ein Segler auf einer sogenannten Motte, einem Einhandsegler© N. Mar­ten­sen

Ma­this Menke - Das Boots­bau­ta­lent von der FH Kiel

von Leon Gehde

Ma­this Menke hat eine Lei­den­schaft für Se­gel­boo­te, ge­nau­er ge­sagt die Ein­hand-Se­gel­boo­te vom Typ Motte. Weil die ihm auf dem frei­en Markt zu teuer waren, baut sie der 23-Jäh­ri­ge mit Freund Aaron Mer­lin Moser (24) ein­fach selbst. Um die klei­nen Seg­ler pro­fes­sio­nell fer­ti­gen zu kön­nen, hat er be­gon­nen, Schiff­bau und ma­ri­ti­me Tech­nik an der FH Kiel zu stu­die­ren. Heute ist er im 6. Se­mes­ter und baut an sei­ner drit­ten Motte.

An­ge­fan­gen hat die Ge­schich­te am Rat­ze­bur­ger See, wo Menke auf­wächst. „Schon mit sechs habe ich an­ge­fan­gen zu se­geln“, er­in­nert er sich. Ir­gend­wann gab es auf dem See den Trend, „Motte zu se­geln.“ Mot­ten sind eine Klas­se klei­ner Se­gel­boo­te, die ‚foi­len‘ kön­nen: Die 3,355m lan­gen Ge­fähr­te haben unter ihrem Rumpf so­ge­nann­te Trag­flü­gel (engl.: Hy­dro­foils), mit deren Hilfe sie sich schon bei lang­sa­mer Fahrt mit dem Rumpf aus dem Was­ser heben. Der da­durch er­heb­lich ver­rin­ger­te Rumpf­wi­der­stand er­mög­licht Ge­schwin­dig­kei­ten von etwa 35 Kno­ten (ca. 65 Km/h) – ein im Ver­gleich zu an­de­ren Se­gel­boot­ty­pen enor­mer Wert. „Man sagt auch, die flie­gen übers Was­ser“, er­zählt Menke.

Mit 14 be­ginnt auch er, Motte zu se­geln. Spä­ter hat er mit Freund Moser an Eu­ro­pa­meis­ter­schaf­ten und Re­gat­ten teil­ge­nom­men. Dort seien sie mit ihren alten preis­wer­ten Mot­ten aber ziem­lich un­ter­le­gen ge­we­sen. „Eine neue, die auf Stand ist, kos­tet ziem­lich viel Geld, das wir da­mals nicht hat­ten“, er­klärt er. Da­mals seien das noch etwa 22.000€ ge­we­sen, mitt­ler­wei­le würde man an die 40.000€ be­rap­pen müs­sen. Des­halb haben Menke und Moser an­ge­fan­gen, ihre Boote in Ei­gen­re­gie zu mo­di­fi­zie­ren. „Mot­ten sind eine Kon­struk­ti­ons­klas­se - vor­ge­ge­ben sind Brei­te, Länge und Se­gel­flä­che. Den Rest kann man frei aus­le­gen und kon­stru­ie­ren.“ Den Spiel­raum nut­zen die bei­den. Nach­dem sie bei den Eu­ro­pa­meis­ter­schaf­ten 2015 – da­mals sind beide noch Schü­ler – in den Nie­der­lan­den trotz­dem kein Land ge­win­nen konn­ten, haben sie sich ent­schlos­sen, ihre Boote kom­plett selbst zu bauen.

Das prak­ti­sche Hand­werk, wie man ein Boot baut, bringt Menke sich zu­nächst selbst bei – schon 2017 stel­len er und Moser je­weils ein ers­tes Boot fer­tig. Sie rich­ten ihre Zu­kunfts­plä­ne nach ihrer Lei­den­schaft aus und su­chen nach einem pas­sen­den Stu­di­en­gang, der ihnen wei­te­re pas­sen­de Ex­per­ti­se ver­mit­telt. Nach­dem sie zu­nächst an Ma­schi­nen­bau den­ken, sto­ßen sie auf das Stu­di­um Schiff­bau und ma­ri­ti­me Tech­nik der FH Kiel. Im Win­ter­se­mes­ter 17/18 geht es für Moser, ein Jahr spä­ter für Menke los. „Mit den ver­mit­tel­ten In­hal­ten konn­ten wir die Fer­ti­gung auf ein an­de­res Ni­veau heben“, so Menke. Sie hät­ten nun pro­fes­sio­nell mit 3D-Druck und Com­pu­ter­pro­gram­men ar­bei­ten kön­nen. Auch bei der Kon­struk­ti­on an sich hät­ten sich neue Mög­lich­kei­ten er­ge­ben, und sie sind nun in der Lage, „auch mal Dinge nach­rech­nen zu kön­nen.“

Wö­chent­lich ver­bringt Menke ca. 30 Stun­den mit dem Boots­bau, schätzt er. Für ein Boot be­nö­ti­ge er für Pla­nung, Kon­struk­ti­on und Um­set­zung in Summe etwa 2.000 Ar­beits­stun­den, was etwa 67 Wo­chen ent­sprä­che. Der haupt­säch­lich ver­wen­de­te koh­len­stoff­fa­ser­ver­stärk­te Kunst­stoff (CFK), wird im In­ter­net be­stellt oder teil­wei­se von Her­stel­lern ge­spon­sert. Das Leicht­bau­ma­te­ri­al lässt die Boote nur etwa 40 Ki­lo­gramm wie­gen.

Ende Juni 2021 hal­ten Menke und Moser einen Vor­trag im ‚Ma­ker­Cu­be‘ Schles­wig-Hol­stein (https://​makercube.​sh/​conference). Das von öf­fent­li­chen Gel­dern un­ter­stütz­te För­der­pro­gramm bie­tet Men­schen, die sich mit in­no­va­ti­ven Ideen selbst­stän­dig ma­chen wol­len, Work­shops zur Wis­sens­ver­mitt­lung. Die bei­den re­fe­rie­ren zum Thema ‚Ad­di­ti­ver For­men­bau für Fa­ser­ver­bund­bau­tei­le im Se­gel­sport‘.

Mitt­ler­wei­le ist Menke im sechs­ten Se­mes­ter, schreibt seine Ba­che­lor-Ar­beit und hat im Sep­tem­ber sein drit­tes Boot fer­tig, das er selbst se­geln möch­te. Die ers­ten bei­den hat er ver­kauft. Fi­nan­zi­ell loh­nens­wert war das „tat­säch­lich gar nicht“, sagt er und lacht. Wenn man Ar­beits­stun­den und Ma­te­ri­al be­rech­nen würde, wäre man eben­falls bei etwa 40.000€. Bei Boo­ten der Marke Ei­gen­bau könne man diese Prei­se je­doch nicht er­zie­len. „Die Mot­ten ent­wi­ckeln sich von der Kon­struk­ti­on her ra­send schnell wei­ter“, gibt der FH-Stu­dent zu be­den­ken. Um auf dem Markt mit­hal­ten zu kön­nen, müsse man immer up to date sein, was als Pri­vat­mann schwer sei. Von einem Ge­schäft könne keine Rede sein: „Das ist echt mehr Hobby.“

Für die Kar­rie­re­pla­nung setzt er des­halb auch nicht auf den Ver­kauf sei­ner Ei­gen­bau­ten. Aber über die da­durch ent­ste­hen­den Kon­tak­te und das Stu­di­um „könn­ten sich durch­aus Dinge er­ge­ben“, sagt Ma­this Menke. Eines sei je­doch si­cher: Die Mot­ten wer­den seine Lei­den­schaft blei­ben.

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