Eine junge Frau steht in einem Hörsaal.© F. Klein
Möchte Frauen aus Afghanistan den Weg ins Studium ebnen: DAAD-Preisträgerin Anita Safi.

FH Kiel verleiht DAAD-Preis an afghanische Masterstudentin

von Frauke Schäfer

Die Studentin Anita Safi erhält auf Vorschlag der Fachhochschule (FH) Kiel 2023 den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für besondere Leistungen ausländischer Studierender. Mit dem Preis ehrt der DAAD die akademischen Leistungen und die Vorbildfunktion der Studentin. Prof. Dr. Björn Christensen, Präsident der FH Kiel, übereichte die mit 1.000 Euro dotierte Auszeichnung heute (21. Dezember 2023). Für sie habe der Preis eine doppelte Funktion, erklärte Anita Safi: Safi „Mit dem Preisgeld möchte ich zwei afghanische Mädchen unterstützen, die im Ausland studieren wollen, und das Geld wird ihnen helfen, ihre Online-Highschool-Ausbildung zu beenden. Außerdem kann ich auf die schreckliche Situation der Frauen in Afghanistan und die schwierige soziale Lage im Iran aufmerksam machen, wo so viele junge Menschen ihr Leben verloren haben, nur weil sie grundlegende Menschenrechte einforderten."

Anita Safi fühlt sich beiden Ländern eng verbunden: Im Iran ist sie geboren, aus Afghanistan stammen ihre Eltern. Um ihr Heimatland kennenzulernen, zog Safi 2014 nach Afghanistan und absolvierte an der American University of Afghanistan in Kabul ein MBA-Programm. Außerdem arbeitete sie in einer internationalen Organisation und unterstützte Kunsthandwerkerinnen bei der Gründung eigener Unternehmen und verschaffte ihnen so Zugang zum internationalen Markt. Während ihrer Arbeit in Afghanistan habe sie viele außergewöhnliche Mädchen und Frauen kennen gelernt, erklärte die 34-Jährige. „Sie waren klug, fleißig und talentiert, doch gesellschaftliche Normen und Einschränkungen hinderten sie daran, ihre Potenziale zu entfalten.“

2019 musste Safi Afghanistan verlassen, weil sie um ihre Sicherheit fürchtete. Ihr Engagement setzte sie dennoch fort. Mit Gleichgesinnten gründete sie das „National Center for Peace and Democracy“ (NCPDO). Mit Bildungsprogrammen, so Safi, wolle die NGO „eine neue Generation von Befürwortern des Friedens und der Entwicklung stärken, mit besonderem Augenmerk auf Frauen“. Als die Machtübernahme der Taliban jegliche Bildungsarbeit im Land unmöglich machte, begannen Safi und ihre Mitstreiter*innen, junge Menschen bei der Aufnahme eines Studiums im Ausland zu unterstützen. Aktuell finanzieren sie u. a. Online-Kurse für Mädchen in Afghanistan, um ihnen einen Highschool-Abschluss zu ermöglichen.

Seit dem Sommersemester studiert Anita Safi den internationalen Masterstudiengang Data Science an der FH Kiel. Zügig, engagiert und mit hervorragenden Noten. Sie fühle sich in Kiel und an der FH sehr wohl, so Anita Safi, und wolle nach dem Studium gerne in Deutschland arbeiten: „Was ich an diesem Land am meisten schätze, ist die Gewissheit, dass harte Arbeit anerkannt und angemessen belohnt wird. Außerdem bietet Deutschland mir die Rechte und die Freiheit, mich sozial zu engagieren und für die Menschenrechte einzutreten. Audrey Lorde hat gesagt: ‘Ich bin nicht frei, solange eine Frau unfrei ist, auch wenn ihre Fesseln ganz anders sind als meine eigenen'. Davon bin auch ich zutiefst überzeugt.“

 

© Fachhochschule Kiel