Eine Frau schaut lächelnd an einem Computerbildschirm vorbei in die Kamera© C. Köhncke
Tauschte romanische und skandinavische Sprachen gegen Programmiersprachen: Softwareentwicklerin Christina Schramm.

Von romanischen und skandinavischen Sprachen zu Programmiersprachen

von Nele Becker

Christina Schramm hat eine Vorliebe für Sprachen – statt mit Fremdsprachen im herkömmlichen Sinne beschäftigt sie sich heute allerdings vorrangig mit Programmiersprachen.

Nach ihrem Abitur an der Gesamtschule in Neumünster schrieb sie sich zum Wintersemester 2006/07 zunächst an der CAU zu Kiel für Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaften, Romanistik sowie Pädagogik ein. Damit war die heute 35-Jährige die Erste in ihrer Familie, die ein Studium aufnahm. Nach zwei Semestern musste sie feststellen, dass Pädagogik nicht das Richtige für sie war. Sie wählte das Fach ab und entschied sich stattdessen für Skandinavistik.

2012 beendete sie ihr Studium erfolgreich mit dem Magister-Abschluss in Sprachwissenschaften, Skandinavistik und Romanistik. Als Berufseinsteigerin absolvierte sie anschließend Praktika, unter anderem im Marketing sowie als Italienisch-Lehrerin an der Kieler Volkshochschule. „Ich habe überlegt, selbstständig Sprachen zu unterrichten, aber das war mir zu ungewiss“, sagt sie.

Stattdessen beschloss sie im Herbst 2013, sich umzuorientieren und ein Informatikstudium an der CAU zu Kiel zu beginnen. Das Interesse für die Thematik habe sie durch viele Informatikstudierende in ihrem Freundeskreis entwickelt, sagt sie rückblickend. „Meine Freunde haben mich auch ermutigt, diesen Schritt zu wagen.“

Um erste praktische Erfahrungen im Programmieren zu sammeln, habe sie bei opencampus.sh den Kurs „Einstieg in die Webentwicklung“ belegt und ein eigenes Webprojekt entwickelt. Auch im Studium wünschte sie sich mehr Praxis, und so wechselte sie zum Wintersemester 2016/17 schließlich an die FH Kiel. Am Fachbereich Informatik und Elektrotechnik studierte sie Informationstechnologie im Bachelor.

Dort fand sie auch die ersehnte Praxis: Besonders Laboreinheiten, Gruppenarbeiten und Semesterprojekte hätten das Lernen erleichtert, sagt Schramm. „Echte Software – beispielsweise für Unternehmen – zu entwickeln, hat echt Spaß gemacht und war motivierender als reine Theorie.“

Auch das Angebot der Interdisziplinären Wochen (IDW) habe sie immer gerne wahrgenommen. „Ich habe zum Beispiel Japanisch gelernt und einen Kurs für Panorama-Fotografie belegt – inklusive Exkursion auf eine Nordsee-Hallig“, erinnert sie sich. Und: „Bei Interesse konnte man bei allem mitmachen“, sagt sie und fügt hinzu: „Ich habe mich der Robotik-AG angeschlossen und eine Hiwi-Stelle im Robotik-Labor angenommen. Mit dem Roboter Emma war ich dann unter anderem wöchentlich in einer Demenz-WG.“

Das Bachelorstudium hat Schramm im Frühjahr 2021 erfolgreich abgeschlossen. „Bei der Jobsuche bin ich im Portal der Agentur für Arbeit auf die Ausschreibung der Ausguck GmbH gestoßen“, beschreibt sie. Der 2020 gegründete IT-Dienstleister hatte zu der Zeit Unterstützung in der Softwareentwicklung gesucht.

Die Chemie stimmte – seit 2021 ist Christina Schramm als Web-Entwicklerin bei der Ausguck GmbH an Bord. Im kleinen Team entwickelt sie mit ihren Kolleg*innen Software für Webanwendungen und Apps. Bisher habe sie vor allem Software für das sogenannte Frontend programmiert, also für die Oberfläche von Anwendungen, die die Nutzer*innen sehen, sagt sie. „Im Fokus liegen das User Interface Design und die User Experience“, erklärt die Softwareentwicklerin. Häufig gebe es Designvorgaben von Kund*innen, die sie entsprechend umsetze. Teilweise könne sie auch ganz ohne Vorgaben kreativ werden. „Ich habe viel programmiert und viel gelernt“, sagt sie mit Blick auf das vergangene Jahr.

Auch Projektmanagement und Termine mit Kund*innen gehörten zu ihren Aufgaben, erklärt sie. „Mein nächstes Ziel ist es, meine Kenntnisse im Programmieren für das Backend – alles, was im Hintergrund von Software läuft und für Nutzerinnen und Nutzer nicht sichtbar ist – zu vertiefen“, erläutert die Neumünsteranerin. Das mache die Atmosphäre bei Ausguck aus – auch in dem jungen Unternehmen gelte: „Jeder und jede kann alles machen, was er oder sie möchte, und sich ausprobieren“, beschreibt Christina Schramm.

Mehr über die Ausguck GmbH und das Besondere am Unternehmen erfahren Interessierte im Beitrag über den FH-Alumnus und Geschäftsführer Felix Meißner.

© Fachhochschule Kiel