Inger-Roxanne Meyer und Christian Arriens auf der Thor Heyerdahl.© J. Müller
Inger-Roxanne Meyer und Christian Arriens gehören zu den ersten Teilnehmer*innen des interdisziplinären Projekts "Studieren unter Segeln".

Studieren unter Segeln

von Frauke Schäfer

„Leinen los!“ hieß es gestern (9. August 2021) in Rostock-Warnemünde für 27 Student*innen und drei Lehrende der Fachhochschule Kiel. An Bord des Traditionsseglers Thor Heyerdahl findet erstmals das interdisziplinäre Projekt „Studieren unter Segeln“ statt. Auf ihrer Seereise befassen sich die Teilnehmenden mit nachhaltigen Mobilitätskonzepten und packen an Bord mit an.

Segel hissen, Anker lichten und Wache gehen, das gehört in den kommenden fünf Tagen zum (Studien)-alltag von 16 Studentinnen, elf Studenten und drei Lehrenden der Fachhochschule (FH) Kiel. Die studentische Besatzung ist interdisziplinär aufgestellt; die Studierenden kommen aus allen sechs Fachbereichen der Hochschule. Künftige Betriebswirt*innen und Ingenieur*innen sind ebenso darunter wie Studierende der Fachbereiche Agrarwirtschaft, Medien sowie Soziale Arbeit und Gesundheit. Alle haben sich im Sommersemester intensiv auf die Fahrt vorbereitet und in vier Teams mit den Aspekten Antriebe zu Wasser, Sharing Modelle sowie multimodales und autonomes Fahren befasst.

Als „echten Lichtblick“ nach anderthalb Jahren „Corona-Studium“ empfindet Christian Arriens die Studienfahrt auf der Thor Heyerdahl. Der 31-Jährige Masterstudent der Elektrischen Technologien freut sich auf den persönlichen Kontakt zu Kommiliton*innen und Lehrenden. „Für nachhaltige Mobilität interessiere ich mich schon lange. Dieses Thema gemeinsam mit Studierenden aus vielen unterschiedlichen Fachbereichen auf einem gemeinsamen Segeltörn zu vertiefen, machte eine Bewerbung für dieses Projekt unausweichlich. Von der Schiffsreise erhoffe ich mir einen Schub an Lebendigkeit.“

Inger-Roxanne Meyer studiert Agrarwirtschaft im 5. Semester, ihre Leidenschaft fürs Segeln hat die 23-Jährige bei Jugendfreizeiten auf der Ostsee entdeckt. „Mein Kernthema sind die Antriebe zu Wasser und wir haben uns speziell mit sieben unterschiedlichen Ergänzungs- und Austauschantrieben befasst, die dafür sorgen, dass das Klima geringer belastet wird. Das Thema ist sehr spannend, besonders in Bezug auf die Landwirtschaft. Auf unserem landwirtschaftlichen Betrieb versuchen wir, so nachhaltig wie möglich zu wirtschaften, um auch zukünftigen Generationen das Leben auf und durch den Betrieb zu ermöglichen.“

Natürlich geht es bei der Fahrt nicht nur um den akademischen Austausch, erklärt Prof. Harald Jacobsen, der von Anfang an in die Planung des neuen Studienangebots involviert war. Der Prodekan des Fachbereichs Informatik und Elektrotechnik segelt schon seit Kindertagen und kennt die Dynamik an Bord: „Ein Schiff eignet sich außerordentlich gut für Gruppen- und Teambildung, besser als jeder Hochseilgarten oder ähnliches. Und für unser Leitthema kann ich mir persönlich keinen besseren Ort vorstellen.“

Die erste Ausfahrt ist ein Testballon. Wenn das Konzept aufgeht, möchte FH-Kiel-Präsident Prof. Björn Christensen gerne auch in Zukunft Student*innen auf See schicken. Von ihm stammt die Initiative, für die er an der Hochschule schnell engagierte Mitstreiter*innen fand. „Kiel und Segeln gehören einfach zusammen und da lag es nahe, dass wir Segeln auch für die Ausbildung nutzen. Kernelement unserer Hochschule ist neben der anwendungsorientierten Forschung und Lehre auch der interdisziplinäre Austausch, am liebsten direkt und in Präsenz. Ich freue mich, dass das neue Angebot so gut angenommen wurde.“

Um die Gesundheit von allen Beteiligten zu schützen, durften nur geimpfte und negativ getestete Personen an Bord gehen. Außerdem hatten sich die Teilnehmenden vor der Abfahrt nach Rostock in eine fünftägige Selbstquarantäne begeben. Die Thor Heyerdahl wird am Samstagmorgen (14. August 2021) in Kiel zurückerwartet.

© Fachhochschule Kiel