eine Kunstinstallation mit Schwarzlicht© S. Ja­ku­basch­ke

Künst­ler im Ge­spräch: Sig­run Ja­ku­basch­ke über die Aus­stel­lung „per as­pe­ra“

von Kris­ti­ina Thiel

Die Künst­le­rin Sig­run Ja­ku­basch­ke er­öff­net am 07. Ok­to­ber 2021 in der Ga­le­rie Bun­ker-D ihre Aus­stel­lung „per as­pe­ra“. Die Aus­wahl der ge­zeig­ten Ar­bei­ten streckt sich über groß­for­ma­ti­ge Ma­le­rei und Zeich­nung bis hin zu raum­fül­len­den In­stal­la­tio­nen. Im Kurz­in­ter­view er­klärt die Künst­le­rin, wel­che Ar­bei­ten und the­ma­ti­schen Ge­gen­sätz­lich­kei­ten in den zwei Räu­men der Bun­ker-Ga­le­rie auf die Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher war­ten.

Frau Ja­ku­basch­ke, Ihre Aus­stel­lung trägt den Titel „per as­pe­ra“. Hat die­ser Titel einen be­son­de­ren Hin­ter­grund, und zielt es auf die la­tei­ni­sche Re­de­wen­dung Per as­pe­ra ad astra (durch das Raue zu den Ster­nen) ab?

Ja, „Per as­pe­ra ad astra“. Die­ser la­tei­ni­schen Re­de­wen­dung ist der Aus­stel­lungs­ti­tel ent­lehnt. Aber die ganze Re­de­wen­dung fand ich zu lang. Die Hälf­te emp­fin­de als in­spi­rie­ren­der; die Ver­kür­zung er­öff­net mehr Mög­lich­kei­ten der ge­dank­li­chen oder poe­ti­schen Fort­set­zung.

Um wel­che The­men geht es in der kom­men­den Aus­stel­lung ge­nau­er?

Die bei­den Räume des Aus­stel­lungs­ge­schos­ses wer­den von mir als Ein­heit der Ge­gen­sät­ze im Sinne der (halb ver­bor­ge­nen) Ti­tel­ge­bung auf­ge­fasst: Die Ge­gen­po­le von dun­kel und hell, von Tag und Nacht, sind ein Sinn­bild für Traum und Ver­nunft, für die Span­nung zwi­schen Op­ti­mis­mus und Pes­si­mis­mus, oder wenn man es mag, zwi­schen dem, wovor man noch zu­rück­scheu­te, und dem, was man noch er­rei­chen kann. Da kann sich jeder selbst ver­or­ten.

Mein hel­ler Raum ist mit Ab­tas­tun­gen (mit­tels Pin­sel und Tu­sche auf Pa­pier) alter Mau­ern ge­spickt, eben­so mit Ob­jek­ten aus Gips und Farbe (vier­fa­cher Ab­guss eines alten Mau­er­stücks).  Die­ser Raum hat eine An­mu­tung des Ver­gäng­li­chen. Aber ge­ra­de dies macht seine spe­zi­fi­sche „Le­ben­dig­keit“ aus. Bei dem dunk­len Raum geht es mir um eine dys­to­pi­sche An­mu­tung. Be­ein­flusst durch das Schwarz­licht lässt sich nicht mehr alles mit kla­rer Ver­nunft er­ken­nen; im Raum sind Ob­jek­te aus sper­ri­gem Ma­te­ri­al wie zer­bro­che­nem Glas, Gips und Kar­ton an­ge­ord­net. Mit Leucht­far­be sicht­bar ge­macht ver­hel­fe ich dem „Un­heim­li­chen“ zum Aus­druck. 

Was reizt Sie daran, ihre Ar­bei­ten genau hier an die­sem Ort, in die­sen vier Wän­den zu prä­sen­tie­ren?

Der Bun­ker-D ist einer der tolls­ten Aus­stel­lungs­or­te, die ich kenne. Er ist glei­cher­ma­ßen mör­de­risch-mor­bid wie kraft­voll-schüt­zend, er hat eine ganz ei­gen­tüm­li­che Äs­the­tik. Er ent­stammt zwar einer dys­to­pi­schen Zeit, gibt nun aber frei­em Den­ken und Schaf­fen Raum. Was für ein Ge­gen­satz, was für eine Ent­wick­lung! Des­halb ist der Bun­ker-D so gut ge­eig­net, in ihm Ge­gen­sätz­li­ches, Wi­der­sprüch­li­ches oder Pro­zess­haf­tes zu prä­sen­tie­ren; er passt genau zu mei­nen Ab­sich­ten.

Hat die Ge­schich­te des Bun­ker-D einen Ein­fluss auf die Kon­zep­ti­on der Aus­stel­lung?

Nein, die po­li­tisch-mi­li­tä­ri­sche Ge­schich­te im en­ge­ren Sinn hat kei­nen Ein­fluss auf die Aus­stel­lungs­kon­zep­ti­on. Wie ich aber eben schon sagte, die am­bi­va­len­te äs­the­ti­sche Prä­senz des Bun­kers-D aber durch­aus. Diese ent­fal­tet sich na­tür­lich vor dem spe­zi­fi­schen ge­schicht­li­chen Hin­ter­grund.

An wem rich­tet sich die Aus­stel­lung? Was er­war­tet die Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher in den Räu­men? Wor­auf soll­ten die Kunst­in­ter­es­sier­ten be­reit sein, sich ein­zu­las­sen?

Nun, ich habe keine spe­zi­fi­schen „Ziel­grup­pen“, ich möch­te auch nichts „auf­zei­gen“. Ich hoffe aber immer, dass meine Ar­bei­ten den­je­ni­gen ge­fal­len, die nicht auf der Suche nach Ver­fes­ti­gung eines Ka­te­go­ri­en­sys­tems sind. Kunst­in­ter­es­sen­ten soll­ten prü­fen, ob mir die Aus­ge­stal­tung des Hell-Dun­kel-Ge­gen­sat­zes ge­lun­gen ist und ob sie sich in die­sem An­ge­bot ir­gend­wie wie­der­fin­den mögen. Nur „per as­pe­ra“ oder auch „ad astra“?

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