Ein Abschnitt einer Rennstrecke.© Pri­vat

Aus, aus, das Ren­nen ist vor­bei!

von viel.-Re­dak­ti­on

Was für ein Fi­nish und Wech­sel­bad der Ge­füh­le. Da wir ges­tern kei­nen Be­richt mehr schi­cken konn­ten, hier alles in chro­no­lo­gi­scher Rei­hen­fol­ge, die Ge­schich­te eines un­glaub­li­chen Renn­wo­chen­en­des. Wir haben ver­sucht uns kurz zu fas­sen. Wer dabei war wird si­cher­lich noch mehr be­rich­ten kön­nen, wer nicht dabei war hat ein­fach was ver­passt:

Sams­tag in der Frühe (dem Team fehl­ten noch fol­gen­de tech­ni­sche Ab­nah­men: Rain-Test, Brake-Test und Tilt-Table, wir be­rich­te­ten dazu) und die ers­ten Renn­dis­zi­pli­nen wur­den vom ita­lie­ni­schen Ver­an­stal­ter ge­star­tet: Zu­nächst wurde der Akku in der char­ging area auf­ge­la­den und das Team prä­pa­rier­te den Renn­wa­gen. Be­son­ders im Fokus war dabei die Brems­an­la­ge (die­ses Bau­teil wird uns spä­ter noch Kopf­zer­bre­chen ma­chen).  Zahl­rei­che Test in Deutsch­land hat­ten die Leis­tungs­fä­hig­keit des Sys­tems (ei­ge­ne Kon­struk­ti­on und ei­ge­ne Fer­ti­gung) be­reits nach­ge­wie­sen, kurz­um „Bee“ ist nicht nur schnell, „Bee“ kann auch schnell stop­pen.

Sams­tag­vor­mit­tag:

So ging man fro­hen Mutes die letz­ten Ab­nah­men an und hoff­te so­wohl Ac­ce­le­ra­ti­on, als auch Skid­pad noch er­folg­reich ab­schlie­ßen zu kön­nen. Rain-Test und auch Tilt-Table wur­den schnell er­füllt, so dass un­se­rem „Bi­en­chen“ nur noch der Brake-Test und somit der letz­te Sti­cker für einen Start bei den dy­na­mi­schen Events fehl­te. Doch es war wie ver­hext, man hätte mei­nen kön­nen es wäre Frei­tag der 13. (wir hat­ten ja be­reits die Pit mit der Nr. 13 er­hal­ten, viel­leicht doch ein gutes Omen?). Lei­der nein. Vor dem ei­gent­li­chen Brems­test tauch­te er­neut ein Soft­ware­feh­ler auf, ein Renn­wa­gen ist eben ein kom­ple­xes Sys­tem, so dass der Brake-Test erst nach der Mit­tags­pau­se (bei 36 C°, ab­so­lut not­wen­dig) an­ge­gan­gen wer­den konn­te. Lei­der hat­ten wir da­durch die ers­ten bei­den Ren­nen ver­passt, aber es be­stand ja noch Hoff­nung auf das Au­to­cross, wel­ches am spä­ten Nach­mit­tag ge­star­tet wurde und die En­du­ran­ce war ja erst am Sonn­tag, also noch lange hin.

Sams­tag­nach­mit­tag:

Das Auto wurde in der Pit vor­be­rei­tet und zum ab­schlie­ßen­den Test ge­scho­ben. Par­al­lel dazu wurde das Au­to­cross ge­star­tet. Doch unser Bi­en­chen woll­te ein­fach nicht alle vier Räder gleich­zei­tig blo­ckie­ren.

Ab­schlie­ßend brach die Auf­nah­me des Brems­zy­lin­ders. Was nun? Dafür hat das Raceyard Team schon immer eine Lö­sung ge­habt: „Nicht de­mo­ti­vie­ren las­sen, er­neut in die Pit schie­ben, Feh­ler über­den­ken und han­deln“, in die­sem Falle neu fi­xie­ren, was auch re­la­tiv schnell ge­macht war. Lei­der lief uns hier aber er­neut die Zeit weg. Das Au­to­cross wurde lang­sam ab­ge­schlos­sen und auch der letz­te Test brach­te kei­nen Er­folg. War es das jetzt? Soll­ten all die Mühen für Ita­li­en und die guten Er­geb­nis­se in den sta­ti­schen Events um­sonst ge­we­sen sein? Würde aus­ge­rech­net unser Team alle den an­de­ren Teams bei der En­du­ran­ce nur noch zu­schau­en kön­nen, ohne das „Bee“ je­mals den grif­fi­gen, hei­ßen Asphalt in Va­ra­no ge­schmeckt hatte? Würde das Team mit hän­gen­den Köp­fen nach Hause fah­ren? Nein, das durf­te nicht sein und das ent­spricht auch nicht dem Team­geist von Raceyard. Dann die er­sehn­te Nach­richt. Es soll­te noch eine klit­ze­klei­ne Chan­ce geben. Ein ab­schlie­ßen­der Test vor dem Start der En­du­ran­ce könn­te in letz­ter Se­kun­de doch noch den so er­hoff­ten Sti­cker mit der Frei­ga­be brin­gen.

Sonn­tag vor Be­ginn der En­du­ran­ce:

Un­glaub­li­che An­stren­gun­gen wur­den un­ter­nom­men. Der an­ge­kün­dig­te Teama­bend  war be­reits in eine Fach­dis­kus­si­on aus­geufert, soll­te es für den letz­ten fi­na­len Brems­test rei­chen? Un­glaub­lich aber wahr, „Bee“ wurde er­folg­reich her­un­ter­ge­bremst und so die Start­be­rech­ti­gung als letz­te der E-Teams er­wor­ben. Nun konn­te unser Ren­ner sich als letz­tes Fahr­zeug in die Schlan­ge der war­ten­den Teams ein­ord­nen.

Bange Mo­men­te bis zum Start.

Auf dem Cir­cuit fuhr ge­ra­de ein Ren­ner aus Stutt­gart ein­sam seine Krei­se und brann­te eine neue Best­zeit nach der nächs­ten in den Asphalt. Dann tauch­te eine weiß, oran­ge und schwar­ze Si­lu­et­te auf, wurde mit der ita­lie­ni­schen Flag­ge frei­ge­gen und nahm die 27 Run­den in An­griff. Auf der Tri­bü­ne brach der Ap­plaus aus, auch an­de­re Teams hat­ten unser Schick­sal ja mit­be­kom­men und feu­er­ten un­se­ren Ren­ner an. Jede Runde wurde mit einem fre­ne­ti­schen drei­fa­chen „Race-Yard“ be­gan­gen. Doch dann in Runde fünf, kurz vor Start-Ziel, brach der Wagen in der Links­kur­ve aus. Mit gro­ßem fah­re­ri­schem Ge­schick fing Jan Möl­ler das Fahr­zeug ab, durch­führ die an­schlie­ßen­de Schi­ka­ne und wurde her­aus ge­wun­ken. Vorne rechts qualm­te es, Feu­er­lö­scher rann, das Ren­nen war für uns vor­bei.

Scha­de ei­gent­lich, wir hat­ten so hart ge­kämpft. Aber es soll­te nicht nur uns so gehen. Von den ins­ge­samt 19 E-Teams sind nur 5 im Ziel an­ge­kom­men. Die Hitze in Va­ra­no for­de­re ihren Tri­but. Mo­tor­sport ist das Aus­rei­zen von Li­mits und „wer nicht ver­sucht braucht gar nicht erst an­zu­tre­ten“.

Wir wer­den jetzt mit der Feh­ler­ana­ly­se be­gin­nen und gehen davon aus in Tsche­chi­en eine bis­si­ge Biene bei allen Ren­nen an den Start zu brin­gen.

„Morto già vi­ve­re più a lungo“ („Tot­ge­sag­te leben län­ger“)

Mit mo­tor­sport­li­chen Grü­ßen Hans und Hen­ning, die bei dem gan­zen Tru­bel auch deut­lich ge­al­tert sind.

P.S.: „Wer spä­ter bremst ist län­ger schnell“, wer nur noch bremst ist lei­der raus.

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