Eine Frau lächelt im Freien in die Kamera. Am rechten Bildrand ist ein Baumstamm zu erkennen, im Hintergrund ein Gebäude.© C. Köhn­cke

Heute in der Reihe „Wie wird man ei­gent­lich Pro­fes­sor*in?“: Prof.​in Dr. Brit­ta Thege

von Su­san­ne Meise

Eine Pro­jekt­ar­beit am Fach­be­reich So­zia­le Ar­beit und Ge­sund­heit führ­te Brit­ta Thege 1990 an die Fach­hoch­schu­le Kiel. Sie blieb, baute das In­sti­tut für Frau­en­for­schung mit auf, über­nahm die Ge­schäfts­füh­rung und trieb re­gio­nal wie in­ter­na­tio­nal et­li­che Pro­jek­te voran. Jetzt wurde ihr der Titel der au­ßer­plan­mä­ßi­gen Pro­fes­so­rin ver­lie­hen.

„Für mich ist das eine An­er­ken­nung der Ar­beit des ge­sam­ten In­sti­tuts“, sagt Brit­ta Thege über die Aus­zeich­nung. Dass die FH Kiel einst das In­sti­tut bekam, sei etwas Be­son­de­res ge­we­sen – die meis­ten sol­cher Ein­rich­tun­gen fan­den sich an Uni­ver­si­tä­ten. Dass Gen­der-The­men mitt­ler­wei­le eine an­de­re Ak­zep­tanz haben als noch vor Jah­ren, sei der ge­sell­schaft­li­chen Ent­wick­lung zu ver­dan­ken, die sie und ihre Kol­leg*innen selbst mit an­ge­trie­ben hät­ten, so die 59-Jäh­ri­ge. Das spie­gelt auch der Name des In­sti­tuts wider, der im Lauf der Jahre zwei Mal ge­än­dert wurde - von In­sti­tut für Frau­en­for­schung in In­sti­tut für Frau­en­for­schung und Gen­der Stu­di­en und ein wei­te­res Mal zum In­sti­tut für In­ter­dis­zi­pli­nä­re Gen­der­for­schung und Di­ver­si­ty.

Auf mehr als 50 Pro­jek­te blickt sie heute zu­rück, die alle an­wen­dungs­ori­en­tiert und am Pro­fil der Hoch­schu­le aus­ge­rich­tet sind, dar­un­ter star­tIng und die Zen­tra­le Stu­di­en­be­ra­tung, die aus einem Be­ra­tungs­an­ge­bot für Frau­en her­vor­ge­gan­gen ist. Einen gro­ßen Ef­fekt für die Pra­xis hatte das Pro­jekt CON­NECT-ED (2017-2019), das die Ver­bes­se­rung der ge­sell­schaft­li­chen Teil­ha­be äl­te­rer Men­schen im Kon­text neuer Me­di­en zum Ziel hatte. Die Ta­blet-Kurse für Se­ni­or*innen brach­ten den Teil­neh­men­den nicht nur die mo­der­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik nahe, son­dern führ­te auch Jung und Alt zu­sam­men. Das An­ge­bot traf auf große Re­so­nanz. „Die ge­schaf­fe­nen Struk­tu­ren wur­den von der AWO und der Dia­ko­nie fort­ge­führt. Das ist gro­ß­ar­tig“, sagt Brit­ta Thege.

Auf einen ähn­li­chen Er­folg hofft sie beim ak­tu­ell lau­fen­den Pro­jekt zur Ver­bes­se­rung der Ge­sund­heits­kom­pe­tenz von funk­tio­na­len An­alpha­bet*innen mit und ohne Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund mit­hil­fe di­gi­ta­ler Me­di­en.

Be­son­ders sticht für die Kie­le­rin die Grün­dung eines Schwes­ter­in­sti­tuts an der Uni­ver­si­tät in Pre­to­ria/Süd­afri­ka 2003 her­vor. „Wir haben sehr lange sehr eng zu­sam­men­ge­ar­bei­tet, sind zwei bis drei Mal im Jahr dort ge­we­sen und die Kol­le­gin­nen hier“, er­zählt Brit­ta Thege, die bis heute den Kon­takt zur rund 13.200 Ki­lo­me­ter ent­fern­ten Hoch­schu­le hält, an der sie auch pro­mo­vier­te. Einer der Schwer­punk­te, zu denen an­fangs ge­ar­bei­tet wurde, war Gen­der und HIV/AIDS. „Wir konn­ten das Thema auch hier gut ein­brin­gen und haben sogar eine Cha­ri­ty-Ver­an­stal­tung dazu ge­macht“, er­in­nert sich Thege. Ge­för­dert wurde die Ar­beit vom Deut­schen Aka­de­mi­schen Aus­tausch­dienst (DAAD), der wei­te­re Pro­jek­te des In­sti­tuts zu Gen­der­kom­pe­tenz be­glei­te­te. „Das war wich­tig für die In­ter­na­tio­na­li­sie­rung der Hoch­schu­le“, stellt Thege fest, die heute auf ein gro­ßes in­ter­na­tio­na­les Netz­werk zu­rück­grei­fen kann.

Ver­net­zung – das war und ist für sie der Schlüs­sel zum Er­folg ihrer Ar­beit, die sich einer ra­sant ent­wi­ckeln­den Ge­sell­schaft ge­gen­über­sieht. „Die Di­gi­ta­li­tät nimmt Fahrt auf, die Spal­tung der Ge­sell­schaft ist durch Co­ro­na of­fen­sicht­lich ge­wor­den. Wir sind in einer ech­ten Um­bruch­pha­se – ge­sell­schaft­lich, öko­no­misch, öko­lo­gisch“, sagt Thege. „Die The­men lie­gen auf der Stra­ße.“

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