Studierende auf dem FH-Parkplatz.© J. Kläschen

Ver­mes­sen in Diet­richs­dorf – FH-Stu­die­ren­de üben das Ni­vel­le­ment

von Joa­chim Kläschen

Auch für an­ge­hen­de Bau­in­ge­nieur*innen gilt, dass es kein fal­sches Wet­ter, son­dern nur fal­sche Klei­dung gibt. Ent­spre­chend wet­ter­fest aus­ge­stat­tet war­ten knapp 20 Stu­die­ren­de im Nie­sel­re­gen auf die Ma­te­ri­al­aus­ga­be für die Pra­xis­übung ‚Ni­vel­le­ment‘, bei der sie ler­nen, Hö­hen­un­ter­schie­de im Ge­län­de zu mes­sen. Wäh­rend Sönke Barg­mann einem Teil der an­ge­hen­den Bau­in­ge­nieur*innen noch die Grund­la­gen und Tü­cken der Hö­hen­be­stim­mung na­he­bringt, über­gibt Dipl.-Ing. An­dre­as Hor­ton den be­reits un­ter­wie­se­nen Klein­grup­pen aus je­weils vier Stu­die­ren­den voll be­la­de­ne Bol­ler­wa­gen.

So zieht ein Tross aus Stu­die­ren­den in leuch­ten­den Warn­wes­ten über den ver­reg­ne­ten Cam­pus zum Park­platz. Trotz Schiet­wet­ter ist die Stim­mung gut. Den An­schein einer Va­ter­tags-Tour kom­men­tiert ein Stu­dent la­ko­nisch mit dem Hin­weis, dass dafür ja ‚der Kas­ten‘ auf dem Bol­ler­wa­gen fehle. Statt­des­sen zie­hen sie in den grü­nen luft­be­reif­ten Wagen Te­le­skop-Ni­vel­lier­lat­ten, Drei­bein-Sta­ti­ve und Funk­ge­rä­te hin­ter sich her. Auf dem Park­platz an­ge­kom­men, er­klärt Sönke Barg­mann, der auch am RBZ am Schüt­zen­park un­ter­rich­tet, die erste Übung. Ziel es ist, die Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Ar­beits­ge­räts zu über­prü­fen.

Dabei zeigt sich, dass auch Bau­leu­te ein ganz ei­ge­nes, tie­ri­sches, Vo­ka­bu­lar haben. Um den Mess­punkt zu mar­kie­ren, kommt der Frosch zum Ein­satz, eine drei­bei­ni­ge schwe­re Ei­sen­plat­te. Die Aus­rich­tung des Sta­tivs er­mit­teln die Stu­die­ren­den mit Hilfe der Li­bel­le, wie die Ex­per­ten das Herz der Was­ser­waa­ge be­zeich­nen. „Wir ar­bei­ten hier unter ganz rea­len Be­din­gun­gen“, er­klärt An­dre­as Hor­ton „und da be­we­gen wir uns im Mil­li­me­ter­be­reich. Des­halb ist es wich­tig, dass die Stu­die­ren­den die Aus­rüs­tung ken­nen­ler­nen und über­prü­fen kön­nen, damit sich keine Feh­ler in die Mes­sun­gen ein­schlei­chen kön­nen.“

Zwar gibt es in der Bau­bran­che auch aus­ge­wie­se­ne Ex­pert*innen für Mess­tech­nik, aber an der FH Kiel ge­hört das Ni­vel­lie­ren zur Grund­aus­bil­dung. „Als Bau­lei­ter soll­te man schon wis­sen, wie es um die Höhen be­stellt ist und sie selbst prü­fen kön­nen“, meint Sönke Barg­mann. „Nicht zu­letzt, weil Hö­hen­fra­gen auch immer Kos­ten­fra­gen nach sich zie­hen. Es macht schon einen Un­ter­schied, ob ein Bag­ger ein Areal zwei oder drei Meter tief aus­schach­ten muss und ob für den Trans­port des Aus­hubs einer oder drei LKW be­nö­tigt wer­den. Da gibt es viel Si­cher­heit, wenn man selbst ni­vel­lie­ren kann.“

Der­weil wer­den auf dem Park­platz die ers­ten Drei­bein-Sta­ti­ve auf­ge­stellt, Lote an­ge­bracht und Ni­vel­lier­ge­rä­te mon­tiert, durch die die Stu­die­ren­den auf die Ni­ver­lier­lat­ten bli­cken, die in be­stimm­ter Ent­fer­nung fest­ge­hal­ten wer­den. „Die Ab­stän­de be­stim­men die Stu­die­ren­den selbst“, er­klärt An­dre­as Hor­ton, „meist wird im Ab­stand von 20 Me­tern ge­mes­sen. Wich­tig ist dabei, dass die Ni­ver­lier­lat­te auch ge­ra­de ge­hal­ten wird. Jede Schräg­stel­lung kann zu Feh­lern füh­ren.“ Schräg­stel­lung ist das Stich­wort, denn mit die­sen Wor­ten macht sich die Trup­pe auf zum Boks­berg, wo sie gut zwei Stun­den lang über­prü­fen, wie steil die Stra­ße tat­säch­lich ist.

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