Mann am PC und Tablet© Kläschen

Som­mer­se­mes­ter mit On­line-Lehre ge­star­tet

von Su­san­ne Meise | Joa­chim Kläschen

Am Frei­tag wurde ent­schie­den, Prä­senz-Lehr­ver­an­stal­tun­gen vor­erst bis zum 19. April aus­zu­set­zen, um die Aus­brei­tung des Co­ro­na-Virus zu ver­lang­sa­men. Am Mon­tag sind die Fach­be­rei­che den­noch wei­test­ge­hend in das Se­mes­ter ge­star­tet – die Lehre wurde kur­zer­hand ins In­ter­net ver­la­gert.

„Alle Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen haben am ver­gan­ge­nen Wo­chen­en­de kräf­tig ran­ge­klotzt, um ihre Lehr­ver­an­stal­tun­gen auf On­line-Lehre um­zu­stel­len“, be­rich­tet Prof. Dr. Chris­ti­an Hauck, Dekan des Fach­be­reichs Me­di­en. „Unser Ziel ist es, dass un­se­ren Stu­die­ren­den aus der ak­tu­el­len Si­tua­ti­on keine Nach­tei­le für ihren in­di­vi­du­el­len Stu­di­en­ver­lauf ent­ste­hen.“ So konn­te die On­line-Lehre am Mon­tag um 8 Uhr be­gin­nen. Ab­hän­gig von der je­wei­li­gen Ver­an­stal­tung und der Lehr­per­son wer­den un­ter­schied­li­che On­line-For­ma­te ein­ge­setzt - das Spek­trum reicht von On­line-Ver­an­stal­tun­gen in Echt­zeit bis hin zu Selbst­lern-Pa­ke­ten auf Mood­le, er­klärt Hauck.

Grö­ße­re Schwie­rig­kei­ten bei der Um­stel­lung auf On­line-Lehre hat es nicht ge­ge­ben, aber viele Nach­fra­gen. Von Vor­teil sei, dass der Fach­be­reich Me­di­en schon per De­fi­ni­ti­on den Auf­trag hat, mo­der­ne On­line-Kom­mu­ni­ka­ti­on zu ver­mit­teln und au­ßer­dem schon lange zwei be­rufs­be­glei­ten­de Mas­ter-Stu­di­en­gän­ge on­line an­bie­tet. „Da­durch sind die meis­ten un­se­rer Leh­ren­den mit On­line-Lehre ver­traut“, sagt Hauck. In­zwi­schen konn­ten auch fast alle Wahl­mo­du­le der ex­ter­nen Leh­ren­den und aus­län­di­schen Gast­do­zen­ten auf die On­line-Lehre um­ge­stellt wer­den. Hauck: „Dabei sit­zen un­se­re Stu­die­ren­den in ihren Woh­nun­gen und un­se­re aus­län­di­schen Gast­do­zen­ten in Nor­we­gen, Dä­ne­mark oder Li­tau­en.“ Dass das in so kur­zer Zeit er­reicht wer­den konn­te, dafür gilt sein Dank allen Kol­leg*innen.

Am Fach­be­reich Wirt­schaft haben ei­ni­ge Leh­ren­de am Wo­chen­en­de ihre Vor­le­sun­gen ge­filmt und auf Mood­le hoch­ge­la­den. „Die Stu­die­ren­den kön­nen sie sich je­der­zeit an­se­hen“, sagt Prof. Dr. Björn, Chris­ten­sen, Dekan des grö­ß­ten Fach­be­reichs an der FH Kiel. An­de­re hal­ten ihre Vor­le­sung zu den ge­plan­ten Zei­ten als Web­kon­fe­renz ab. Zu­sätz­lich haben die Stu­die­ren­den zum Teil Auf­ga­ben ge­stellt be­kom­men, die sie be­ar­bei­ten und bei Mood­le hoch­la­den. „Die Lehre läuft bei uns in die­ser Woche voll­stän­dig an“, teilt Chris­ten­sen mit. „Ich bin be­geis­tert, wie die Leh­ren­den die Auf­ga­be an­ge­nom­men haben und un­glaub­lich en­ga­giert mit­zie­hen“, sagt er wei­ter. Das Zen­trum für Ler­nen und Lehr­ent­wick­lung (ZLL) habe gro­ß­ar­tig un­ter­stützt, das Zu­sam­men­spiel von hel­fen­den Hän­den über Fach­be­reichs­gren­zen hin­weg funk­tio­nie­re sehr gut. „Hier zeigt sich, was für eine un­glaub­lich fle­xi­ble Or­ga­ni­sa­ti­on wir sind“, stellt Chris­ten­sen fest. Für ihn wäre es denk­bar, im Be­darfs­fall das kom­plet­te Se­mes­ter so zu ver­fah­ren. „Ge­dank­lich sind alle dar­auf vor­be­rei­tet“, so Chris­ten­sen, „auch wenn sich na­tür­lich alle wün­schen, mög­lichst bald wie­der zur nor­ma­len Prä­senz­leh­re über­ge­hen zu kön­nen.“

Prof. Dr. rer. pol. Rai­ner Geis­ler, Dekan des Fach­be­reichs Ma­schi­nen­we­sen, freut sich, dass die On­line-Lehre am Wo­chen­start ihre Feu­er­tau­fe heil über­stan­den hat. Wich­ti­ger als die Tech­nik sind für ihn al­ler­dings die Or­ga­ni­sa­ti­on und Mo­ti­va­ti­on aller Be­tei­lig­ten. „Nur, wenn alle wich­ti­gen In­for­ma­tio­nen an zen­tra­ler Stel­le ver­füg­bar sind und es kei­nen Wild­wuchs gibt, kön­nen alle durch­star­ten. Hier haben die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen in kür­zes­ter Zeit sehr en­ga­giert sehr viel ge­leis­tet. Die zu­sam­men­ge­stell­ten An­lei­tun­gen und Best-Prac­ti­ce-Tipps er­mög­li­chen allen einen schnel­len Ein­stieg“, lobt Geis­ler.

Doch auch auf die Tech­nik hält Geis­ler große Stü­cke. „Das Mood­le-Sys­tem hat sich eta­bliert, und die Zoom-Soft­ware er­weist sich in der Pra­xis als Schwei­zer-Ta­schen­mes­ser der On­line-Lehre, das White­boards, Chats, Prä­sen­ta­tio­nen und Vi­deo­kon­fe­ren­zen mit­ein­an­der ver­webt.“ Auch wenn er die Prä­senz­leh­re auf kei­nen Fall mis­sen möch­te, er­öff­net die On­line-Lehre für ihn viele Vor­tei­le. Der neue Vi­sua­li­zer er­mög­licht es, allen Stu­die­ren­den selbst win­zi­ge De­tails von Werk­stü­cken bild­schirm­fül­lend zu zei­gen und – neuer Soft­ware sei Dank – kann er wäh­rend der Prä­sen­ta­ti­on von Stu­die­ren­den live Kor­rek­tu­ren an For­meln auf deren Ge­rä­ten vor­neh­men.

Nach einem fast rei­bungs­lo­sen Start – Geis­lers On­line-Lehre star­te­te am Mon­tag um 8.15 Uhr mit der ers­ten Ver­an­stal­tung – blickt Rei­ner Geis­ler für sei­nen Fach­be­reich op­ti­mis­tisch in die Zu­kunft. Aber er bit­tet auch, dass sich alle an die Spiel­re­geln hal­ten: „Mood­le ist keine Da­ten­hal­de! Spei­cher­in­ten­si­ve In­hal­te soll­ten nach Mög­lich­keit ex­tern ab­ge­legt und le­dig­lich per Links ein­ge­bun­den wer­den, um das Sys­tem zu ent­las­ten.“

Das Zen­trum für Ler­nen und Lehr­ent­wick­lung (ZLL) ist immer mit der Wei­ter­ent­wick­lung von Lehr­for­men be­schäf­tigt, in die­sen Tagen aber ganz be­son­ders ge­for­dert. „Wir fo­kus­sie­ren uns dar­auf zu­sam­men­zu­stel­len, was Stu­die­ren­den und Leh­ren­den jetzt hilft“, er­klärt die Lei­te­rin Dr. Chris­tia­ne Metz­ger. Bis­her liegt der Schwer­punkt auf der Er­stel­lung und Bün­de­lung von In­for­ma­tio­nen für Leh­ren­de, um den Um­stieg von Prä­senz- auf On­line-Lehre so­wohl me­tho­disch-di­dak­tisch als auch tech­nisch zu un­ter­stüt­zen. So wer­den auf­grund der Er­fah­run­gen des ZLL-Teams und ent­spre­chend den ein­ge­hen­den An­fra­gen Kurz­an­lei­tun­gen oder auch Hand­bü­cher er­stellt, die prag­ma­tisch in­for­mie­ren. Neben Be­ra­tung per Te­le­fon und E-Mail gibt es Foren und Chats, damit die Leh­ren­den auch dort Fra­gen stel­len und ihre Er­fah­run­gen aus­tau­schen kön­nen. „Dar­über hin­aus sind ei­ge­ne Video-Tu­to­ri­als in Vor­be­rei­tung“, kün­digt Metz­ger an. Für Stu­die­ren­de ist zudem ein Kur­sus ge­plant, der ihnen Tipps zum Ler­nen und Struk­tu­rie­ren an die Hand gibt. Auch wenn es mo­men­tan sehr viel ist, was auf das ZLL-Team ein­strömt, so steht die Lei­te­rin der Si­tua­ti­on doch po­si­tiv ge­gen­über. „Viele von den Din­gen, die wir jetzt ma­chen, woll­ten wir schon lange an­ge­hen, hat­ten aber nie die Zeit oder Ge­le­gen­heit dafür. Jetzt haben wir die Chan­ce, uns dar­auf zu fo­kus­sie­ren“, er­klärt Chris­tia­ne Metz­ger. Jetzt sei die Ge­le­gen­heit, die Di­gi­ta­li­sie­rung der Lehre an der FH nach vorne zu brin­gen.

Lang­fris­tig werde sich zei­gen, bei wel­chen Lern­in­hal­ten dies auch in nor­ma­len Zei­ten in Prä­senz­stu­di­en­gän­gen sinn­voll sei, so Metz­ger.

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