Zwei junge Männer schieben ein langgezogenes niedriges Fahrzeug mit einem Rotor, in dem ein dritter junger Mann, sitzt auf einem Deich. Am Steuer sitzt Jannik Broß und hinten schieben Erik Semklo und Tjard Schmidt.© H. Manske

FH Kiel erreicht zweiten Platz bei internationalem Gegenwindrennen

von Frauke Schäfer

Beim internationalen Gegenwind-Rennen „Racing Aeolus“ im niederländischen Den Helder erreichte das Team Baltic Thunder der FH Kiel in der vergangenen Woche den zweiten Platz. Erfolgreich war der Bolide, mit dem schon 2010 die Fahrt aufs Siegertreppchen gelang. Am Start in diesem Jahr: Sechs Hochschulen mit sieben Fahrzeugen aus fünf Ländern.

„Hauptsache fahren“ lautete das bescheidene Motto des Baltic-Thunder-Teams, als es vor einer Woche nach Den Helder aufbrach. Hier, an der niederländischen Nordseeküste, findet auf einem 5,3 Kilometer langen Deichabschnitt seit 2008 „Racing Aeolus“ statt, der größte internationale Wettbewerb für Gegenwind-betriebene Fahrzeuge. Die Ausgangssituation war schwierig: Während der Corona-Pandemie war das Team auf zwei Studenten geschrumpft; die beiden Boliden „Baltic Thunder Student“ (BTS) und „Baltic TwinThunder“ (BTT) waren demontiert und eingemottet worden. Die langjährige Leitung, bestehend aus Prof. Peter Schaffarczyk und Prof. Jan Henrik Weychardt, hatte ihren Rückzug angekündigt. Es schien, als sei das Projekt Baltic Thunder nach 15 Jahren am Ende. Doch Anfang 2023 erklärte sich der 2021 berufene Prof. Sten Böhme bereit, die Projektleitung zu übernehmen. „Das Konzept ‚Gegenwindauto‘ ist faszinierend und einzigartig“, erklärt Böhme seine Motivation. „Es eignet sich hervorragend, um Menschen jeder Altersgruppe für Technik zu begeistern. Deswegen war es wichtig, dass das Team bestehen bleibt.“

Das neugeformte Team aus 12 Student*innen verschiedener Fachrichtungen entschied, den deutlich älteren „Baltic Thunder Student“ (BTS) wieder flottzumachen. Als Grundlage des BTS 23 sollte die solide mechanische Basis der beiden Vorgängerautos genutzt werden. DieStudent*innen überarbeiteten die pneumatische Kupplung des Boliden, bauten ein neues Cockpit mit GPS und vielen anderen Anzeigen und Bedienelementen, integrierten Soft- und Hardware für ein automatisches Rotorbremssystem und ergänzten eine neue Lenkung. Die Rotorblätter und deren Montage übernahmen sie vom Nachfolgeboliden, dem „Baltic TwinThunder“. Und nach einem fehlgeschlagenen Testlauf bei stürmischen Bedingungen auf dem Deich in Heidkate reparierte das Team notgedrungen auch noch die Rotoreinfassung.

Diese Mischung aus Alt und Neu sollte sich zum Schlüssel für den Erfolg herausstellen - auch hinsichtlich der Betreuung: Die Professoren Schaffarczyk und Weychardt waren mit dem Team nach Den Helder gereist und standen mit Rat und Tat zur Seite. Und es lief besser als erwartet: Am Montag erhielt der BTS 23 als erster Wagen die Sicherheitsfreigabe für Testfahrten auf dem Deich. Am Dienstag, dem ersten Renntag, holte er Platz 3 im „Drag Race“, einem Beschleunigungsrennen, bei dem jeweils zwei Wagen gegeneinander antreten. An drei Tagen fanden Wertungsläufe in der Kategorie „Endurance“ statt, ein Zeitrennen gegen den Wind. Baltic Thunder schaffte es, an jedem der drei Renntage einen bewerteten Lauf durchzuführen. Dies gelang neben den Kieler*innen nur noch dem späteren Gesamtsieger Chinook aus Kanada.

Entscheidend für den Erfolg in Den Helder war letztendlich die überzeugende Präsentation in der Kategorie „Innovation“. Die Fachjury belohnte die robusten und jeder Zeit einsatzfähigen Systeme; die anderen Teams honorierten die selbstironische Teampräsentation und die Hilfsbereitschaft der Kieler*innen. Am Ende verhalf Platz 2 in dieser Kategorie dem Team der FH Kiel zum zweiten Platz in der Gesamtwertung.

„Das ist ein toller Erfolg, mit dem wir wirklich nicht gerechnet haben“, lautet das Resümee von Prof. Sten Böhme. „Wir sind sehr motiviert weiterzumachen und wollen im nächsten Jahr wieder dabei sein.“

 

 

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