drei Frauen© J. Kö­nigs

Deutsch fürs Leben

von viel.-Re­dak­ti­on

„Kennst du viele Spra­chen, hast du viele Schlüs­sel für ein Schloss“, sagte ein­mal der fran­zö­si­sche Phi­lo­soph und Schrift­stel­ler Vol­taire.

Den Schlüs­sel, der das Schloss zum Leben und Stu­die­ren in Deutsch­land öff­net, hält das Team des Lehr­ge­biets „Deutsch als Fremd­spra­che“ (DaF) vom ZSIK der FH Kiel be­reit. Vic­to­ria Re­bens­burg, Anna Jä­sche und Ga­brie­le Braun sind haupt­amt­lich dafür ver­ant­wort­lich, in­ter­na­tio­na­le Stu­die­ren­de in der deut­schen Spra­che zu för­dern. Ge­mein­sam kon­zi­pie­ren und rea­li­sie­ren die drei Frau­en Sprach­kur­se auf ver­schie­de­nen Ni­veau­stu­fen, pla­nen und be­glei­ten Ver­an­stal­tun­gen und Ex­kur­sio­nen und geben dabei ein Stück deut­scher Kul­tur an ihre Schütz­lin­ge wei­ter.

„Mein Schwer­punkt sind die fach­be­reichs­über­grei­fen­den Kurse für die ERAS­MUS-Stu­die­ren­den un­se­rer Hoch­schu­le“, be­rich­tet Vic­to­ria Re­bens­burg. „Ich bin für den stu­di­en­vor­be­rei­ten­den In­ten­siv­kurs für alle In­co­mings ver­ant­wort­lich.“

In die­sen zwei Wo­chen vor Se­mes­ter­be­ginn er­wer­ben und er­wei­tern die in­ter­na­tio­na­len Stu­die­ren­den nicht nur ihre Deutsch­kennt­nis­se, son­dern fin­den auch als Grup­pe zu­sam­men: Ge­mein­sam neh­men sie an lan­des­kund­li­chen Ver­an­stal­tun­gen teil, un­ter­neh­men Ex­kur­sio­nen nach Ham­burg und in den Klet­ter­gar­ten für ein Team­trai­ning, ma­chen einen Stadt­rund­gang durch Kiel. Diese Zeit sei be­reits prä­gend für die Dy­na­mik in der Grup­pe, er­klärt Re­bens­burg. Nach dem Ken­nen­ler­nen ver­tei­len sich alle Stu­die­ren­den ni­veau­spe­zi­fisch auf die Kurse des DaF-Be­reichs. Re­bens­burg über­nimmt über­wie­gend die Fort­ge­schrit­te­nen­kur­se im Spra­chen­be­reich C1.

„Ein be­son­de­res Ge­biet mei­ner Ar­beit ist dazu noch die Test-DaF-Prü­fung“, er­läu­tert sie. „Aus­län­di­sche Stu­di­en­an­wär­ter und Stu­di­en­an­wär­te­rin­nen kön­nen mit die­sem Test ihre Deutsch­kennt­nis­se nach­wei­sen. Un­se­re ERAS­MUS-Stu­die­ren­den brau­chen die­sen Test nicht, haben aber die Mög­lich­keit, diese Prü­fung bei uns ab­zu­le­gen.“

Ihre Kol­le­gin Anna Jä­sche, seit einem Jahr dabei und die jüngs­te im DaF-Team, hat ihren Schwer­punkt im A-Be­reich. „Ich habe so­wohl An­fän­ger­kur­se mit den ERAS­MUS-Stu­die­ren­den als auch mit jenen in­ter­na­tio­na­len Stu­die­ren­den, die an der FH die eng­lisch­spra­chi­gen Mas­ter-Stu­di­en­gän­ge In­for­ma­ti­on En­gi­nee­ring oder In­dus­tri­al En­gi­nee­ring ab­sol­vie­ren.“

Ga­brie­le Braun ist eben­falls in die­sem Be­reich schwer­punkt­mä­ßig tätig. „Diese Mas­ter-Stu­die­ren­den blei­ben für vier Se­mes­ter, an­ders als die ERAS­MUS-Stu­die­ren­den, die meis­tens für ein oder zwei Se­mes­ter an un­se­rer Hoch­schu­le stu­die­ren. Viele von ihnen kön­nen wenig bis gar kein Deutsch und bauen ihre Kennt­nis­se im Rah­men ihres Stu­di­ums sys­te­ma­tisch bei uns auf.“ Von A bis zum Ni­veau B1 oder B2 un­ter­stüt­zen Braun und Jä­sche die in­ter­na­tio­na­len Stu­die­ren­den. Ei­ni­ge von ihnen schaf­fen es sogar in die weit fort­ge­schrit­te­nen C-Kurse.

„Grund­sätz­lich geht es immer darum, die Stu­die­ren­den bei der Be­wäl­ti­gung ihres Le­bens in Deutsch­land und im Stu­di­en­all­tag zu un­ter­stüt­zen“, re­sü­miert Braun.

Das In­ter­es­se am An­ge­bot der drei Frau­en ist groß: Alle „In­ter­na­tio­nals“ in­te­grie­ren die DaF-Kurse in ihren Stun­den­plan. Auch dann, wenn ein Modul erst um 20.00 Uhr endet. Re­bens­burg: „Ob mit oder ohne Credit Points, die Stu­die­ren­den sind mo­ti­viert dabei, wol­len mit­ma­chen und ler­nen.“

Auch die drei Frau­en ge­nie­ßen ihre Ar­beit mit den Stu­die­ren­den, tref­fen dabei aber auch auf Her­aus­for­de­run­gen. „Ge­ra­de bei den An­fän­gern ist es schwer, den Un­ter­richt kom­plett auf Deutsch zu ma­chen, weil jeder mit un­ter­schied­li­chen Vor­kennt­nis­sen an­kommt und wir alle in­te­grie­ren wol­len“, sagt Anna Jä­sche. „Wir haben oft sehr he­te­ro­ge­ne Grup­pen in Bezug auf die Her­kunfts­län­der“, so Jä­sche. „Da etwas über die Kul­tur zu ler­nen ist für die Grup­pe und für mich sehr span­nend.“

Ga­brie­le Braun stimmt ihrer Kol­le­gin zu. Auch sie emp­fin­de die sprach­li­chen und kul­tu­rel­len Un­ter­schie­de, aber auch die Not­wen­dig­keit, sich weit­ge­hend nach den Stun­den­plä­nen aller Stu­die­ren­den zu rich­ten, als „kniff­lig“.

„Die He­te­ro­ge­ni­tät ist gleich­zei­tig auch das große Glück un­se­rer Ar­beit“, be­tont Vic­to­ria Re­bens­burg. „Sie ist das Reiz­vol­le, das, was uns Spaß macht und uns er­mög­licht, immer wie­der Neues zu ent­de­cken.“

Kamen die Stu­die­ren­den frü­her weit­ge­hend aus Län­dern wie z. B. Frank­reich, Spa­ni­en und Polen, seien in­zwi­schen auch viele an­de­re Län­der und Kon­ti­nen­te ver­tre­ten; Her­kunfts­län­der seien nun au­ßer­dem Ge­or­gi­en, Me­xi­ko, Ma­rok­ko, Ni­ge­ria, In­di­en, Nepal, China, Süd­ko­rea und viele an­de­re. „Da­durch bleibt es immer span­nend“, sind sich die Frau­en einig.

Zum Ende jeden Se­mes­ters freu­en sich Anna Jä­sche, Ga­brie­le Braun und Vic­to­ria Re­bens­burg über die Lern­er­fol­ge ihrer Stu­die­ren­den.

„Für mich per­sön­lich ist es toll, wenn ich sehe: Ja, meine Stu­die­ren­den haben nicht nur die Klau­sur ge­schafft, son­dern sind auch in der Lage, in ihrem All­tag auf Deutsch zu kom­mu­ni­zie­ren“, fin­det Jä­sche.

Auch der Zu­sam­men­halt der Grup­pen sei be­we­gend zu be­ob­ach­ten, sagt Re­bens­burg. „In der kur­zen Zeit fin­det ein deut­li­cher Rei­fungs­pro­zess statt. Die Stu­die­ren­den keh­ren nach ein, zwei Se­mes­tern we­sent­lich selbst­be­wuss­ter und selbst­stän­di­ger in ihre Hei­mat­län­der zu­rück ... da ist dann ganz viel pas­siert.“

Da die drei Frau­en des DaF-Be­reichs in engem Kon­takt zu den Teil­neh­men­den ihrer Deutsch­kur­se ste­hen, sind die Ab­schie­de nicht immer leicht. Ehe­ma­li­ge Teil­neh­men­de mel­den sich oft zu­rück: Sie bli­cken auf ihre Zeit an der FH Kiel zu­rück, be­rich­ten von ihren neuen Plä­nen oder von einem Prak­ti­kums- bzw. Ar­beits­platz in Deutsch­land, den sie dank ihrer er­wor­be­nen Deutsch­kennt­nis­se be­kom­men haben. Braun: „Wir freu­en uns dann, dass die Ver­bin­dung zu Kiel und zur deut­schen Spra­che er­hal­ten bleibt. Das ist das Nach­hal­ti­ge, was wir dann spü­ren.“

Auch Re­bens­burg ist sich si­cher, mit den DaF-An­ge­bo­ten viel zu be­wir­ken. „Wir ver­su­chen, viel von der deut­schen Kul­tur zu ver­mit­teln und zu­gleich den in­ter­kul­tu­rel­len Aus­tausch zu in­iti­ie­ren und zu för­dern.“

Von Re­bens­burgs An­sin­nen zeu­gen auch die Verse, die ei­ni­ge ERAS­MUS-Stu­die­ren­de im Win­ter­se­mes­ter 2018/2019 ver­fasst haben:

Know­ledge is why we came

Inter­na­tio­nal is who we are

Expe­ri­ence is why we stay

Love is why we’ll come again

Gibt es einen Tipp, an den sich alle in­ter­na­tio­na­len Stu­die­ren­den hal­ten könn­ten? „Von An­fang an dran­blei­ben“, sagt Ga­brie­le Braun. „Die deut­sche Spra­che ist das Ein­tritt­sti­cket für ein freud­vol­les, ge­lun­ge­nes Leben in Deutsch­land.“

Und si­cher auch ein Schlüs­sel für ein ganz be­son­de­res Schloss.

Julia Kö­nigs

© Fach­hoch­schu­le Kiel