In einem Foyer stehen Menschen in der Mitte ein Roboter.© O. Pa­lin­ko
Han­Di­Rob soll Men­schen zur Des­in­fek­ti­on der Hände ani­mie­ren.

Deutsch-dä­ni­sches For­schungs­pro­jekt hat in­tel­li­gen­ten Ro­bo­ter zur Hand­des­in­fek­ti­on ent­wi­ckelt

von Frau­ke Schä­fer

For­scher*innen der Uni­ver­si­tät zu Lü­beck, der Fach­hoch­schu­le (FH) Kiel und der Süd­dä­ni­schen Uni­ver­si­tät Oden­se haben im Rah­men des In­ter­reg-Pro­jek­tes „Hand Dis­in­fec­tion Robot – Han­Di­Rob“ einen in­tel­li­gen­ten so­zia­len Ro­bo­ter ent­wi­ckelt, der Hand­des­in­fek­ti­ons­mit­tel an­bie­tet und des­sen Nut­zung be­lohnt. Der Ro­bo­ter könn­te in Kli­ni­ken die Prä­ven­ti­on gegen In­fek­ti­ons­krank­hei­ten un­ter­stüt­zen. Die kor­rek­te Des­in­fek­ti­on von Hän­den ist vor allem in Kran­ken­häu­sern sehr wich­tig. Bun­des­weit in­fi­zie­ren sich rund 500.000 Men­schen wäh­rend eines Auf­ent­halts in Kli­ni­ken, für ge­schätz­te 15.000 Pa­ti­ent*innen endet dies töd­lich. 

„Hallo möch­ten Sie Ihre Hände des­in­fi­zie­ren?“ Mit die­ser Frage wen­det sich der rund 1,50 Meter große Ro­bo­ter an Per­so­nen in sei­nem Um­feld. Große be­weg­li­che Augen auf dem Dis­play un­ter­strei­chen seine freund­li­che Auf­for­de­rung. Nut­zen die An­ge­spro­che­nen das an­ge­bo­te­ne Des­in­fek­ti­ons­mit­tel, be­dankt sich der Ro­bo­ter mit einem freund­li­chen Blin­zeln: „Vie­len Dank – auf Wie­der­se­hen!“ 

Bei der Ent­wick­lung des Ro­bo­ters, er­klärt Prof. Fran­zis­ka Uhing von der FH Kiel, habe das Team viel Auf­merk­sam­keit auf die Ge­stal­tung des Dis­plays ver­wen­det: „Wir wis­sen, dass eine mensch­li­che An­mu­tung wie Augen die In­ter­ak­ti­on von Ro­bo­ter und Men­schen be­güns­tigt. Des­we­gen sind auf dem Dis­play Augen zu sehen, die sich nicht nur be­we­gen, son­dern auch mi­misch ver­än­dern kön­nen.“ 

Dä­ni­sche Pro­jekt­grup­pe ent­wi­ckel­te Trans­port­platt­form

Wäh­rend die Pro­jekt­grup­pe der FH Kiel u. a. für das In­ter­face zu­stän­dig war und das Team an der Uni­ver­si­tät zu Lü­beck den Des­in­fek­ti­ons­ro­bo­ter ent­wi­ckelt hat, küm­mer­ten sich die Kol­leg*innen der Süd­dä­ni­schen Uni­ver­si­tät in Oden­se um die Kon­struk­ti­on der mo­bi­len Ein­heit des Han­DiRobs. „Wir haben eine selbst­fah­ren­de Trans­port­platt­form ent­wi­ckelt, die den Des­in­fek­ti­ons­ro­bo­ter durch den Raum be­wegt. Sie bringt ihn nicht nur zu den Men­schen, son­dern auch zu einer La­de­sta­ti­on. Hier wird der Ro­bo­ter mit En­er­gie oder Des­in­fek­ti­ons­mit­tel ver­sorgt“, er­klärt Oskar Pa­lin­ko, Pro­jekt­lei­ter und As­sistant Pro­fes­sor. „Wir woll­ten einen mög­lichst kom­pak­ten Ro­bo­ter bauen, der aber den­noch ge­nü­gend Stand­fes­tig­keit hat, um nicht um­zu­kip­pen.“

Das Zu­sam­men­spiel der bei­den au­to­no­men Ein­hei­ten im be­leb­ten Raum funk­tio­niert bis­her über op­ti­sche Sen­so­ren. Das Team um Oskar Pa­lin­ko tes­te­te in ver­schie­de­nen Räu­men, wie gut die Trans­port­platt­form Räume kar­to­gra­fie­ren kann und even­tu­el­le Hin­der­nis­se wie Säu­len er­kennt. So konn­ten die For­scher*innen her­aus­fin­den, wel­che Sen­so­ren be­nö­tigt wer­den und wel­che Licht­ver­hält­nis­se einen si­che­ren und rei­bungs­lo­sen Be­trieb be­güns­ti­gen.

Pra­xis­tests zei­gen: Ak­ti­ve An­spra­che er­höht Be­reit­schaft zur Des­in­fek­ti­on

Um Rück­mel­dun­gen von Nut­zer*innen zu er­hal­ten, die Mo­du­le an­zu­pas­sen und die An­wend­bar­keit zu be­wei­sen, er­prob­te die For­schungs­grup­pe die Ro­bo­ter-Mo­du­le an zwei un­ter­schied­li­chen Kran­ken­häu­sern: dem dä­ni­schen Oden­se Uni­ver­si­täts­hos­pi­tal und dem Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Schles­wig-Hol­stein, (Cam­pus Lü­beck, Kli­nik für Or­tho­pä­die und Un­fall­chir­ur­gie).

Die Pra­xis­tests haben ge­zeigt, dass sich An­ge­spro­che­ne eher ihre Hände des­in­fi­zie­ren, wenn sie aktiv durch Han­Di­Rob an­ge­spro­chen wer­den. Das Zu­sam­men­spiel meh­re­rer Ele­men­te be­güns­tigt die In­ter­ak­ti­on zwi­schen Mensch und Ro­bo­ter:

•         Eine Dreh­be­we­gung in Rich­tung der Per­son,

•         Hal­ten von Au­gen­kon­takt und mi­mi­sche Re­ak­tio­nen,

•         re­agie­ren­des LED-Licht im Be­reich des Des­in­fek­ti­ons­spen­ders.

In Lü­beck ana­ly­sier­te das Pro­jekt­team zudem mit Schwarz­licht, wie gründ­lich Nut­zer*innen ihre Hände des­in­fi­zier­ten. Un­ter­sucht wurde dabei auch, ob der Ein­satz von Vi­deo­an­lei­tun­gen einen Mehr­wert bie­tet. Die Vi­deo­an­lei­tung im Ro­bo­ter­dis­play zeig­te die rund 30 Se­kun­den dau­ern­de Hand­des­in­fek­ti­on Schritt für Schritt, er­klärt Dr.-Ing. Ro­bert Wend­landt von der Uni­ver­si­tät zu Lü­beck: „Wir muss­ten fest­stel­len, dass die Hand­des­in­fek­ti­on immer als zeit­rau­bend wahr­ge­nom­men wurde. Die Be­reit­schaft, der An­lei­tung zu fol­gen, war aber deut­lich zu er­ken­nen.“

Han­Di­Rob bie­tet die Mög­lich­keit, ein kon­ti­nu­ier­li­ches Trai­ning der op­ti­ma­len Hand­des­in­fek­ti­ons­tech­nik für Mit­ar­bei­ter*innen und Be­su­cher*innen im Kran­ken­haus­um­feld an­zu­bie­ten. Die­ses kon­ti­nu­ier­li­che Trai­ning stellt si­cher, dass die rich­ti­gen Ver­fah­ren und Tech­ni­ken be­rück­sich­tigt wer­den, um eine si­che­re und hy­gie­ni­sche Um­ge­bung zu schaf­fen. Eine zu­künf­ti­ge Er­wei­te­rung mit Ga­mi­fi­ka­ti­on-Ele­men­ten könn­te den Vor­gang kurz­wei­li­ger und in­ter­ak­ti­ver ge­stal­ten, was zu einer hö­he­ren Mo­ti­va­ti­on und En­ga­ge­ment führt.        

Han­Di­Rob wurde ge­för­dert durch In­ter­reg Deutsch­land-Dan­mark mit Mit­teln des Eu­ro­päi­schen Fonds für re­gio­na­le Ent­wick­lung. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen über In­ter­reg Deutsch­land-Dan­mark unter www.​interreg5a.​eu.

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