Jorge Peters schreibt seine Bachelor-Arbeit in China.© J. Pe­ters
Jorge Pe­ters schreibt seine Ba­che­lor-Ar­beit in China.

In China zum Dop­pel­ab­schluss

von Joa­chim Kläschen

Wäh­rend des Stu­di­ums eine Zeit im Aus­land zu ver­brin­gen, ist nicht nur eine will­kom­me­ne Mög­lich­keit dem nor­di­schen Win­ter zu ent­flie­hen. Aus­lands­auf­ent­hal­te er­öff­nen auch Ein­bli­cke in an­de­re Kul­tu­ren und deren Ei­gen­hei­ten – zudem eine dif­fe­ren­zier­te Sicht­wei­se auf das Her­kunfts­land, das man neu be­wer­ten lernt.

Um sei­nen Ho­ri­zont zu er­wei­tern, nahm Jorge Pe­ters an der Shang­hai CDHAW Sum­mer School teil. Im An­schluss stu­dier­te Pe­ters ein Se­mes­ter an der re­nom­mier­ten chi­ne­si­schen Tong­ji-Uni­ver­si­tät. Mit dem Cam­pus­blog spricht der Wirt­schafts­in­ge­nieur­we­sen-In­ter­na­tio­na­ler-Ver­trieb-und-Ein­kauf-Stu­dent über seine Ein­drü­cke.

Cam­pus­re­dak­ti­on (CR): Wie sind Sie auf die CDHAW-Sum­mer­school auf­merk­sam ge­wor­den und warum haben Sie teil­ge­nom­men?

Jorge Pe­ters (JP): Auf das Sum­mer-School-Pro­gramm der CDHAW bin ich wäh­rend mei­nes Stu­di­ums an der FH durch einen mei­ner Pro­fes­so­ren auf­merk­sam ge­wor­den, da die­ser den Dop­pel­ab­schluss, sowie die Sum­mer School be­wor­ben hat. Die frem­de Kul­tur und der Drang nach neuen Er­fah­run­gen haben mich im An­schluss dazu be­wegt, an der Sum­mer School teil­zu­neh­men. Das Pro­gramm der Sum­mer School fand ich auch äu­ßerst in­ter­es­sant, da es einen guten Kom­pro­miss zwi­schen Lehr­in­hal­ten in Form von China-spe­zi­fi­schen Vor­le­sun­gen und Kul­tur­pro­gramm ge­bo­ten hat.

CR: Warum woll­ten Sie nach dem Ende der Sum­mer School noch in China blei­ben?

JP: Die Sum­mer School hat mir im Jahr 2023 ein ganz neues, vor­her un­be­kann­tes Bild von China ver­mit­telt. Die Er­fah­run­gen, die ich in den drei Wo­chen wäh­rend der Sum­mer School sam­meln konn­te, waren mir ein­fach nicht genug. Im An­schluss habe ich mich dann auf das Dop­pel­ab­schluss-Pro­gramm be­wor­ben, da es eine klas­se Mög­lich­keit bie­tet, sich in­ter­kul­tu­rell wei­ter­zu­bil­den und neue Er­fah­run­gen zu sam­meln – mit dem Bonus die Ba­che­lor-The­sis im Aus­land zu schrei­ben und zwei Ab­schlüs­se mit einer Ar­beit zu er­hal­ten.

CR: Wenn Sie Ihre Zeit an der FH Kiel und an der Tong­ji-Uni­ver­si­tät ge­gen­über­stel­len – was sind die grö­ß­ten Un­ter­schie­de hin­sicht­lich des Stu­di­ums?

JP: Der wahr­schein­lich grö­ß­te Un­ter­schied an der Tong­ji-Uni­ver­si­tät war der stän­di­ge Kon­takt mit in­ter­na­tio­na­len Stu­den­ten. Da­durch, dass man in den Vor­le­sun­gen, sowie im Stu­den­ten­wohn­heim auf dem Cam­pus immer mit in­ter­na­tio­na­len Stu­den­ten zu tun hat und zu­sam­men ar­bei­tet, merkt man schnell, wie sehr der in­ter­na­tio­na­le Aus­tausch das Ler­nen be­rei­chert und sich die Lehr­me­tho­den sowie die Grup­pen­dy­na­mik von denen an der Hei­mat­uni­ver­si­tät un­ter­schei­den. Was für mei­nen Stu­di­en­gang Wirt­schafts­in­ge­nieur­we­sen In­ter­na­tio­na­ler Ver­trieb und Ein­kauf be­son­ders war, war der Auf­bau der Vor­le­sun­gen. An­statt nur Vor­trä­gen zu­zu­hö­ren, be­stand ein Gro­ß­teil des Un­ter­richts aus Grup­pen­ar­bei­ten, in denen Lehr­in­hal­te selbst er­ar­bei­tet und im An­schluss vor­ge­stellt und dis­ku­tiert wur­den.

CR: Was hat Sie hin­sicht­lich der chi­ne­si­schen All­tags­kul­tur am meis­ten po­si­tiv über­rascht und mit wel­chen Ei­gen­hei­ten muss­ten Sie erst ler­nen, sich zu ar­ran­gie­ren?

JP: Wenn man das erste Mal nach China kommt, ist man total über­wäl­tigt, wie ein­fach der All­tag zu be­wäl­ti­gen ist – und das auch als In­co­ming-Stu­dent. Alles im All­tag kann man di­gi­tal er­le­di­gen. Von der Be­zah­lung via QR-Code, über das Aus­lei­hen von Fahr­rä­dern, bis hin zum Be­stel­len von Essen im Re­stau­rant funk­tio­niert alles per Smart­pho­ne in einer App. Ich denke, die grö­ß­ten Hür­den, die man neh­men muss, sind die Sprach­bar­rie­ren und das Essen. Die meis­ten Chi­ne­sen und Chi­ne­sin­nen spre­chen (wenn über­haupt) nur wenig Eng­lisch, häu­fig muss hier ein Über­set­zer aus­hel­fen. Das Essen un­ter­schei­det sich sehr von dem, was wir aus Deutsch­land ge­wohnt sind. Die chi­ne­si­sche Küche hat aber eine große Aus­wahl an le­cke­ren Ge­rich­ten zu bie­ten und man ge­wöhnt sich schnell daran; und ja, auch mit Stäb­chen zu essen kann man schnell ler­nen.

CR: Ge­gen­wär­tig ma­chen Sie ein Prak­ti­kum und schrei­ben an Ihrer Ba­che­lor-The­sis. Worum geht es dabei und hat Ihre Zeit in China einen Ein­fluss dar­auf?

JP: Ich mache mein Prak­ti­kum bei der ZF Fried­richs­ha­fen AG, wel­che auch in Shang­hai an meh­re­ren Stand­or­ten an­säs­sig ist. Das Thema mei­ner Ba­che­lor-The­sis ist die In­te­grie­rung von Künst­li­cher In­tel­li­genz in einen di­gi­ta­len Zwil­ling, also ein di­gi­ta­les Ab­bild eines Pro­duk­tes oder sogar eines gan­zen Pro­duk­ti­ons­pro­zes­ses. Meine Zeit in China hat kei­nen Ein­fluss auf das Thema oder die The­sis selbst ge­nom­men. Ich schrei­be die The­sis an­hand der Kri­te­ri­en, die von der Tong­ji-Uni­ver­si­tät vor­ge­ge­ben wur­den und diese wird im An­schluss an der FH Kiel an­ge­rech­net. So­bald mein Aus­lands­auf­ent­halt be­en­det ist, halte ich durch das Dop­pel­ab­schluss-Pro­gramm so­wohl den Ab­schluss an der FH Kiel als auch den der Tong­ji-Uni­ver­si­tät in den Hän­den.


Auch in die­sem Jahr fin­det ab dem 8. Sep­tem­ber wie­der eine Shang­hai CDHAW Sum­mer School statt. Sie steht allen ein­ge­schrie­be­nen Stu­die­ren­den, aller Stu­di­en­gän­ge offen und kann Ba­che­lor-Stu­die­ren­den mit bis zu 3 ECTS an­ge­rech­net wer­den. An einer Teil­nah­me In­ter­es­sier­te kön­nen sich auf die­ser Web­site über die Ver­an­stal­tung in­for­mie­ren. Die Be­wer­bungs­frist für die Sum­mer School 2025 endet am 23. Mai 2025.

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