Frau in Bibliothek, Wolken und Bücher© Pixa­bay

FH-Life-Ba­lan­ce

von viel.-Re­dak­ti­on

Zeit­druck, Prü­fungs­angst, Zu­kunfts­sor­gen: Das Leben in der Stu­di­en­zeit ist nicht immer ein­fach. Im Ka­len­der ste­hen Vor­le­sun­gen, Lern­grup­pen, Se­mi­na­re, Be­ra­tungs­ge­sprä­che und Prak­ti­ka, zu­sätz­lich ar­bei­ten viele Stu­die­ren­de heute in einem Ne­ben­job. Trotz die­ser Be­las­tun­gen ist es mög­lich, den Stu­di­en­all­tag zu meis­tern und gleich­zei­tig klei­ne Ru­he­pha­sen ein­zu­bau­en, um wie­der zu Kräf­ten zu kom­men.

Stu­di­um: Da­mals – heute

Um nach dem Ab­schluss einen si­che­ren, an­ge­mes­sen be­zahl­ten Ar­beits­platz zu fin­den, ist eine gute Aus­bil­dung es­sen­zi­ell. Ge­ra­de des­we­gen in­ves­tie­ren Stu­die­ren­de viel Zeit und En­er­gie in ihre Bil­dung – viel­leicht sogar noch mehr als frü­her. Die stei­gen­den Zah­len der Stu­die­ren­den an den Hoch­schu­len in Deutsch­land zei­gen, dass sich viele über den aka­de­mi­schen Bil­dungs­weg die bes­ten Chan­cen aus­rech­nen. Im glei­chen Zug wächst je­doch der Druck, sich von der Kon­kur­renz ab­zu­he­ben, bes­ser zu sein, als die Kom­mi­li­to­nin­nen und Kom­mi­li­to­nen. Die­ser Leis­tungs­druck lässt oft ent­schei­den­de Über­le­gun­gen in den Hin­ter­grund rü­cken: Stu­die­re ich wirk­lich so, dass ich mich nach mei­nen per­sön­li­chen Nei­gun­gen und In­ter­es­sen rich­te? Oder ori­en­tie­re ich mich aus­schlie­ß­lich am künf­ti­gen Be­darf auf dem Ar­beits­markt? Gibt es viel­leicht zu­sätz­li­che Schrit­te, die ich wäh­rend mei­nes Stu­di­ums un­ter­neh­men kann, die mich eher an mein be­ruf­li­ches Ziel brin­gen, als mich dau­er­haft mit mei­nen Mit­stu­die­ren­den im Wett­be­werb zu be­fin­den?

Der Druck, der auf Stu­die­ren­den las­tet, liegt oft be­reits in der Schul­zeit be­grün­det: Bes­se­re Er­geb­nis­se füh­ren zu bes­se­ren Zeug­nis­sen; bes­se­re Zeug­nis­se zu hö­he­ren Chan­cen; und wer der oder die Beste ist, über­springt viel­leicht sogar eine Klas­sen­stu­fe. Spä­tes­tens im Stu­di­um mer­ken aber auch die Bes­ten: Wenn ich ver­su­che, zwei oder mehr Se­mes­ter gleich­zei­tig zu ab­sol­vie­ren, geht mir die Kraft aus.  

Ei­gent­lich kann sich heut­zu­ta­ge kein/e Stu­die­ren­de/r si­cher sein, dass der Ab­schluss künf­tig dafür sorgt, am Ar­beits­platz ge­fragt zu sein – die Welt ent­wi­ckelt sich ra­sant. Was heute ak­tu­ell er­scheint, kann in fünf Jah­ren schon ver­al­tet sein. Doch genau diese Un­ge­wiss­heit sorgt neben dem stu­di­en­tech­ni­schen Druck zu­sätz­lich dafür, dass Stress auf­ge­baut wird.

Stress: Stu­die­ren­de lei­den unter ge­stie­ge­ner Be­las­tung

Ei­ni­ge re­prä­sen­ta­ti­ve Um­fra­gen unter Stu­die­ren­den konn­ten ver­deut­li­chen, dass sich immer mehr von ihnen über­las­tet füh­len. Bei­spiels­wei­se konn­te die So­zi­al­er­he­bung des Deut­schen Stu­den­ten­werks 2016 („Die wirt­schaft­li­che und so­zia­le Lage der Stu­die­ren­den in Deutsch­land“) be­le­gen, dass von rund 340.000 Stu­die­ren­den 47 Pro­zent mit einer psy­chi­schen Be­ein­träch­ti­gung zu kämp­fen haben. Auch ar­bei­ten mehr als 60 Pro­zent der Stu­die­ren­den ne­ben­bei, um für ihren Le­bens­un­ter­halt auf­zu­kom­men.

Etwa 33 Stun­den im Bach­le­lor- und 30 Stun­den im Mas­ter­stu­di­um brin­gen FH-Stu­die­ren­de für Prä­senz- und Selbst­stu­di­um wö­chent­lich auf, wäh­rend die meis­ten zu­sätz­lich zwi­schen ein und vier Tagen pro Woche ar­bei­ten – nicht nur, um sich zu fi­nan­zie­ren, son­dern auch, um Be­rufs­er­fah­rung zu sam­meln oder zu­künf­ti­ge Prak­ti­ka zu si­chern.

Es lohnt auch ein Blick in die von Stu­die­ren­den am meis­ten ge­nutz­ten Be­ra­tungs­an­ge­bo­te der Hoch­schu­len: Dar­un­ter fal­len Kurse zum Ar­beits- und Zeit­ma­nage­ment, zur Ver­ein­bar­keit von Stu­di­um und Job, Se­mi­na­re zu Prü­fungs­angst, Lern­pro­ble­men, Stu­di­en­zwei­fel und Kon­zen­tra­ti­ons­schwie­rig­kei­ten. 14 Pro­zent aller Be­frag­ten geben auch an, mit man­geln­dem Selbst­wert­ge­fühl und de­pres­si­ven Ver­stim­mun­gen zu kämp­fen zu haben.

Auch der Ge­sund­heits­re­port der Tech­ni­ker Kran­ken­kas­se (TK-Cam­pus­Kom­pass) 2015 spricht für sich: 55 Pro­zent der Stu­die­ren­den geben an, durch Prü­fungs­ängs­te, Ar­beits­pen­sum und Zu­kunfts­sor­gen ge­stresst zu sein.

Si­cher - die Stu­di­en­be­las­tung un­ter­schei­det sich nach Per­sön­lich­keit, Stu­di­en­gang, Fach­be­reich, an­ge­streb­tem Ab­schluss und in­di­vi­du­el­lem Leis­tungs­ni­veau. Trotz­dem kann ins­ge­samt davon ge­spro­chen wer­den, dass Lehr­um­fang, Leis­tungs­druck und An­for­de­run­gen deut­lich ge­stie­gen sind und klare Er­ho­lungs­pha­sen nicht immer mög­lich ma­chen.

Stu­di­um in­di­vi­du­ell kon­zi­pie­ren  

Kör­per­lich und geis­tig ge­sund blei­ben, da­nach stre­ben alle Men­schen bis ins hohe Alter. Wenn die­ses ele­men­ta­re Be­dürf­niss aber schon in jun­gen Jah­ren wäh­rend der Stu­di­en­zeit zum Knack­punkt wird, ist Vor­sicht ge­bo­ten.

Es gilt, einen Schritt zu­rück­zu­tre­ten und sich selbst zu fra­gen:

  • Was ist wirk­lich wich­tig in mei­nem Stu­di­um?
  • Habe ich das für mich pas­sen­de Stu­di­um ge­wählt?
  • Kann ich meine Er­war­tun­gen mir selbst ge­gen­über zü­geln?
  • Kann ich es schaf­fen, nicht auf die Er­war­tun­gen an­de­rer zu hören?
  • Pro­bie­re ich im Stu­di­um genug aus und nutze die ein­ma­li­ge Zeit, um mich per­sön­lich und fach­lich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln?
  • Lasse ich es lang­sa­mer an­ge­hen, er­ken­ne, wie viele Op­tio­nen mir meine Stu­di­en­zeit of­fen­lässt?

Wel­cher Weg der rich­ti­ge für jeden Stu­den­ten und jede Stu­den­tin ist, kann nie­mand fest­stel­len, außer der Per­son selbst: Für die einen mag ein Turbo-Stu­di­um mit vie­len stres­si­gen Pha­sen „ein­fach dazu ge­hö­ren“, für die an­de­ren wäre es da­ge­gen vor­teil­haf­ter, einen Gang run­ter zu schal­ten. Ganz gleich wel­che Ent­schei­dung ge­trof­fen wird: Wer sich vor und wäh­rend des Stu­di­ums aus­gie­big Ge­dan­ken macht, ei­ge­ne Er­war­tun­gen hin und wie­der über­prüft und auf sich acht­gibt, kann die Ba­lan­ce zwi­schen Be­las­tung und Ent­span­nung er­rei­chen.

Tipps zur FH-Life-Ba­lan­ce

Ent­schei­dend für den Aus­gleich zwi­schen Stu­die­ren und Ent­span­nen sind Ru­he­pha­sen: Der Kör­per muss sich er­ho­len, um leis­tungs­fä­hig zu blei­ben. Das be­deu­tet: ge­nü­gend schla­fen, aus­ge­wo­gen essen, Spa­zier­gän­ge an der fri­schen Luft, Kon­zen­tra­ti­on auf eine ein­zi­ge Auf­ga­be zur Zeit, Sport, Yoga. Ge­ra­de an der FH Kiel gibt es tolle Sport­an­ge­bo­te, die oft in den Pau­sen zwi­schen den Vor­le­sun­gen statt­fin­den und die hel­fen, neue Kraft zu tan­ken.

Auch das Pri­vat­le­ben soll­te nicht zu kurz kom­men und dafür da sein, der Be­las­tung ent­ge­gen­zu­wir­ken: Freun­de und Fa­mi­lie sehen, ge­mein­sam Aus­flü­ge un­ter­neh­men, auch mal einen Abend auf dem Sofa ver­brin­gen. Aber auch hier gilt: In der Frei­zeit eben­so wenig über­trei­ben wie im Stu­di­um!

Und wenn es wirk­lich zu eng wird: Mehr Zeit schaf­fen. Das heißt, dass man sich über­le­gen soll­te, be­stimm­te Mo­du­le in ein an­de­res Se­mes­ter zu legen, Prü­fun­gen nach­zu­ho­len und das Stu­di­um etwas zu ver­län­gern. Schlie­ß­lich ist kei­ner und kei­nem damit ge­hol­fen, einen ex­trem schnell er­wor­be­nen Stu­di­en­ab­schluss vor­zu­zei­gen, dafür aber krank und aus­ge­brannt in den Beruf zu star­ten.

Stu­die­ren­de soll­ten stets in sich hin­ein­hor­chen, wie viel Be­las­tung ir­gend­wann zu viel wird. Nur, wer ehr­lich zu sich selbst und sei­nen Be­dürf­nis­sen ist, wird am Ende auch ein er­folg­rei­ches Stu­di­um ab­schlie­ßen und die Kraft haben, nach der Stu­di­en­zeit eine pas­sen­de Kar­rie­re zu fin­den. Der ganz ei­ge­ne Weg ist immer der rich­ti­ge.  

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