Auf einer Lichtung in einem Waldstück, posiert eine Gruppe für die Kamera.© FH Kiel

Finn­land hat den bes­se­ren Be­treu­ungs­schlüs­sel – Er­geb­nis der Hel­sin­ki-Ex­kur­si­on am Fach­be­reich So­zia­le Ar­beit und Ge­sund­heit

von Jana Tresp

In einem Punkt waren sich alle einig: Finn­land hat den bes­se­ren Be­treu­ungs­schlüs­sel, das heißt die Kin­der wer­den dort von einer grö­ße­ren An­zahl von Per­so­nen be­treut als in Deutsch­land. In einer Ein­rich­tung kamen auf 13 Kin­der vier Er­zie­her, in einer an­de­ren küm­mer­ten sich drei Er­wach­se­ne um sechs Kin­der. „Das er­mög­licht eine viel in­di­vi­du­el­le­re Be­treu­ung als bei uns in Deutsch­land“, sagte Prof. Dr. Syl­via Kägi, die die Ex­kur­si­on in­iti­iert und ge­lei­tet hatte. In einer Kin­der­ta­ges­stät­te be­ob­ach­te­ten die Stu­die­ren­den zum Bei­spiel einen Streit zwi­schen zwei Kin­dern. Die Er­zie­he­rin hörte einen Mo­ment zu, worum es dabei ging und frag­te dann, ob sie den bei­den hel­fen könne. „So gab sie den Kin­dern die Zeit, selbst eine Lö­sung für ihren Kon­flikt zu fin­den“, sagte Prof. Kägi. „Dafür haben wir in Deutsch­land nor­ma­ler­wei­se weder die Zeit noch das Per­so­nal“, be­klag­te eine Ex­kur­si­ons­teil­neh­me­rin. „Da heißt es oft nur: ‚Hey, Ihr bei­den! Auf­hö­ren und zwar so­fort!‘“

Neben dem bes­se­ren Be­treu­ungs­schlüs­sel sind den Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern der Ex­kur­si­on noch wei­te­re po­si­ti­ve As­pek­te auf­ge­fal­len. Ro­bert Daun ge­fiel bei­spiels­wei­se die Größe der Räum­lich­kei­ten einer Ta­ges­stät­te, die er be­sucht hatte. ‚Ma­ri­as Asyl‘ liegt in einem Knei­pen­vier­tel des Stadt­zen­trums, ist aber in einer ge­räu­mi­gen, ru­hi­gen Drei-Zim­mer-Woh­nung un­ter­ge­bracht. „Kaum hat­ten wir die Türen hin­ter uns ge­schlos­sen, war der ganze Tru­bel auf der Stra­ße ver­ges­sen.“ Linda Mocka und Nurcan Genc sind im fünf­ten Se­mes­ter und hat­ten die Ex­kur­si­on zum Teil mit­or­ga­ni­siert. „Es war toll, aber auch an­stren­gend, weil wir ein ziem­lich straf­fes Pro­gramm hat­ten“, sagte Nurcan Genc. Linda Mocka war be­son­ders von dem Yoga-An­ge­bot für Kin­der be­ein­druckt. „Das könn­ten wir auch sehr gut in den deut­schen Ein­rich­tun­gen ein­set­zen.“

Wie ar­bei­ten die mehr­fa­chen Sie­ger der PISA-Stu­die und was ma­chen sie an­ders als ihre deut­schen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen? Das woll­ten 44 Stu­die­ren­de und vier Lehr­kräf­te des Fach­be­reichs So­zia­le Ar­beit und Ge­sund­heit der Fach­hoch­schu­le (FH) Kiel auf einer Ex­kur­si­on nach Hel­sin­ki er­fah­ren. Vom 11. bis 14. Sep­tem­ber 2012 reis­ten sie in die fin­ni­sche Haupt­stadt, um ihre Stu­di­en­kol­le­gin­nen und -kol­le­gen an der Uni­ver­si­tät Hel­sin­ki sowie ei­ni­ge Kin­der­ta­ges­stät­ten zu be­su­chen. Bei ihrem Nach­tref­fen lie­ßen die Ex­kur­si­ons­teil­neh­me­rin­nen und -teil­neh­mer ihre Er­fah­run­gen und Ein­drü­cke Revue pas­sie­ren.

Nur we­ni­ge Dinge fie­len den Stu­die­ren­den ne­ga­tiv auf, zum Bei­spiel die spar­ta­nisch ein­ge­rich­te­ten sa­ni­tä­ren An­la­gen. Auf die Frage, ob Finn­land die bes­se­ren Päd­ago­gin­nen und Päd­ago­gen hat, fan­den sie indes keine ein­deu­ti­ge Ant­wort. Aber dar­auf käme es auch gar nicht an, so Prof. Kägi. „Es ist ein­fach wich­tig, auch ein­mal nach links und rechts zu schau­en und nicht immer nur das ei­ge­ne Han­deln im Blick zu haben.“ Daher plant der Fach­be­reich So­zia­le Ar­beit und Ge­sund­heit auch im nächs­ten Jahr eine Ex­kur­si­on: nach Ko­pen­ha­gen in Dä­ne­mark.

Au­to­rin: Jana Tresp

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