Eine Frau© R. Freese
Nach ihrer Ausbildung in einer Zimmerei hat Clara Wackernagel ein Architektur-Studium an der FH Kiel begonnen.

Die bauliche Umwelt kreativ gestalten

von Joachim Kläschen

Dass es eines Tages ein Architektur-Studium sein sollte, war Clara Wackernagel früh klar. „Die Möglichkeit, Umwelt für Menschen zu gestalten und gemeinsam mit anderen im Team kreativ zu arbeiten, haben mich besonders fasziniert“, erklärt die 22-jährige aus Eutin. Da viele Hochschulen ein Vorpraktikum zur Bedingung für das Architektur-Studium machten, unternahm die junge Frau nach dem Schulabschluss zunächst einen Abstecher in die Berufswelt. Es kristallisierte sich während des Praktikums eine Planänderung heraus.

„Mir hat das Praktikum in der Zimmerei so viel Spaß gemacht, dass ich mich zu einer Ausbildung entschlossen habe“, erzählt Wackernagel. Ein wenig mag hineingespielt haben, dass ihr Umfeld ihr riet, vor dem Studium zunächst ein wenig Berufserfahrung zu sammeln. Allerdings zeigt ihre begeisterte Rückschau, dass die Ausbildung einfach zu ihr passte: „Die Tätigkeit mit den Händen, das gemeinschaftliche Arbeiten im Team und der Umgang mit großen Maschinen – es hat einfach alles Spaß gemacht und sich richtig angefühlt.“ Im Sommer 2023 hatte sie ihren Gesellenbrief unter Dach und Fach.

Für ihr Studium bewarb sich Wackernagel in Lübeck, Hamburg, Wismar und Kiel, wobei sie schließlich die Zusage aus ihrer Wahlheimat erhielt. „Es hat mich sehr gefreut, dass es schließlich Kiel geworden ist“, erzählt die Studentin. „Ich finde die Anbindung an das Institut für Bauwesen in Kiel spannend, denn so lernen wir Baustoffkunde und Tragwerkslehre aus erster Hand. Und auch, dass ich dabei sein kann, wie ein neuer Studiengang sich entwickelt, ist für mich eine spannende Sache, die ich nur in Kiel erleben kann.“

Was ihr im Kieler Architekturstudium besonders gefällt, ist das intensive, abwechslungsreiche Lernen: „Wir arbeiten in kleinen Gruppen und sehr eng mit den Dozentinnen und Dozenten zusammen. Im ersten Semester ging es beispielsweise darum, in einem Kreativprozess für einen Ort unserer Wahl ein architektonisches Modell zu entwerfen. Während dieses Prozesses haben wir intensiv über Gestalten und Entwerfen reflektiert und in einem Entwurfstagebuch dokumentiert.“ Auch das Arbeitsklima in ihrem Studiengang liegt Wackernagel: „Es gibt viel Feedback. Auch im Hinblick auf das Studium werden Rückmeldungen aufgenommen, damit das Studienangebot den Bedürfnissen der Studierenden entsprechend weiterentwickelt werden kann, damit es bestmöglich zu den Erwartungen der Studierenden passt“, resümiert die Zimmerin über ihr erstes Semester.

Dass sie zunächst eine Ausbildung absolviert hat und bereits im ersten Semester viel Fachverständnis besitzt, zahlt sich für die junge Frau aus. Allerdings sieht sie im Kreise ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen, dass viele Wege in das Studium führen. „Vieles kann man nachholen und lernen“, weiß Wackernagel. „Zeichnen zu können, ist beispielsweise keine Voraussetzung. Im Seminar ‚Freihandzeichnen‘ wird uns schon im ersten Semester vermittelt, wie wir schnell und unvermittelt skizzieren und Räume erfassen und festhalten.“

Selbst beurteilt Wackernagel ihr Studium als fordernd: „Vor allem, wenn man Ergebnisse sehen möchte, die einen selbst zufrieden stellen, nimmt das viel Zeit in Anspruch. Aber es ist auch ein tolles Gefühl, aus einer offenen Haltung und durch kreatives Ausprobieren zu einem konkreten Ergebnis zu gelangen.“ So spricht die 22-Jährige dann am Ende auch eine Architektur-Empfehlung aus: „Wer Freude daran hat, kreativ zu sein und Handarbeit nicht scheut; wer im Team mit anderen lösungsorientiert arbeiten will und viel Liebe zum Detail besitzt, für den ist ein Architektur-Studium das Richtige.“

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