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С Новым годом! – Weih­nach­ten in Russ­land

von Aenne Boye

„С Новым годом! (ß nówym gódam)“ ist rus­sisch und be­deu­tet sinn­ge­mäß „fro­hes neues Jahr!“, denn: In Russ­land wird kein Weih­nach­ten ge­fei­ert, son­dern nur Neu­jahr. Maxim Ze­lens­kiy stammt ur­sprüng­lich aus Sankt Pe­ters­burg und ab­sol­viert seit 2015 sei­nen BWL-Mas­ter an der Fach­hoch­schu­le. Er sprach mit der viel.-Re­dak­ti­on über seine rus­si­schen Weih­nachts­tra­di­tio­nen. „Bei uns gibt es seit 1917 kein Weih­nach­ten mehr, son­dern nur noch Neu­jahr, das die Deut­schen Sil­ves­ter nen­nen“, er­klärt Maxim. Im Zuge der Ok­to­ber­re­vo­lu­ti­on 1917 ent­mach­te­ten die kom­mu­nis­ti­schen Bol­sche­wi­ki unter Füh­rung von Wla­di­mir Il­jit­sch Lenin den Zaren und die ge­sam­te rus­si­sche Mon­ar­chie. Sie be­gan­nen, das or­tho­do­xe Chris­ten­tum zu un­ter­drü­cken. Ein Grund dafür war die enge Ver­bin­dung von der or­tho­do­xen Kir­che und dem Za­ren­tum. Weih­nach­ten und an­de­re christ­li­che Fei­er­ta­ge durf­ten nicht mehr ge­fei­ert wer­den, der Re­li­gi­ons­un­ter­richt wurde ver­bo­ten und Klös­ter auf­ge­löst. Mitt­ler­wei­le fei­ern die or­tho­do­xen Chris­ten in Russ­land wie­der Weih­nach­ten, je­doch am 7. Ja­nu­ar, da in Russ­land der Ju­lia­ni­sche Ka­len­der für die Zeit­rech­nung ver­wen­det wird. Ma­xims Fa­mi­lie folgt die­ser Tra­di­ti­on al­ler­dings nicht, denn nur etwas mehr als die Hälf­te der rus­si­schen Be­völ­ke­rung fei­ert rus­sisch-or­tho­do­xe Weih­nach­ten.

Neu­jahr in Russ­land

„Wir fei­ern am 31. De­zem­ber ein Fest, das Weih­nach­ten sehr nahe kommt“, er­zählt der Mas­ter­stu­dent. Zum Abend­brot kommt die ganze Fa­mi­lie zu­sam­men. „Es gibt Fisch­ge­rich­te und Ka­vi­ar auf Weißbrot mit But­ter. Das ist ty­pisch rus­sisch. Spä­ter gibt es dann Nach­tisch, also wird die ganze Zeit ge­ges­sen“, be­rich­tet Maxim. Am Abend lau­fen ver­schie­de­ne tra­di­tio­nel­le Filme im Fern­se­hen, die sich mit den Kult um den Film „Din­ner for One“ in Deutsch­land ver­glei­chen las­sen. Kurz vor Mit­ter­nacht hält der rus­si­sche Prä­si­dent eine kurze Rede. Da­nach wird der rote Platz vor dem Kreml ge­zeigt, die Glo­cken läu­ten und die Se­kun­den zum neuen Jahr wer­den her­un­ter­ge­zählt. Um null Uhr gibt es ein gro­ßes Feu­er­werk, und die Men­schen las­sen bis spät in die Nacht Ra­ke­ten stei­gen.

Trotz­dem gäbe es viele weih­nacht­li­che Tra­di­tio­nen an Neu­jahr, er­klärt Maxim: „Wir haben auch einen Weih­nachts­baum, unter dem die Ge­schen­ke lie­gen. Um Mit­ter­nacht kommt Vä­ter­chen Frost, der rus­si­sche Weih­nachts­mann – die Kin­der dür­fen also aus­nahms­wei­se sehr lange auf­blei­ben. Ich er­in­ne­re mich noch, dass ich es da­mals be­ein­dru­ckend fand, dass Vä­ter­chen Frost es schafft, um null Uhr alle Kin­der gleich­zei­tig zu be­schen­ken.“ Er lacht. „Sankt Pe­ters­burg ist sehr schön im Win­ter“, schil­dert Maxim. „Es liegt Schnee und ist kalt, da Tem­pe­ra­tu­ren um die minus zehn Grad herr­schen. Das fehlt mir hier in Deutsch­land etwas.“

Leben in Deutsch­land

Seit­dem er in Deutsch­land lebt, fei­ert Maxim mit sei­ner Mut­ter auch deut­sche Weih­nach­ten. Nach Deutsch­land kam der 25-Jäh­ri­ge, weil seine Mut­ter 2011 von Sankt Pe­ters­burg nach Hei­del­berg zog. Maxim folg­te ihr 2015 und be­warb sich deutsch­land­weit auf ein Mas­ter-Stu­di­um in BWL. „Ich wurde in Os­na­brück und Kiel an­ge­nom­men. Beide Städ­te sag­ten mir bis dahin gar nichts“, er­in­nert sich Maxim. „Auf­grund der Nähe zum Meer und aus einem Bauch­ge­fühl her­aus, habe ich mich dann für Kiel ent­schie­den und die Ent­schei­dung nie be­reut. Ich fühle mich hier wohl.“ Nun liegt für Maxim die Mas­ter­ar­beit an. Er plant, in Deutsch­land zu blei­ben und wird auch in Zu­kunft wei­ter am 24. De­zem­ber Weih­nach­ten fei­ern.

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