Zwei Frauen und ein Buch zum Schiedsrichterpraktikum© Privat

Schiedsrichterpraktikum: FH-Studentinnen entwickeln Konzept zur Nachwuchsgewinnung

von Lennard Worobic

Fußball-Begeisterte fieberten dem vergangenen Wochenende entgegen: Die Bundesliga nahm am 16. Mai den Spielbetrieb wieder auf, allerdings vor leeren Rängen. Zumindest die Mannschaften und Schiedsrichter, ohne die eine Partie nicht stattfinden könnte, dürfen die Stadien betreten. Bald werden die Entscheidungen der Referees also wieder im Mittelpunkt stehen, ihr Job ist generell nicht einfach. Um wieder mehr Menschen für das Schiedsrichteramt zu begeistert, rief der Schleswig-Holsteinische Fußballverband ein ehrenamtliches Projekt ins Leben: Das Schiedsrichterpraktikum. Das Team um Dajinder Pabla und Vincent Manthey möchte engagierten Sportbegeisterten die Möglichkeit geben, einen Einblick in die Welt der Unparteiischen zu erhalten. Derzeit werden Ideen für eine Kommunikationsstrategie gesammelt, um noch mehr Menschen für das Praktikum begeistern zu können. Die FH-Studentinnen Elisabeth Panuschka und Mara Sophie Meyer leisten dabei tatkräftige Unterstützung. 

„Wir versuchen, das Team für ihre Kommunikation strategisch besser aufzustellen“, berichtet Mara. Sie und Elisabeth studieren beide Angewandte Kommunikationswissenschaft an der Fachhochschule Kiel. Gemeinsam mit den Verantwortlichen des Schiedsrichterpraktikums arbeiten sie an einem Forschungsprojekt, genauer gesagt einem Kommunikationskonzept. Den Kontakt stellte Professor Dr. Tobias Hochscherf her. „Das Schiedsrichter- und Jurywesen ist sportübergreifend relevant. Daher ist es wichtig, sich damit auseinanderzusetzten“, meint Elisabeth, die eigentlich Segelsportlerin ist und im Januar zum Projekt dazustieß. Die Arbeit zu zweit gefällt ihr sichtlich: „Man fühlt sich schon fast wie eine Agentur. So übt man bereits Situationen, die im Arbeitsleben auch vorkommen – das macht mir sehr viel Spaß.“ Die Tatsache, dass es sich beim Schiedsrichterpraktikum um eine ehrenamtliche Organisation für eine gute Sache handelt, erleichtere ihr die Arbeit. Trotz Corona ist der Austausch mit dem Team nicht eingeschränkt, Meetings erfolgen über Zoom.

Mara ist bereits seit dem Wintersemester 2019 in das Projekt involviert, aus ihrer Sicht bietet das Schiedsrichterpraktikum eine einzigartige Möglichkeit: „Man kann einfach mal ausprobieren, wie es ist, ein Spiel zu pfeifen“, so die 26-Jährige, „Schiedsrichter, die schon lange dabei sind, begleiten einen auf dem Platz und leisten per Headset Hilfestellung.“ Gewöhnlich sei die Hürde größer, um Schiedsrichter zu werden. Beim Schiedsrichterpraktikum ist es hingegen nicht nötig, vorher einen Lehrgang abzuschließen oder sich Ausrüstung zu kaufen. Mara und Elisabeth sehen Potenzial in der Initiative, und versuchen durch konzeptuelleArbeit, mehr Sportbegeisterte für das Praktikum zu gewinnen. Die Zielgruppe ist breit gefächert: Neben jungen Menschen sollen auch Erwachsene angesprochen werden. 

In erster Linie gilt es, Interessierten das Schiedsrichteramt zugänglicher zu machen und bei Spieler*innen, Trainer*innen und Eltern ein allgemeines Verständnis gegenüber den Unparteiischen aufzubauen. Schiedsrichter brauchen ein dickes Fell, so viel steht fest. Daher sei es wichtig, schon bei Jugendlichen anzusetzen, meint Mara: „Gerade im jungen Alter ist es wichtig, den Einstieg ins Schiedsrichterwesen zu erleichtern.“ Die Altersgrenze liegt bei 14 Jahren, doch auch jüngere Nachwuchsschiedsrichter können einen Einblick in den Alltag eines Referees erhalten: „Bei Ferienfreizeiten bietet das Schiedsrichterpraktikum auch Fußball-Workshops für Kinder an“, erzählt Elisabeth. Insgesamt arbeiten die Verantwortlichen des Schiedsrichterpraktikums mit verschiedenen Vereinen zusammen und beraten sie auch in anderen Angelegenheiten, zum Beispiel rund um Social Media-Marketing. „Das Ziel für die Zukunft lautet, das Schiedsrichterpraktikum für Leute aus ganz Deutschland anzubieten“, berichtet Mara. Ein nationales Schiedsrichter-Netzwerk, das noch weiter ausgebaut werden soll, gibt es bereits. Außerdem bestehe schon Kontakt nach Dänemark und Österreich. „Die Initiative ist eine Art Alleinstellungsmerkmal für den Schleswig-Holsteinischen Fußballverband, weil andere Verbände das Thema nicht so angehen“, sagt Elisabeth überzeugt. Den sogenannten Unique Selling Point (USP) wollen die beiden Studentinnen für ihr Kommunikationskonzept nutzen und weiter ausführen. Für die Zukunft plant das Team vom Schiedsrichterpraktikum bereits, weitere Projekte für FH-Studierende anzubieten. 

Derzeit befindet sich das Projekt in der Situationsanalyse, bis ungefähr Ende Juli soll es fertig sein. Engagierte FH-Student*innen, die noch eine Nebentätigkeit suchen oder das Schiedsrichterpraktikum absolvieren möchten, können das Team per Facebook oder Instagram erreichen. Dort und auf der Website finden sich zudem weitere Informationen rund um das Schiedsrichterpraktikum sowie ein anschauliches Erklärvideo, in dem das Konzept der Initiative näher erläutert wird. 

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