Verkäufer im Bioladen erklärt Gruppe etwas© Boye

Hinter den Kulissen des Nachhaltigkeits-Hypes

von Aenne Boye

In dem Wahlmodul „Ist das wirklich nachhaltig oder kann das weg? Kommunikationsmanagement für glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategien“ lernen Studierende aus den Fachbereichen Medien und Wirtschaft lokale Nachhaltigkeits-Akteure kennen. Am Montag, 18. November, besichtigte die Gruppe unter der Leitung von Susanne van Engelen die EDEKA Schröder Filiale in Preetz. Kai Schröder, Inhaber des Preetzer EDEKA, und Rabea Schwarz, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Nachhaltigkeitskommunikation von EDEKA Nord, führten die Studierenden durch den Markt. Sie gaben einen Einblick in die Herausforderung, eine genossenschaftlich organisierte Unternehmensgruppe wie EDEKA nachhaltig und gleichzeitig gewinnorientiert zu gestalten, und stellten sich den Fragen der Studierenden.

Marktinhaber Kai Schröder berichtete von Strategien und Erfahrungen, die er mit der nachhaltigen Ausrichtung seines Marktes gemacht hat: „In der Obst- und Gemüseabteilung gibt es keine Plastiktüten mehr, nur noch Papiertüten, Obst- und Gemüsenetze oder Körbe. Das meiste Obst und Gemüse bieten wir lose an. Eine Sechserpackung Äpfel existiert nicht mehr. Das stößt nicht immer auf Verständnis bei den Kund*innen, weil sie denken, loses Obst sei teurer.“ Auch an der Fleisch- und Käsetheke bietet Schröder Mehrwegboxen an. „Der Aufwand steht allerdings nicht immer im Einklang mit dem Ertrag“, räumt er ein. Zum einen gibt das Gesundheitsamt zwar grünes Licht, sagt aber auch, dass das Hygienerisiko groß ist. Denn wenn der EDEKA-Markt die Dosen reinigt, könne eine 100 prozentige Sauberkeit nie garantiert werden. Dazu kommen zusätzliche Personalkosten, da ein Mitarbeiter am Tag für eine Stunde die Dosen abwäscht. „Die Idee mit der nachhaltigen Verpackung finde ich nach wie vor richtig, allerdings sind der Aufwand und das Hygienerisiko größer als gedacht“, sagt Schröder.

Bei den Kühlregalen ist der Marktinhaber vermehrt von offenen Theken auf Glastüren umgestiegen. „Wie viel Strom sparen sie dadurch?“, fragt Lisa Wölting aus dem siebten Semester Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation. „Circa 30 Prozent“, ist die Antwort von Schröder, „jedoch ist der Absatz im offenen Regal besser, und bei den Türen bleibt immer die Platzfrage“, meint er weiter. Auch werden dem Einzelhandel durch Gesetze häufig Steine in den Weg gelegt, wenn es um eine nachhaltigere Umsetzung geht. Ab Januar 2020 müssen die Supermärkte nicht mehr – wie es momentan gehandhabt wird – nur den Kassenbon auf Verlangen ausgeben, sondern pro Einkauf ausdrucken. Rabea Schwarz von EDEKA Nord zeigt den Studierenden noch die neuen Recycling-Hinweise auf den EDEKA-Eigenmarken. Diese sollen dafür sorgen, dass alle Verbraucher wissen, wie sie ihre Verpackungen richtig entsorgen müssen, damit sie recyceltwird.

„Ich habe mich vor dem Kurs schon für Nachhaltigkeit interessiert. Durch das Modul möchte ich meine Denkweise reflektieren und mein Wissen erweitern“, sagt Finja Thiede aus dem dritten Semester Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation. „Wir lernen einerseits eine Menge darüber, vor welchen sehr unterschiedlichen Herausforderungen Kommunen, Stiftungen oder Unternehmen stehen, wenn sie das Thema Nachhaltigkeit ernst nehmen wollen. Andererseits heben wir bei solchen Besuchen langjährige Erfahrungsschätze und analysieren funktionierende Strategien, mit denen man langfristig nachhaltige Entwicklung fördern und Akzeptanz beziehungsweise sogar Verhaltensänderungen erreichen kann“, erklärt Susanne van Engelen.

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