Nina Zingelmann zusammen mit einem Kalb auf einer Wiese.© Zin­gel­mann

Weih­nach­ten zwi­schen Milch­kü­hen und Vor­le­sun­gen

von Kris­ti­na Lang­hof

Ad­vents­zeit – für viele be­deu­tet das Plätz­chen ba­cken, Ge­schen­ke be­sor­gen und Weih­nachts­fil­me schau­en. Für ei­ni­ge Stu­die­ren­de wie Nina Zin­gel­mann ge­hört al­ler­dings auch Mel­ken und Stall­ar­beit dazu. Ihre Fa­mi­lie lei­tet einen land­wirt­schaft­li­chen Be­trieb in Tritt­au bei Ham­burg mit 120 Milch­kü­hen. Wie ver­ein­bart man Land­wirt­schaft, Weih­nach­ten und das ei­ge­ne Stu­di­um mit­ein­an­der?

Für Ninas Fa­mi­lie hat die Land­wirt­schaft eine lange Tra­di­ti­on, denn ihr Be­trieb ist seit über 750 Jah­ren in Fa­mi­li­en­hand: „Das wurde mir quasi schon in die Wiege ge­legt, und ich habe schon immer Spaß dran ge­habt. Des­halb war auch schnell klar, dass ich einen be­ruf­li­chen Weg wäh­len möch­te, der mit Land­wirt­schaft zu tun hat“, sagt Nina. Nach einer ab­ge­schlos­se­nen Aus­bil­dung zur Land­wir­tin ent­schied sich die 24-Jäh­ri­ge 2018 für ein Stu­di­um der Agrar­wirt­schaft an der FH Kiel. Seit die Lehre in die­sem Jahr kom­plett di­gi­tal ab­ge­hal­ten wird, fehlt ihr vor allem der Aus­tausch wäh­rend den Vor­le­sun­gen und das Mit­ein­an­der mit ihren Kom­mi­li­ton*innen in Os­ter­rön­feld: „Bei uns ist ei­gent­lich dau­er­haft was los, die Fach­schaft or­ga­ni­siert nor­ma­ler­wei­se fast jede Woche ir­gend­wel­che Ver­an­stal­tun­gen.“ Die Co­ro­na-Krise hat sich teil­wei­se auch auf dem Be­trieb be­merk­bar ge­macht: „Also ich würde sagen im Ver­gleich zu an­de­ren Bran­chen kom­men wir noch sehr gut dabei weg, weil wir wirk­lich fast gar nicht ein­ge­schränkt wer­den. Trotz­dem lei­det der Milch­preis, weil na­tür­lich nicht mehr so viel ex­por­tiert wird im Mo­ment und die Prei­se lei­der wei­ter­hin schlecht sind“.

Seit dem Som­mer wohnt Nina nun wie­der bei ihren El­tern und ab­sol­viert das On­line-Stu­di­um von Tritt­au aus. Das be­deu­tet, dass sie neben den Ver­an­stal­tun­gen täg­lich mit im Stall hilft. „Wenn ich Vor­le­sun­gen habe, sitze ich am Schreib­tisch, aber wenn ich keine Vor­le­sung habe, dann bin ich ei­gent­lich dau­er­haft im Be­trieb tätig und am Wo­chen­en­de so­wie­so immer“, er­zählt die Stu­den­tin. Zu ihren Auf­ga­ben zählt alles, was rund um die Kühe an­fällt. Das ist bei­spiels­wei­se das Mel­ken, Füt­tern, Ein­streu­en und Aus­mis­ten, aber auch Auf­ga­ben im Ma­nage­ment­be­reich.

An Weih­nach­ten kommt bei Nina die Fa­mi­lie zu­sam­men. Bei ins­ge­samt fünf Ge­schwis­tern gibt es viele hel­fen­de Hände, und jeder über­nimmt eine Auf­ga­be. Das ist auch nötig, denn ein­fach mal einen Tag frei neh­men, kön­nen sich Land­wir­te nicht: „Kühe müs­sen halt 365 Tage im Jahr zwei­mal täg­lich ge­mol­ken und ge­füt­tert wer­den, und da ist es auch wich­tig, den zeit­li­chen Rhyth­mus ein­zu­hal­ten, da die Kühe sonst Eu­ter­pro­ble­me be­kom­men könn­ten“. An Hei­lig­abend gibt es die Be­sche­rung bei Ninas Fa­mi­lie des­halb schon nach dem Mit­tag, da nach­mit­tags wie­der im Stall ge­ar­bei­tet wird. „Abends essen wir dann ge­mein­sam, aber ach­ten dar­auf, dass es nicht so spät wird, denn am nächs­ten Mor­gen müs­sen ja auch wie­der ein paar von uns früh raus“, sagt Nina. Dass auch an den Fei­er­ta­gen ge­ar­bei­tet wird, stört die Stu­den­tin al­ler­dings nicht und so er­zählt sie la­chend: „Ich mache das gerne. Und ich finde das auch ganz gut, wenn man was ma­chen kann und an Weih­nach­ten nicht nur im Food­ko­ma auf dem Sofa liegt.“ Ge­ne­rell sei die Land­wirt­schaft ein Feld, in dem man aus Lei­den­schaft tätig ist, so Nina. „Das macht man nur, wenn man da echt drin auf­geht und Lust drauf hat.“

Nach ihrem Ba­che­lor kann sich die Stu­den­tin vor­stel­len, be­ra­tend für an­de­re Land­wir­te tätig zu wer­den. Theo­re­tisch habe sie mit dem Stu­di­um der Agrar­wirt­schaft aber viele Op­tio­nen, da es viele Be­rei­che ab­de­cke: „Ich könn­te so­wohl zur Bank gehen und da die Kre­dit­be­ra­tung für Land­wir­te ma­chen, ich könn­te aber auch in die For­schung gehen. Aber Milch­kü­he sind das, was mich am meis­ten in­ter­es­siert.“

© Fach­hoch­schu­le Kiel