Ein Mann am Strand© Bax­mann

Se­mes­ter­fe­ri­en auf hoher See

von Ju­lia­ne Bax­mann

Wäh­rend viele Stu­die­ren­de die vor­le­sungs­freie Zeit Co­ro­na be­dingt eher zu­hau­se ver­brin­gen, geht es für Paul Wit­ting bald hoch in den Nor­den: Der 22-jäh­ri­ge Ma­schi­nen­bau­stu­dent wird die­sen Som­mer die wohl auf­re­gends­te Reise sei­nes Le­bens an­tre­ten: Ge­mein­sam mit zwölf an­de­ren Mit­ar­bei­ter*innen und Werk­stu­dent*innen des GEO­MAR Helm­holtz-Zen­trums für Ozean­for­schung Kiel sticht er mit einer Crew in See. Fünf Wo­chen wer­den sie un­ter­wegs sein, auf dem Weg in die La­bra­dor­see, einem nörd­li­chen Mee­res­arm des At­lan­ti­schen Oze­ans zwi­schen der ka­na­di­schen Halb­in­sel La­bra­dor im Süd­wes­ten und Grön­land im Nord­os­ten. Paul Wit­ting hat Ju­lia­ne Bax­mann aus der viel.-Re­dak­ti­on über die Zeit vor der Reise ge­spro­chen.

Wie sind deine Ge­füh­le, so kurz vor der Reise?

Ge­füh­le habe ich ziem­lich viele. Vor allem aber Vor­freu­de, auf das, was da vor mit liegt. Ich habe, um es jetzt mal ganz lo­cker aus­zu­drü­cken, rich­tig Bock!

Hast du Angst?

Angst nicht, nein. Höchs­tens davor, ir­gend­was Un­er­setz­li­ches zu ver­ges­sen, bevor ich an Bord gehe. Stell dir vor, du be­merkst plötz­lich, du hast auf einem Schiff, das auf dem Weg in die Ark­tis ist, nur ein Paar So­cken dabei, oder die Zahn­bürs­te ver­ges­sen!

Vor Sturm und Un­wet­ter habe ich Re­spekt. Ich habe mir vor ein paar Tagen eine Doku über Mons­ter­wel­len an­ge­se­hen, das hätte ich bes­ser sein las­sen sol­len. Aber im Gro­ßen und Gan­zen sind Ängs­te vor die­ser Reise ei­gent­lich un­be­grün­det.

Warum machst du diese Reise, und was ver­sprichst du dir davon?

Seit einem Jahr ar­bei­te ich im GEO­MAR. Zu Be­ginn des Jah­res habe ich die Reise an­ge­bo­ten be­kom­men; da war von der Co­ro­na-Pan­de­mie na­tür­lich noch nichts zu ahnen. Umso glück­li­cher bin ich, dass es jetzt trotz­dem los­ge­hen kann, wenn auch mit sehr stren­gen Hy­gie­ne­maß­nah­men und einer vier­tä­gi­gen Qua­ran­tä­ne bevor die Reise los­geht.

Ich habe keine „le­bens­ver­än­dern­den“ Er­war­tun­gen an die Reise und gehe nicht mit der In­ten­ti­on aufs Schiff, mich selbst zu fin­den. Das sind, glau­be ich, Ide­al­vor­stel­lun­gen die sel­ten ein­tre­ten. Ich möch­te in ers­ter Linie Spaß haben - an der Ar­beit und an den Er­leb­nis­sen und mit dem Men­schen an Bord. Na­tür­lich ist es auch Ar­beit und ich bin ge­spannt, was ich durch die Reise für mein spä­te­res Be­rufs­le­ben mit­neh­men kann.

 

Was wer­den deine Auf­ga­ben an Bord sein?

Ich werde in ers­ter Linie Sen­so­ren für Sauer­stoff und Salz­ge­halt vor dem Ein­satz im Was­ser pro­gram­mie­ren. Nach dem Ein­satz werde ich die Er­geb­nis­se aus­le­sen und beim Ver­an­kern der For­schungs­ge­rä­te auf dem Mee­res­grund hel­fen. Auf dem Schiff gibt es be­stimmt immer etwas zu tun. Es gibt so viele Auf­ga­ben, lang­wei­lig wird mir mit Si­cher­heit nicht.

Wor­auf freust du dich am meis­ten, wenn du an die Reise denkst?

Ich habe große Lust, ein­fach auf dem Was­ser zu sein und die Natur zu er­le­ben, ohne ir­gend­wel­che Ein­flüs­se der Au­ßen­welt. Ich denke jetzt schon an die tol­len Son­nen­auf­gän­ge und Un­ter­gän­ge, die auf mich war­ten. Auf die Ar­beit freue ich mich aber auch. Ich liebe es,  Dinge zu er­for­schen und die Ar­beit im GEO­MAR macht mir so­wie­so gro­ßen Spaß!

Hast du Er­war­tun­gen an die Zeit da­nach?

Ich glau­be nicht, dass ich nach der Reise ein an­de­rer Mensch sein oder die Welt mit an­de­ren Augen sehen werde. Ich glau­be auch nicht, dass sich meine Wün­sche und Vor­stel­lun­gen für die Zu­kunft än­dern wer­den, denn ich weiß jetzt schon, was ich will, und die Reise ist ein gro­ßer Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Für die Zu­kunft wün­sche ich mir ein­fach, dass dies nicht meine letz­te For­schungs­rei­se sein wird, son­dern die erste, und dass viele wei­te­re fol­gen wer­den.

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