Menschen an einem Tisch© M. Krajc
Prof. Dr. Ros­wi­tha Pioch und Na­di­ne Hack­mann dis­ku­tier­ten mit Stu­die­ren­den und Gäs­ten Mög­lich­kei­ten des Stu­die­ren­den­aus­tauschs mit Est­land.

In­ter­na­tio­na­ler Aus­tausch zur Ju­gend­ar­beit

von Joa­chim Kläschen

In der Zeit vom 20. bis 25. No­vem­ber 2022 be­such­te eine De­le­ga­ti­on von Fach­kräf­ten der Ju­gend­ar­beit aus Est­land Ham­burg und Schles­wig-Hol­stein. Auf dem Pro­gramm, das Mar­kus Krajc, Re­fe­rent für In­ter­na­tio­na­le Ju­gend­ar­beit des Lan­des­ju­gend­rings Schles­wig-Hol­stein, zu­sam­men­ge­stellt hatte, stand auch ein Be­such an der FH Kiel. Am Mitt­woch, 23. No­vem­ber, lud zu­nächst Uli Ton­dorf vom Fach­be­reich So­zia­le Ar­beit und Ge­sund­heit die Fach­kräf­te aus Est­land in den Bun­ker-D, wo er ihnen bei einem Hy­brid-Tref­fen den neu am Fach­be­reich ge­star­te­ten Stu­di­en­gang BASA-On­line vor­stell­te.

Im An­schluss lud Prof. Dr. Me­la­nie Groß vom Fach­be­reich die Gäste zu einer fach­li­chen Aus­tausch­run­de in die Lehr­ver­an­stal­tung „Ju­gend­ar­beit“ ein. Auf Eng­lisch dis­ku­tier­ten Stu­dent*innen mit den Gäs­ten Ge­mein­sam­kei­ten und Un­ter­schie­de in der Ju­gend­ar­beit. Die Stu­dent*innen stell­ten den Gäs­ten zu­nächst die ge­setz­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen der Ju­gend­ar­beit in Deutsch­land vor und wie sich die Trä­ger­schaft der Ju­gend­ar­beit hier­zu­lan­de ge­stal­tet. Auch zeich­ne­ten die Stu­die­ren­den ein Bild von den Her­aus­for­de­run­gen, vor denen ei­ner­seits die jun­gen Men­schen in der Ge­sell­schaft wie auch die in der Ju­gend­ar­beit Tä­ti­gen hier­zu­lan­de ste­hen – wel­che Ziele sie ver­fol­gen und wel­che Be­dar­fe sie mit ihrer Ar­beit adres­sie­ren.

In der Dis­kus­si­on mit den Gäs­ten stell­ten sich schnell die knap­pen Mit­tel zur Fi­nan­zie­rung der Ju­gend­ar­beit als ge­mein­sa­mes Pro­blem her­aus. Der vor­wie­gend eh­ren­amt­lich ge­tra­ge­nen Ju­gend­ver­bands­ar­beit, die neben der kom­mu­na­len Ju­gend­ar­beit in Deutsch­land eine Be­son­der­heit dar­stellt, steht die über­wie­gend kom­mu­na­le Ju­gend­ar­beit in Est­land ge­gen­über. Zudem zeig­te sich, dass im nörd­li­chen Bal­ti­kum die Aka­de­mi­sie­rung der Ju­gend­ar­beit we­ni­ger stark im Fokus steht. Hier seien die Hür­den ge­rin­ger, um pro­fes­sio­nell in der Ju­gend­ar­beit zu ar­bei­ten. Als eine wei­te­re Ge­mein­sam­keit stell­ten sich die Be­mü­hun­gen der Fach­kräf­te bei­der Län­der um eine bes­se­re Be­zah­lung her­aus.

Be­son­ders in­ten­siv dis­ku­tier­ten die Stu­die­ren­den mit den Gäs­ten Fra­gen der Di­gi­ta­li­sie­rung und wie sich diese auf die Ju­gend­ar­beit aus­wirkt. Dabei ver­tra­ten die Gäste den Stand­punkt, dass es in der Ju­gend­ar­beit we­ni­ger um ein grund­le­gen­des tech­ni­sches Ver­ständ­nis der Funk­ti­ons­wei­sen von Face­book, Tik­Tok & Co. ginge. Wich­ti­ger sei für sie ein me­di­en­päd­ago­gi­sches Vor­ge­hen, bei dem in den so­zia­len Netz­wer­ken der Dia­log mit der Ziel­grup­pe ge­sucht und sie bei ihrer Nut­zung be­glei­tet wird.

Eine Estin ver­deut­lich­te die­ses in­halt­li­che Ar­beit mit den Neuen Me­di­en an einem Bei­spiel, dass eine der gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen der heu­ti­gen Ju­gend­ar­beit il­lus­triert: „Die jun­gen Men­schen sit­zen nicht mehr auf der Stra­ße und war­ten auf uns und un­se­re An­ge­bo­te. Sie sind über­wie­gend di­gi­tal un­ter­wegs, und wir müs­sen sie on­line ab­ho­len.“ Die Estin wähl­te das Bei­spiel der vir­tu­el­len Welt des viel ge­schol­te­nen Vi­deo­spiels ‚Grant Theft Auto V‘: „Games sind für viele Ju­gend­li­che eine ver­trau­te Welt mit einer ver­trau­ten Spra­che, durch die sich viele Dinge und Zu­sam­men­hän­ge für sie plau­si­bel er­klä­ren las­sen.“

Im An­schluss an die Lehr­ver­an­stal­tung emp­fing Prof. Dr. Ros­wi­tha Pioch als Be­auf­trag­te für In­ter­na­tio­na­les am Fach­be­reich So­zia­le Ar­beit und Ge­sund­heit die De­le­ga­ti­on. Ge­mein­sam mit der Lei­te­rin des In­ter­na­tio­nal Of­fice, Na­di­ne Hack­mann, wur­den Mög­lich­kei­ten des Stu­die­ren­den­aus­tauschs mit Est­land dis­ku­tiert. Be­son­ders in­ter­es­sant für die Stu­die­ren­den der So­zia­len Ar­beit er­wies sich die Mög­lich­keit, in Est­land ein Prak­ti­kum in der Ju­gend­ar­beit zu ab­sol­vie­ren, da eine sol­che Tä­tig­keit durch Eras­mus Plus ge­för­dert wer­den kann. „Es ist ein tol­les Er­geb­nis, dass unser Fach­be­reich durch die­sen Be­such kon­kre­te An­sprech­part­ne­rin­nen in Est­land ge­fun­den hat, um künf­tig in­ter­es­san­te Pro­jek­te an­ge­hen zu kön­nen“, freu­te sich Prof. Dr. Ros­wi­ta Pioch.

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