Menschen in einem Raum.© M.Brahms
Die Mitglieder eines Teams arbeiten mit Hochdruck an der Lösung ihrer startIng!-Aufgabe.

Bei startIng! gehen Erstsemester in den Selbsttest

von Mariesa Brahms

Früh übt sich, wer ein(e) Ingenieur*in werden will. Im Studium an der Fachhochschule Kiel können Studierende der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge der Fachbereiche Maschinenwesen und Informatik & Elektrotechnik sich und ihre Teamfähigkeit deshalb bereits im ersten Semester beim Projekt startIng! auf die Probe stellen.

Prof. Dr. Jan Henrik Weychardt hat das Projekt 2006 an der Fachhochschule Kiel eingeführt, kurze Zeit, nachdem er seine Professur am Fachbereich Maschinenwesen angetreten hatte. Die TU Darmstadt hat das Projekt erstmals 1998 unter dem Namen „Einführung in den Maschinenbau“ durchgeführt. Als Weychardt davon hörte, wollte er das Projekt auch an der Fachhochschule Kiel einführen. Nach dem ersten Durchlauf im Jahr 2006, an welchem 50 Studierende teilnahmen, erreichte Weychardt viel positives Feedback: „Meine Kolleg*innen waren gleichermaßen begeistert von dem Projekt wie ich“, erinnert sich der Professor. Dem Rückhalt seiner Kolleg*innen hat er zu verdanken, dass die Fachhochschule Kiel heute eine der vier Hochschulen in der Bundesrepublik ist, die das Projekt anbieten.

Die Idee ist schnell erklärt: Studierende werden in Teams zu sechs Personen eingeteilt und müssen eine technische Aufgabe lösen. Diese kommen von Partnerunternehmen aus der Wirtschaft. Die Akquise ist in jedem Jahr eine leichte Übung: „Die Unternehmen kennen und schätzen das Projekt und kommen meist von sich aus auf die uns zu“, sagt Weychardt. 

In diesem Jahr müssen die Studierenden eine Schreibtischplatte entwickeln, die sowohl mechanisch als auch elektrisch höhenverstellbar ist. Eine durchaus lösbare Aufgabe, so Weychardt. „Die Herausforderung liegt oftmals in der Teamarbeit“, ist der Professor überzeugt. Um die vielen Charaktere zum effizienten Arbeiten zu bringen, untergehen die Studierenden zum Beginn des Projektes einen Persönlichkeitstest, erklärt Weychardt: „Es gibt verkopfte Studierende mit großartigen Ideen, Strategen und die, die gern die Gruppenführung übernehmen – ähnlich wie in der Arbeitswelt.“ Für eine realitätsnahe Simulation eines Arbeitskontextes gilt es deshalb, die verschiedenen Stärken gleichmäßig auf die Gruppen zu verteilen.

Anny Fischer ist einer von sechs Coaches aus dem Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, die die Gruppen unterstützen. Die Master-Studentin ist überzeugt von dem Projekt und hat einen der beliebten Coaching-Plätze ergattern können. „Gerade in meinem Studium Forschung, Entwicklung und Management in Sozialer Arbeit, Rehabilitation und Gesundheit oder Kindheitspädagogik macht die Teilnahme als Coach in einem Projekt wie diesem Sinn“, sagt sie. Die Einblicke, die sie durch startIng! in die Leitung von Arbeitsgruppen gewinnt, ergänzen Erfahrungen, die sie bereits im Ehrenamt hat sammeln können.

Zur Gruppe, die Fischer betreut, gehört auch David Thomsen. Er studiert Schiffbau und Maritime Technik und hat sich gleich aus mehreren Gründen bei startIng! angemeldet: Zum einen möchte er feststellen, wie er unter Zeitdruck im Team arbeitet und zum anderen seine Studienwahl auf den Prüfstand stellen. Nach eineinhalb Tagen wagt er einen ersten Zwischenstand: „Gerade die Dynamik in unserem Team gefällt mir gut.“ Zwar merkt der Student den Zeitdruck, der ihm und seinen Teammitgliedern im Nacken sitzt – dieser motiviert ihn aber auch. Auch auf Kosten der Mittagspause.

Knapp eine Arbeitswoche haben die Studierende Zeit für ihre Aufgabe. Bis zur Abschlusspräsentation am Montag, 7. November 2022, werden sie noch viel lernen über ihr Studium, die Arbeit mit ihren Teampartner*innen und sich selbst.

© Fachhochschule Kiel