Eine Frau vor einem Plakat© J. Kläschen

FH-Alumna Nathalie Schnoor publiziert zum Thema Einsamkeit

von Joachim Kläschen

Für ihre Bachelor-Arbeit am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit mit dem Thema ‚Einsamkeit im Alter und wie Soziale Arbeit intervenieren kann‘ setzte sich Nathalie Schnoor bereits seit 2018 intensiv mit dem Thema ‚Einsamkeit‘ auseinander; lange bevor das Thema durch die grassierende Corona-Pandemie sowie Verhaltensregeln wie ‚Social Distancing‘ und Quarantäne in den öffentlichen Fokus gerückt ist. „Einsamkeit ist ein spannendes Thema, das auch viele philosophische Fragen berührt“, erklärt die FH-Absolventin. „Das fängt schon mit der Frage an, was Einsamkeit überhaupt ist und wie man den Begriff gegen ähnliche wie ‚Isolation‘ oder ‚Alleinsein‘ abgrenzt.“

Prof. Dr. Jeannette Bischkopf, die die Bachelor-Arbeit der 32-Jährigen betreute, brachte sie auf die Idee, ihre wissenschaftliche Arbeit als Publikation einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Ich fand die Idee gut, denn das Thema gewinnt – gerade durch die anhaltende Corona-Situation – immer mehr an Beachtung und Bedeutung.“ Da wissenschaftliche Arbeiten nur einzelnen Zeitschriften zur Veröffentlichung angeboten werden dürfen, verschaffte sich Nathalie Schnoor gemeinsam mit ihrer Professorin eine Übersicht. Die Wahl fiel auf ‚FORUM sozialarbeit + gesundheit‘, die Fachzeitschrift der Deutschen Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen.

„Die Zusammenarbeit mit dem Fachverlag lief etwas schleppend an. Die Kommunikation verlief ausschließlich über E-Mails und anscheinend sind nicht immer alle angekommen“, lacht Schnoor. „Die größte Herausforderung war es, meine etwa 80-seitige Bachelorarbeit auf knapp vier Seiten einzukürzen. Dabei bestimmte der Verlag, welche Aspekte betont und welche wegfallen sollten.“ Insgesamt verbrachte Nathalie Schnoor vier Feierabende am Schreibtisch, um ihre Arbeit zu einem Artikel umzuschreiben. In der Ausgabe 2.2020 erschien ihr Text unter dem Titel ‚Macht Einsamkeit krank? Einflüsse von Alleinsein und Isolation auf die Gesundheit‘. „Es war viel Arbeit, aber am Ende hat es sich gelohnt, weil meine Arbeit nun im wissenschaftlichen Umfeld bekannter und nützlicher ist.“

Tatsächlich sorgte die Publikation für ein Echo in akademischen Kreisen. Der Fachbereich Sozialwesen der Hochschule RheinMain in Wiesbaden wurde durch den Artikel auf Schnoors Forschung aufmerksam und kontaktierte sie. „Die Hochschule fragte an, ob sie meine Bachelor-Arbeit einsehen könne, weil sie das Thema Einsamkeit stärker im Kolloquium berücksichtigen wolle, es jedoch nur wenig Fachliteratur gab. Da habe ich dann gerne zugestimmt. Auch der Bitte der Hochschule, meine Ergebnisse in den Vorlesungen verwenden zu dürfen. Durch solches Feedback habe ich schon gemerkt, dass sich die Mühe gelohnt hatte.“ Auch sprach die Hochschule eine Einladung an sie aus, an einem Runden Tisch für Expertinnen und Experten zum Thema Einsamkeit teilzunehmen.

Parallel sprach Schnoors Professorin Jeannette Bischkopf mit dem Psychiatrie Verlag, zu dem Kontakt bestand, und machte dort auf die Einsamkeit-Forschung ihrer Absolventin aufmerksam. Der Verlag zeigte sich sehr interessiert und fragte bei Nathalie Schnoor einen Artikel für die Zeitschrift ‚Psychosoziale Umschau‘ an. „Da habe ich sehr gerne zugesagt“, erinnert sich Nathalie Schnoor, „auch weil die Zeitschrift eine ganz andere Ausrichtung hatte und sich nicht an Akademiker, sondern eher an Betroffene richtet.“ Allerdings bedeutete die andere Zielgruppe auch viel Arbeit für Schnoor, die wieder bestimmte Aspekte herausarbeiten und auch die Form komplett ändern musste, da hier die direkte Ansprache an die Leserinnen und Leser Vorgabe war. Ihr Ratgeber-Artikel mit dem Titel ‚Wie kann man sich vor Einsamkeit schützen?‘ erschien in der Ausgabe 3.2020.

„Insgesamt habe ich die Arbeit mit dem Psychiatrie Verlag als sehr angenehm empfunden. Da gab es ausführliche Telefonate und das Team war sehr engagiert, hat mich sogar in die Illustration des Artikels eingebunden“, erinnert sich Schnoor. Zwar waren Belegexemplare auch hier die einzige Gegenleistung, die sie für ihre Arbeit erhielt, aber ihre Forschung im akademischen und populären Rahmen bekannter zu machen, war ihr wichtig. Auch hat sich ihr eine weitere Möglichkeit eröffnet. „Der Psychiatrie Verlag hat mich gefragt, ob ich einen Ratgeber zum Thema ‚Einsamkeit‘ schreiben möchte. Das ist eine Aufgabe, die mich sehr reizt, denn ich schreibe gerne und – wer träumt nicht davon, ein eigenes Buch zu veröffentlichen“, lacht die FH-Absolventin.

Selbst nach ihrem FH-Studium begleitet das Thema ‚Einsamkeit‘ Nathalie Schnoor. Mittlerweile arbeitet sie im städtischen Amt für Soziale Dienste. In einem Team baut sie den neuen Kommunalen Sozialdienst auf. Dabei unterstützt Schnoor vorrangig Menschen in den Kieler Stadtteilen Gaarden, Wellsee und Elmschenhagen, die in ihrer sozialen Teilhabe eingeschränkt sind. In den Quartieren ist sie unter anderem Ansprechpartnerin für Menschen, die Probleme mit dem Ausfüllen von Anträgen haben, aber auch für Themen wie Obdachlosigkeit und Verwahrlosung. „Ich spüre bei meiner Arbeit, das ‚Einsamkeit‘ ein bedeutender Faktor ist. Früher haben Kinder häufiger ihre alternden Eltern unterstützt. Mittlerweile sind aber viele auf sich allein gestellt und mit der Situation überfordert.“

An ihrer Tätigkeit im Amt für Soziale Dienste schätzt Schnoor besonders die Vielfalt der Aufgaben und ihren Gestaltungsspielraum: „Im Team des Kommunalen Sozialdienstes bin ich auch mit Konzeptarbeit verfasst. Gerade erarbeiten wir zusammen mit Informatikern der Dualen Hochschule Schleswig-Holstein eine Software, um unsere Arbeit besser abbilden zu können. Da erfordert die Kommunikation ein ganz anderes Denken.“ Doch auch die Arbeit mit den Betroffenen ist ihr wichtig, wie sie schließlich anmerkt: „Ich erlebe in meiner Arbeit mit Klientinnen und Klienten, dass Einsamkeit allgegenwärtig und eine große gesellschaftliche Herausforderung ist. Allerdings gibt es viele Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken. Wenn man auf Betroffene zugeht und offen ins Gespräch kommt, auch ohne das Thema Einsamkeit direkt anzusprechen, kann man bereits viel Positives erreichen. Das sollte jedem möglich sein.“

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