Eine Gruppe Menschen steht vor einem Plakat und posiert für die Kamera.© FH Kiel
Die stu­den­ti­sche Ar­beits­grup­pe über­gibt Mensa-Chef Uwe Korn­haas den Ab­schluss­be­richt zum Lärm­schutz­kon­zept.

Sat­ter Sound des R10 V4

von viel.-Re­dak­ti­on

Schall­schutz­stu­die zur Schwen­ti­ne­men­sa er­mit­telt rauen Fuß­bo­den als Stör­fak­tor

Gast­bei­trag von Prof. Dr. Kay Reth­mei­er

12 Uhr, Mit­tags­pau­se. Jetzt schnell was essen vorm nächs­ten Block und etwas run­ter­kom­men und ent­span­nen. Doch ist die Schwen­ti­ne­men­sa dafür der rich­ti­ge Ort?

Viele Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher – Stu­die­ren­de, FH-Be­schäf­tig­te und auch Ex­ter­ne  –fin­den es ein­fach zu laut in der Mensa. Und schuld daran ist haupt­säch­lich der R10 V4. Was sich wie die laute Mo­to­ren­va­ri­an­te eines For­mel-1-Ren­ners an­hört, ist die kor­rek­te Be­zeich­nung des Men­sa­fuß­bo­dens nach Norm. „R“ steht dabei für die Rutsch­hem­mung, „V“ für die Ver­drän­gungs­ei­gen­schaf­ten von zum Bei­spiel ver­schüt­te­ter Suppe, denn aus­rut­schen soll ja schlie­ß­lich auch nie­mand. Diese für den Un­fall­schutz her­vor­ra­gen­den Ei­gen­schaf­ten ma­chen den Fuß­bo­den aber zu einer lau­ten Ge­räusch­quel­le. Die vor­ge­schrie­be­ne Rau­ig­keit sorgt dafür, dass beim Stüh­le­rü­cken bis zu 1600 Stuhl­bei­ne in Schwin­gung ge­ra­ten und dabei quiet­schen, schep­pern und rum­peln – so laut wie eine Kreis­sä­ge. Filz­glei­ter sind hier keine Op­ti­on. „Das haben wir na­tür­lich als ers­tes aus­pro­biert, aber wegen der Bo­den­rau­ig­keit haben die nur vier Tage ge­hal­ten“, sagt Men­sa­chef Uwe Korn­haas, der das Pro­blem na­tür­lich auch kennt. Und das Ex­pe­ri­ment mit den Filz­glei­tern hat es viel­leicht sogar schlim­mer ge­macht: In viele Stuhl­bei­nen ste­cken noch die Nägel der ab­ge­lös­ten Glei­ter, eine zu­sätz­li­che Krach­quel­le.

Was ist die Al­ter­na­ti­ve? Chris­toph Keb­bel, Indra-So­phie Knutz, Jana Vo­ße­ler, Ayla Sol­tan­po­or-Gar­ga­ri, Kaw­tar Hecht, Ca­ro­lin Jar­matz und Kim­ber­ly Gro­te­gut, sie­ben Stu­die­ren­de der Fach­rich­tung Wirt­schafts­in­ge­nieur­we­sen, haben sich in ihrer In­ter­dis­zi­pli­nä­ren Pro­jekt­ar­beit des fünf­ten Se­mes­ters der Sache an­ge­nom­men. Be­fra­gun­gen zur Ge­räusch­wahr­neh­mung und auch Lärm­mes­sun­gen wur­den in der Mensa durch­ge­führt, der Ist-Zu­stand auf­ge­nom­men. Schnell waren der Boden und die Stüh­le als Ver­ur­sa­cher Iden­ti­fi­ziert, doch auch das Be­steck und Ge­schirr sowie die Ge­schirr­wa­gen klap­per­ten ganz schön. Gut sind be­reits die Tisch­de­cken, die er­heb­lich zur Ge­räusch­re­duk­ti­on beim Essen bei­tra­gen. Als Kom­po­nen­te mit Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al wurde das Schie­nen­sys­tem im Ge­schirr­rück­ga­be­wa­gen iden­ti­fi­ziert. Hier könn­ten die me­tal­li­schen Gleit­schie­nen mit Kunst­stoff über­zo­gen wer­den, das bring 10dB. Eben­so mög­lich sind große so­ge­nann­te Akus­tik­bil­der, die nicht nur nett an der Wand aus­se­hen, son­dern auch den Schall und vor allem den Nach­hall schlu­cken kön­nen. Ein Drit­tel der grö­ß­ten Wand­flä­che müss­ten damit be­stückt wer­den. Mach­bar, wie die Stu­die zeigt. Sehr ef­fek­tiv wäre auch der Aus­tausch der Holz­stüh­le gegen Stüh­le mit Me­tall­bei­nen. Ein Ver­such mit den für den Au­ßen­be­reich an­ge­schaff­ten Me­tall­stüh­len zeig­te, dass diese innen in der Mensa 30dB lei­ser waren. Fi­nan­zi­ell sind beide Maß­nah­men, Akus­tik­bil­der und der Aus­tausch der Stüh­le, aber vom Stu­den­ten­werk schwer zu stem­men. Ca. 28.000€ wür­den diese So­fort­maß­nah­men kos­ten. Ganz um­sonst da­ge­gen ist – Schwei­gen! Denn auch die Ge­sprä­che der Gäste un­ter­ein­an­der wur­den von einem Drit­tel der Be­frag­ten als be­läs­ti­gend laut emp­fun­den. Hel­fen würde da eine gute Tischlek­tü­re, die sprach­los macht. Zum Bei­spiel die DIN-Norm 51131 „Prü­fung von Bo­den­be­lä­gen; Be­stim­mung der rutsch­hem­men­den Ei­gen­schaft, Mes­sung des Gleit­trei­bungs­ko­ef­fi­zi­en­ten“. *) Da sind Sie sprach­los, was?

Fotos (alle Fotos: Reth­mei­er)

*) Wir wür­den al­ler­dings die viel. emp­feh­len. (An­mer­kung der Re­dak­ti­on)

Kay Reth­mei­er

© Fach­hoch­schu­le Kiel