Eine große Gruppe Rennfahrer:innen und dahinter eine noch größere Gruppe Partizipierende.© FSG Media
Die Teams der For­mu­la Stu­dent Ger­many 2015

Er­fah­rungs­be­richt zur For­mu­la Stu­dent Ger­many 2015

von viel.-Re­dak­ti­on

Mit dem glei­chen Ziel ver­sam­mel­ten sich vom 28. Juli bis 02. Au­gust 2015 5.000 Stu­die­ren­de aus aller Welt auf dem Ho­cken­heim­ring für das zehn­te For­mu­la Stu­dent Ger­many (FSG) Event. Das Ziel? Den selbst­kon­stru­ier­ten Renn­wa­gen in ver­schie­de­nen Dis­zi­pli­nen ganz nach vorne zu brin­gen. Auch wir waren als For­mu­la-Stu­dent-Team der Fach­hoch­schu­le Kiel (FH Kiel) wie­der mit dabei und muss­ten uns ei­ni­gen Her­aus­for­de­run­gen stel­len bis der Wagen dann end­lich fuhr. Aber fan­gen wir doch am An­fang an.

Hürde 1: Das Scru­ti­nee­ring
Bevor das Auto für das Ren­nen zu­ge­las­sen wer­den konn­te, muss­te es erst das Scru­ti­nee­ring be­stehen – die  tech­ni­sche Ab­nah­me, in der ge­prüft wird, ob der Wagen elek­trisch und me­cha­nisch dem Re­gel­werk ent­spricht. Damit ach­ten die Scru­ti­neers auf seine Si­cher­heit, schlie­ß­lich kön­nen sich alle Team­mit­glie­der mit einer Fahr­erlaub­nis als Fah­re­rin oder Fah­rer be­wer­ben. Das Be­stehen des Scru­ti­nee­ring ist die erste große Hürde, um am Ren­nen teil­neh­men zu kön­nen – die Hälf­te aller E-Teams schei­ter­te die­ses Jahr be­reits hier und auch wir hat­ten un­se­re Pro­ble­me.

Die elek­tri­sche Ab­nah­me lief fast rei­bungs­los, bei der me­cha­ni­schen Ab­nah­me gab es je­doch Kom­pli­ka­tio­nen. Unser Auto „zick­te“ laut un­se­res Fa­cul­ty Ad­vi­sers Hans Thü­ring schon beim Roll­out im Mai und dies zog sich durch die ge­sam­te Sai­son. Umso zi­cki­ger das Auto wurde, desto be­ein­dru­cken­der wurde die Leis­tung un­se­res Teams. Nach zwei Nacht­schich­ten, in denen un­se­re Pit-Crew kaum ein Auge zu mach­te, waren alle Män­gel be­ho­ben und wir be­stan­den das Scru­ti­nee­ring.

Hürde 2: Sta­tics
Der Zeit­plan des Events mach­te je­doch keine Pause für uns. In der Zwi­schen­zeit be­wie­sen wir uns be­reits in den sta­ti­schen Dis­zi­pli­nen. Be­son­ders im Cost Re­port und in der Busi­ness Plan Pre­sen­ta­ti­on konn­ten wir uns im Ver­gleich zum Vor­jahr um ei­ni­ge Punk­te ver­bes­sern.

Im Cost Re­port geht es darum, das Auto so güns­tig wie mög­lich zu ge­stal­ten und dies in einem aus­führ­li­chen Be­richt fest­zu­hal­ten. So muss jede noch so klei­ne Schrau­be do­ku­men­tiert sein. Au­ßer­dem stellt der Be­richt den Real Case vor, indem ein Thema be­ar­bei­tet wird, das jedes Jahr neu aus­ge­wählt wird. Die­ses Mal ging es darum, Wege zu fin­den, wie wir un­se­ren CO2-Fu­ß­ab­druck um 25 Pro­zent ver­rin­gern kön­nen. Dies er­läu­ter­ten Marc Gorn und David Lins sehr ziel­wei­send und brach­ten uns noch­mals neue Punk­te ein.

Bei der Busi­ness Plan Pre­sen­ta­ti­on hat­ten wir die Auf­ga­be, fik­ti­ven In­ves­to­rin­nen und In­ves­to­ren das Ver­mark­tungs­kon­zept für unser Renn­au­to zu ver­kau­fen. Als Kie­ler Team ent­schie­den wir uns dafür, es auf Kreuz­fahrt­schif­fen an­zu­bie­ten. Die­ses Kon­zept kam sehr gut an und auch un­se­re Prä­sen­ta­ti­ons­tech­ni­ken wur­den ge­lobt.

Hürde 3: Dy­na­mics
Wegen der fort­ge­schrit­te­nen Zeit ver­pass­te unser Renn­au­to lei­der den Start in un­se­rer Kö­nigs­dis­zi­plin – der Acel­le­ra­ti­on – konn­te aber den­noch beim Au­to­cross star­ten. Lukas Mohr fuhr den engen, kur­vi­gen Par­cours und be­schrieb das Ge­fühl als „un­glaub­lich“. Die Zeit von rund 81 Se­kun­den brach­te uns dann auch un­se­re ers­ten Punk­te in dy­na­mi­schen Dis­zi­pli­nen ein. Nun war der Ehr­geiz für die En­du­ran­ce, das 22 Ki­lo­me­ter lange Ren­nen, ge­weckt und unser Team nutz­te seine letz­ten En­er­gie­re­ser­ven, um das Auto start­klar zu ma­chen.

Am nächs­ten Tag war es so­weit. Unser Renn­wa­gen star­te­te in die En­du­ran­ce. Die Eu­pho­rie hielt bis zur drit­ten Runde an, dann scher­te die Ge­trie­be­ab­triebs­wel­le ab – ein Wei­ter­fah­ren war nicht mehr mög­lich. „Von allen Pro­ble­men, die uns hät­ten pas­sie­ren kön­nen, ist das un­wahr­schein­lichs­te ein­ge­tre­ten“, er­zählt Team­chef Karl Kam­bach. „Es han­del­te sich um einen Er­mü­dungs­bruch, den nie­mand von uns hätte ver­hin­dern kön­nen.“

Auf der Ziel­ge­ra­den
Bei der Award Ce­re­mo­ny hatte unser Media-Team je­doch noch eine rie­si­ge Über­ra­schung für alle An­we­sen­den. Zum zehn­ten Ju­bi­lä­um lie­fen wir durch die Pits und stell­ten dem FSG Team schlie­ß­lich ein Ge­burts­tags­vi­deo zu­sam­men. Es war gro­ß­ar­tig die­ses mit 5.000 Stu­die­ren­den und allen Hel­fe­rin­nen und Hel­fern der FSG zu tei­len. Das Team war nicht mehr zu hal­ten und so fand die Woche ein wirk­lich pas­sen­des Ende.

Trotz aller Pro­ble­me, die wir hat­ten, war es den­noch ein wirk­lich er­folg­rei­ches Event, aus dem wir viel mit­ge­nom­men haben und das ist schlie­ß­lich das Ziel eines Kon­struk­ti­ons­wett­be­wer­bes: Feh­ler ma­chen und dar­aus ler­nen. Dies hat unser Team wie­der ein­mal mit Bra­vour ge­meis­tert und wir sehen nun zu­ver­sicht­lich dem nächs­ten Event in Spa­ni­en ent­ge­gen.

Alle, die sich für einen de­tail­lier­te­ren Ab­lauf des Events in­ter­es­sie­ren, kön­nen sich auch noch unser Vi­deo­ta­ge­buch an­se­hen.

Gast­bei­trag von Ri­car­da Mölck

© Fach­hoch­schu­le Kiel