Vier Jungen tragen VR-Brillen.© HoloNative

Studierende und Absolventen der FH Kiel gewinnen Digitalisierungspreis SH

von Frauke Schäfer

Mit dem Workshop „DEEPFAKE DETECTIVE“ hat das Kieler Start-up HoloNative den zweiten Preis beim Wettbewerb „Best of Digitales.SH“ der Landesregierung gewonnen. Die Preisverleihung fand gestern (27.09.2023) im Rahmen der Veranstaltung nordisch.digital 2023 in Flensburg statt. HoloNative ist ein Start-up von den FH-Kiel-Absolventen und Studenten Benedikt Breitkopf, Colin Kavanagh und Dennis Przytarski. Kennengelernt haben sich die Drei im Rahmen ihres Bachelorstudiums Multimedia Production; noch während ihres Studiums haben sie HoloNative im Sommer 2020 gegründet.

„Wir freuen uns riesig, dass DEEPFAKE DETECTIVE den zweiten Preis beim Best of Digitales abgeräumt hat. Der Digitalisierungspreis ist eine Auszeichnung der Bemühungen, die das gesamte Team von Design, Entwicklung bis Moderation der Workshops reingesteckt hat und noch immer reinsteckt. Dies soll erst der Anfang sein - die riesige Anfrage zeigt, dass unser interaktiver pädagogischer Ansatz funktioniert. Und wir haben noch viele weitere Ideen“, freut sich Colin Kavanagh.

Mit DEEPFAKE DETECTIVE hat HoloNative gemeinsam mit Michael Dolz und Olaf Krużycki vom FLEET7 sowie dem Offenen Kanal Schleswig-Holstein (OKSH) einen interaktiven Workshop für Schüler*innen der 5. bis 10. Klassenstufe gestaltet. Im Rahmen des Workshops lernen die Kinder und Jugendlichen manipuliertes Bildmaterial, sogenannte Deepfakes, zu identifizieren. Highlight des Workshops ist die 15-minütige Virtual Reality-Station, in der sich die Schüler*innen im fiktiven Bundesamt für Cybersicherheit wiederfinden, um dort ihre Abschlussprüfung als Detektiv*innen zu absolvieren. Mithilfe von VR-Brillen, die u. a. der OKSH zur Verfügung stellt, machen die Schüler*innen eine exklusiv für den Workshop entwickelte Lernerfahrung.

Kinder und Jugendliche bewegen sich mittlerweile durchschnittlich drei Stunden täglich im Internet. Hier werden sie mit einer Unzahl manipulierter Bilder und Videos konfrontiert. Und diese beschränken sich längst nicht mehr nur auf die Beauty- und Werbebranche oder Memes, erklärt Colin Kavanagh. Längst erlauben digitale Werkzeuge zur Bildbearbeitung in den sozialen Netzwerken, Gesichter in Echtzeit zu analysieren und zu modifizieren. Die Möglichkeit, die visuelle Realität zu verändern, werfe komplexe Fragen auf, die weit über Fragen der Ästhetik hinausgingen, so Kavanagh. „Die Bildbearbeitung fördert unrealistische Schönheitsstandards und erhöht den Druck, diesen zu entsprechen. Darüber hinaus kann sie politische Prozesse beeinflussen, weil sie ermöglicht, Informationen und Bilder zu manipulieren. Das untergräbt das Vertrauen in Medien und Institutionen. Auf individueller Ebene kann die ständige Interaktion mit technologisch veränderten Bildern zu einer verzerrten Selbstwahrnehmung und einer manipulierten Perspektive der Weltlage führen. Die veränderte Wahrnehmung der Realität durch audiovisuelle Medien stellt daher eine multidimensionale Herausforderung für Gesellschaft, Politik und Individuen dar.“

Mit ihrem Workshop wollen Colin Kavanagh und seine Mitstreiter*innen aber nicht nur für die Gefahren der Technologie sensibilisieren, sondern auch deren Chancen aufzeigen, betont Dennis Przytarski: „Wir animieren die Jugendlichen während des Workshops mitunter dazu, Anwendungsbereiche für Deepfakes zu finden, in der die Technologie für etwas gesellschaftlich Positives verwendet werden kann. Wir wollen die Teilnehmenden dazu ermutigen, die Technologie als das zu begreifen, was sie ist - ein Werkzeug. Und dieses kann man ebenso für kreative und sinnstiftende Zwecke einsetzen, wie für verwerfliche und kriminelle Taten missbrauchen.“

HoloNative bietet den dreistündigen Workshop seit Beginn 2023 an. Mittlerweile haben ihn über 700 Schüler*innen besucht. Die Nachfrage ist nach wie vor groß. 

Das Team des Start-ups HoloNative umfasst mittlerweile neun junge Leute. Alle Mitarbeitenden sind entweder Absolvent*innen oder aktive Student*innen der FH Kiel in den Studiengängen Multimedia Production, Medienkonzeption, Medieningenieur, Maschinenbau und Wirtschaftsinformatik.

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