­ne Sache, doch es muss gar nicht immer mei­len­weit weg sein. Oft­mals fah­ren wir zu den be­rühm­ten Orten und ver­ges­sen dabei völ­lig un­se­re ei­ge­ne Um­ge­bung. Ich nenne es „Mi­kro­aben­teu­er“, wenn ich ein­fach mal ver­su­che, auf die­sen Berg am Stadt­rand rauf­zu­kom­men oder mit dem Bus bis zur End­hal­te­stel­le zu­fah­ren. Das kos­tet weder viel Zeit noch Pla­nung oder Geld. Und oft sind die bes­ten Ge­schich­ten doch die, die man vor­her nicht ge­plant hat. Pro­bie­re es gerne mal aus. Und für alle län­ge­ren Rei­sen ist nach wie vor Flix­bus und BlaBla­Car eine güns­ti­ge und prak­ti­sche Art, in grö­ße­re Städ­te zu fah­ren. Beide Diens­te sind mitt­ler­wei­le in vie­len Län­dern ver­füg­bar, und Flix­bus bie­tet sogar auf ver­schie­de­nen Web­sei­ten Ra­batt­codes für Stu­die­ren­de an.

Leben und Kul­tur

Musiker und Musikerinnen auf einer ausgeleuchteten Bühne©M. Schwa­ge­rick

Es ist ganz nor­mal: Jeder, der in ein neues Land zum Stu­die­ren kommt, ver­sucht ganz au­to­ma­tisch erst­mal, sich ein klei­nes Stück­chen Deutsch­land auf­zu­bau­en. Ver­ant­wort­lich dafür ist diese in­ne­re Stim­me, die für un­se­re Si­cher­heit zu­stän­dig ist und es nicht so super fin­det, dass du ge­ra­de dein Leben auf den Kopf stellst. Doch nach einer ge­wis­sen Zeit kann man mit die­ser Stim­me reden und Kom­pro­mis­se fin­den. Und ab die­sem Punkt, an dem du damit be­ginnst, dich der Kul­tur und dem Leben der Men­schen lang­sam an­zu­pas­sen, wird alles viel leich­ter wer­den – und oft­mals auch güns­ti­ger. Ich habe mich dafür ein­fach mal mit ein­hei­mi­schen Stu­den­ten un­ter­hal­ten und sie ge­fragt, was sie essen, wo sie ein­kau­fen, wie sie fei­ern, wel­che Fahr­kar­ten Sinn ma­chen und wel­che Apps mir noch feh­len. Das hat mir am An­fang sehr ge­hol­fen, mich ein­zu­le­ben und noch dazu kein un­nö­ti­ges Geld
aus­zu­ge­ben. Denn eins ist mal Fakt: Auf Vor­ur­tei­le, Ste­reo­ty­pes und Fern­seh­be­rich­te soll­te man sich bes­ser nicht ver­las­sen. Dann doch lie­ber ein Aus­lands­se­mes­ter ma­chen und es sel­ber aus­pro­bie­ren.

Sa­chen

Blick in einen Swap-Raum in Schweden, in dem Austauschstudierende Sachen zum Tauschen finden.©M. Schwa­ge­rick

Die Sache mit den Sa­chen: Was brau­che ich alles, was nehme ich mit, was kaufe ich vor Ort, … und was kann ich sel­ber ma­chen? Tat­säch­lich kann man schon mit ein­fa­chen DIY-Hacks sein lee­res Zim­mer in ein ge­müt­li­ches Zu­hau­se ver­wan­deln. Mein ers­ter Tipp: In der Uni schö­ne Fotos und Bil­der aus­dru­cken und sie mit Kle­be­strei­fen an die Wand brin­gen. Tipp Num­mer zwei sind alte Glä­ser aus der WG-Küche. Ich zum Bei­spiel habe eine Saft­fla­sche aus­ge­wa­schen und sie als Vase be­nutzt für tro­cke­nes Gras. Aber auch ein Wind­licht lässt sich ganz leicht bas­teln, wenn du eine Kerze in ein Mar­me­la­den­glas stellst. Und für alles wei­te­re kann es nie scha­den, ein­fach mal die Nach­barn zu fra­gen. TEI­LEN wird unter den Aus­tausch­stu­den­ten gro­ß­ge­schrie­ben. Ir­gend­je­mand hat immer eine Auf­lauf­form in der Küche, die man sich mal bor­gen kann. Sogar mein Fahr­rad habe ich in Schwe­den mit einem Freund ge­teilt. Man­che Unis haben auch Swap-Räume, wo Stu­die­ren­de ihre Sa­chen ab­ge­ben und mit­neh­men kön­nen. Du musst also nicht alles neu kau­fen, denn vie­les ist be­stimmt schon da.

Kre­dit­kar­te

Bezahlsituation mit Handy©Adobe Stock

Ban­ken, Kon­ten, Wech­sel­kur­se – wer nicht ge­ra­de BWL stu­diert, der kriegt wahr­schein­lich eher Kopf­schmer­zen davon. Und jetzt stell dir vor, du bist so ta­len­tiert wie ich und ver­lierst auch noch die Kre­dit­kar­te dei­nes Va­ters im Aus­land… Es ist alles schon pas­siert, und es gibt für alles eine Lö­sung. Die erste Frage, die du dir stel­len musst, lau­tet immer: Kann ich in mei­nem Wunsch­land mit Euro be­zah­len? Be­ant­wor­test du diese Frage mit ja, dann kannst du dir jetzt ganz ent­spannt einen Kaf­fee ma­chen gehen. Soll­test du in ein Land mit einer Fremd­wäh­rung rei­sen, dann ist es auf jeden Fall sinn­voll, eine VISA-Karte (und evtl. Bar­geld) mit an Bord zu haben. Mit der Giro-Karte hin­ge­gen musst du oft noch zu­sätz­lich Ge­büh­ren be­zah­len. Soll­test du keine VISA-Karte haben, könn­test du viel­leicht auch die Karte dei­ner El­tern mit Apple Wal­let oder Goog­le Pay ver­knüp­fen. Das geht tat­säch­lich kin­der­leicht und die Ge­fahr ist ge­rin­ger, dass man/ Maike sie ver­liert. Ja, das mit dem Geld kann am An­fang ver­wir­rend sein, aber wenn du erst­mal dein Sys­tem ge­fun­den hast, dann denkst du nicht mehr drü­ber nach.

Also fas­sen wir es noch­mal zu­sam­men: Im Aus­land musst du Geld aus­ge­ben, genau wie in Kiel auch. Je nach Land kann das mehr oder we­ni­ger sein. Doch mit der fi­nan­zi­el­len För­de­rung des Eras­mus-Pro­gramms ist ein Gro­ß­teil dei­ner Kos­ten ab­ge­deckt. Wenn du dich dann noch etwas an das Leben der Ein­hei­mi­schen an­passt und ei­ni­ge die­ser Tipps aus­pro­bierst, steht dei­nem Aus­lands­se­mes­ter nichts mehr im Wege. Und ja, es lohnt sich auf
jeden Fall!

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