Ein altes plump anmutendes Haus, bei dem die Farbe langsam abbröckelt, steht am Hang eines Berges.© janKB

Künst­ler im Ge­spräch: Jank B

von viel.-Re­dak­ti­on

Ein In­ter­view von Jes­si­ca Sarah Schulz

In Ihren Fo­to­gra­fi­en tau­chen immer wie­der ar­chi­tek­to­ni­sche The­men auf. Reizt Sie der Bun­ker-D auch auf­grund der Ar­chi­tek­tur als Aus­stel­lungs­ort, oder was fas­zi­niert Sie daran in un­se­rem „grau­en Klotz“ aus­zu­stel­len?

Bei der Aus­stel­lung im Bun­ker-D ›ein Mann, die Insel und eine Flie­ge im Raum‹ geht es um Zu­flucht ins In­ne­re, selbst­ge­wähl­te Iso­la­ti­on. Ein Bun­ker als Schutz­raum ist da na­tür­lich ein sin­ni­ger Rah­men, da die­ser in sei­ner ur­sprüng­li­chen Funk­ti­on ein Rück­zugs­ort, eine letz­te Si­cher­heit ist. Die ge­sam­te Ar­beit ist quasi wie ein Por­trät einer Per­son; es geht um das Wesen des Bun­kers, in den sich diese Per­son zu­rück­zieht.

… und als sehr per­sön­li­che Ant­wort: Einem der­art mit­rei­ßen­den, char­man­ten und hoch­kom­pe­ten­ten Aus­stel­lungs­ma­cher wie Klaus Hein­ze zu wi­der­ste­hen ist mir lei­der völ­lig un­mög­lich – aber das ist ver­mut­lich nix für ’ne Pres­se­mel­dung.

Der Titel der Aus­stel­lung lau­tet „ein Mann, die Insel und eine Flie­ge im Raum“. Wel­che Insel holen Sie denn bei uns in den Bun­ker-D?

Auch, wenn fast alle Mo­ti­ve auf In­seln ent­stan­den sind … es geht um die Insel in uns, wenn wir Ab­stan­d­räu­me wie z. B. Was­ser­flä­chen, um uns herum be­nö­ti­gen … also nicht um eine kon­kre­te be­nenn­ba­re Insel. Dass diese Bil­der auf In­seln ge­macht wur­den, hat eher mit mei­ner Ei­gen­sti­mu­la­ti­on zu tun. Tat­säch­lich könn­te man das Thema über­all fo­to­gra­fie­ren. Al­ler­dings ist mir per­sön­lich auf­ge­fal­len, dass nicht jede Insel auf mich die rich­ti­ge Wir­kung er­zielt. Daher kann man durch­aus sagen, dass ich nur in nor­di­schen Ge­wäs­sern fi­schen kann.

Für Ihre Fo­to­gra­fi­en wäh­len Sie immer ganz be­son­de­re Orte, so auch das Motiv der Ein­la­dungs­kar­te. Wie fin­den Sie sol­che au­ßer­ge­wöhn­li­chen Lo­ca­ti­ons?

Grund­sätz­lich mit dem Boot hin­fah­ren und hof­fen, dass man auf lan­gen Wan­de­run­gen die Mo­ti­ve fin­det, die eine in­ne­re Re­so­nanz er­zeu­gen. Als Ost­see-Seg­ler stol­pert man oh­ne­hin dau­ernd über In­seln. Und dann er­ge­ben na­tür­lich Re­cher­chen, dass z. B. die Fä­rö­er, auf denen das Motiv der Ein­la­dungs­kar­te ent­stan­den ist, durch ihre Ab­ge­schie­den­heit viel­ver­spre­chend sind. Daher war der An­fang eher auf pri­va­ten Se­gel­tou­ren ent­stan­den und erst spä­ter habe ich ge­zielt Ar­beits-Rei­sen ge­macht.

Wel­che The­men be­han­deln Sie mit ihrer di­gi­ta­len Fo­to­gra­fie?

In sei­ner Ein­füh­rungs­re­de zu einer Aus­stel­lung vor etwas mehr als einem Jahr re­du­zier­te der Kunst­his­to­ri­ker Dr. Chris­toph Mo­der­eg­ger meine The­men­viel­falt auf: ›Raum, Haus, Wand …‹ Wenn man ›Wand‹ als ge­ne­rel­le Trenn­flä­che ver­steht, ist ver­mut­lich damit mein Mo­tivspek­trum ge­nannt – wenn man den Titel des Vor­trags ›Vom Raum durch die Wand‹ er­gänzt, ist das Ele­ment ›Fens­ter‹ und das Durch­drin­gen von Wän­den auch noch er­wähnt.

Ex­pe­ri­men­tell oder doch eher zu­rück­hal­tend – Was er­war­tet die Be­su­cher der Aus­stel­lung?

In die Schub­la­de ›Ex­pe­ri­men­tell‹ werde ich er­staun­lich oft ge­steckt … das mag bei vie­len Ar­bei­ten der Ver­gan­gen­heit auch vor­der­grün­dig so er­schei­nen. Si­cher­lich ist meine Ar­beit nicht Do­ku­men­ta­ti­on son­dern In­sze­nie­rung – also der Ma­le­rei manch­mal näher als der klas­si­schen Fo­to­gra­fie. Aber auch, wenn ich mich winde und den wenig grif­fi­gen Be­griff ›Ex­pe­ri­men­tell‹ ab­zu­schüt­teln ver­su­che: Zu­rück­hal­tend wer­den die Ar­bei­ten si­cher­lich nicht sein. Ver­spro­chen. Auch, wenn sie eher still und nicht ta­bu­bre­chend pro­vo­kant sind.

Wer soll­te sich „ein Mann, die Insel und eine Flie­ge im Raum“ un­be­dingt an­schau­en?

Soll­te je­mand noch ein hüb­sches Bild für „übers neue Sofa“ su­chen, wird er, wenn er über­haupt fün­dig würde, zu Hause Ärger mit sei­nen Mit­be­woh­nern be­kom­men. Also ahne ich, dass man sol­che Leute nicht mit fal­schen Ver­spre­chen lo­cken soll­te: Rein De­ko­ra­ti­ves wird eher nicht ge­bo­ten.

Die­je­ni­gen, die aber in­ter­es­siert sind, wie an­de­re Men­schen den­ken, füh­len und sich aus­ein­an­der­set­zen, die lade ich herz­lich ein. Dass die­ser Dia­log mit fo­to­gra­fier­ten Bil­dern und nicht mit Skulp­tu­ren, Ma­le­rei­en oder an­de­ren bild­ne­ri­schen Kunst­wer­ken statt­fin­det, soll­te nie­man­den ab­schre­cken. Die Ar­bei­ten sind für alle in­ter­es­sant, die gerne in den Dia­log mit Bil­dern tre­ten.

Die Aus­stel­lung „ein Mann, die Insel und eine Flie­ge im Raum“ wird am 28.06.18 um 18:00 er­öff­net. Sie wird bis zum 25.07. wäh­rend der üb­li­chen Öff­nungs­zei­ten des Bun­ker-D (mitt­wochs von 10.00 bis 20.00 Uhr) zu sehen sein.

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