Ein Mann in braun-kariertem Hemd, lächelt freundlich in die Kamera.© FH Kiel

Zu­rück in hei­mi­schen Ge­wäs­sern

von Laura Berndt

Im Alter von drei Jah­ren zog Hen­ning Strauß mit sei­nen El­tern von Nie­der­sach­sen nach Kiel. Nach Ab­itur und Grund­wehr­dienst be­gann der ge­bür­ti­ge Uel­ze­ner eine Aus­bil­dung zum Bau- und Mö­bel­tisch­ler. Eine gute Ent­schei­dung, wie er selbst sagt, denn in die­ser Zeit ent­schloss er sich zu stu­die­ren. Ein Ma­schi­nen­bau­stu­di­um an der TU Dres­den und die Pro­mo­ti­on am In­sti­tut für Werk­zeug­ma­schi­nen und Fer­ti­gungs­tech­nik der TU Braun­schweig weck­ten sein In­ter­es­se an der Pro­duk­ti­ons­tech­nik. Nun hat Prof. Dr.-Ing. Strauß den Weg in seine alte Hei­mat wie­der­ge­fun­den: Seit dem 1. Ok­to­ber 2014 lehrt er „Ar­beits­pla­nung/Ar­beits­vor­be­rei­tung im Be­reich der Pro­duk­ti­ons­tech­nik“ am Fach­be­reich Ma­schi­nen­we­sen der Fach­hoch­schu­le Kiel (FH Kiel).

Laura Berndt (LB): Will­kom­men zu­rück, Prof. Strauß! Freu­en Sie sich, wie­der in Ihrer alten Hei­mat zu sein?

Hen­ning Strauß (HS): Auf jeden Fall! Ich bin in Kiel zur Schu­le ge­gan­gen, habe einen Gro­ß­teil mei­nes Le­bens hier ver­bracht und viele schö­ne Er­in­ne­run­gen aus die­ser Zeit. Was­ser, Kie­ler Woche, der THW – Kiel ist ein­fach eine super Stadt mit of­fe­nen Men­schen und vie­len Frei­zeit­mög­lich­kei­ten.

LB: Für Ihr Stu­di­um in Dres­den haben Sie 1999 Schles­wig-Hol­stein ver­las­sen. Warum haben Sie sich für den Stu­di­en­gang Ma­schi­nen­bau ent­schie­den?

HS: Tech­nik hat mich schon immer be­geis­tert und dabei durf­te auch gerne etwas „Greif­ba­res“ ent­ste­hen. Wer das kom­bi­niert, geht ent­we­der in die Kon­struk­ti­on oder in die Pro­duk­ti­ons­tech­nik. Ich kann zwar auch kon­stru­ie­ren, aber die Ideen an­de­rer um­zu­set­zen und am Ende ein Pro­dukt in der Hand zu hal­ten, macht mir per­sön­lich mehr Spaß, des­halb bin ich Di­plom­in­ge­nieur für Ver­ar­bei­tungs- und Ver­fah­rens­tech­nik ge­wor­den.

LB: Wo liegt der Schwer­punkt Ihrer bis­he­ri­gen Tä­tig­kei­ten?

HS: Nach mei­ner For­schungs­tä­tig­keit habe ich mich in­ten­siv mit der In­stand­hal­tung und Re­de­signs von Schie­nen­fahr­zeu­gen be­schäf­tigt. Dabei war ich im Rah­men der Pro­duk­ti­ons­vor­be­rei­tung für die tech­ni­sche Um­set­zung von Fahr­zeug­pro­jek­ten und Um­bau­ten zu­nächst im DB Werk Neu­müns­ter, an­schlie­ßend in vier wei­te­ren Wer­ken ver­ant­wort­lich. Es ist schon be­ein­dru­ckend, wenn die ein­zel­nen Fahr­zeu­ge ge­tak­tet durch die Fer­ti­gung lau­fen und das vor­her ent­wi­ckel­te Pro­duk­ti­ons­kon­zept somit auf­geht.

LB: Wie wür­den Sie Fach­frem­den Ihr Ar­beits­ge­biet er­klä­ren?

HS: Die Pro­duk­ti­on ist das Ge­samt­ge­fü­ge aller kom­ple­xer In­for­ma­ti­ons-, Be­ar­bei­tungs- und Ma­te­ri­al­kreis­läu­fe einer Fa­brik: vom Stan­zen ein­fa­cher Blech­tei­le über das Frä­sen und Boh­ren bis zu ro­bo­ter­ge­stütz­ten Füge- oder Mon­ta­ge­pro­zes­sen. Sie funk­tio­niert nur dann, wenn auch die Pro­duk­ti­ons­tech­nik funk­tio­niert, das heißt wenn das Ma­te­ri­al zum rich­ti­gen Zeit­punkt be­stellt, ge­bucht und ge­lie­fert ist, die An­la­gen ent­spre­chend ver­knüpft sind und das Per­so­nal mit über­ein­stim­men­den Auf­trags­in­for­ma­tio­nen ver­sorgt ist. Das ge­lingt heut­zu­ta­ge nur noch über ent­spre­chen­de Pla­nungs- und Steue­rungs­tools, die sich am Ende mit an­de­ren In­for­ma­tio­nen in einer „Di­gi­ta­len Fa­brik“ zu­sam­men­füh­ren las­sen.

LB: Was ist eine „Di­gi­ta­le Fa­brik“?

HS: Die Ab­bil­dung aller Pro­duk­ti­ons- und pro­duk­ti­ons­be­glei­ten­den Pro­zes­se in di­gi­ta­ler Form, also die Ver­net­zung einer Fa­brik und ihrer Da­ten­in­for­ma­ti­ons­strö­me von der An­fra­ge der Kun­din­nen und Kun­den bis zu den be­zahl­ten Rech­nun­gen. Pro­duk­ti­ons­tech­ni­ke­rin­nen und -tech­ni­ker kön­nen da­durch rein vir­tu­ell eine Fa­brik mit ihren In­for­ma­ti­ons-, Ma­te­ri­al- und Lo­gis­tik­flüs­sen pla­nen.

LB: Die „Di­gi­ta­le Fa­brik“ ist ein span­nen­der As­pekt der Pro­duk­ti­ons­tech­nik, die Sie an der FH leh­ren. Warum haben Sie sich für die FH Kiel ent­schie­den?

HS: Zum einen bin ich „nor­disch by na­tu­re“ und dann ist Kiel ein­fach super. Zum an­de­ren sind die Mög­lich­kei­ten an der FH her­vor­ra­gend und ich denke, dass ich meine Zu­kunft hier gut ge­stal­ten kann. Be­son­ders reizt es mich, mit mei­nen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen am In­sti­tut für Pro­duk­ti­ons­tech­nik und am In­sti­tut für CIM-Tech­no­lo­gie­trans­fer die be­reits er­wähn­te „Di­gi­ta­le Fa­brik“ auf­zu­bau­en, denn das zu­sätz­li­che An­ge­bot für Un­ter­neh­men ist si­cher­lich ein gro­ßer Schritt in Rich­tung Pro­duk­ti­ons­zu­kunft. Mit der Pro­fes­sur am Fach­be­reich Ma­schi­nen­we­sen kehre ich nach drei Jah­ren wie­der zu­rück in die Lehre. Dar­über freue ich mich sehr, denn ich habe be­reits die Zeit an der TU Braun­schweig mit den Stu­die­ren­den sehr ge­nos­sen und diese als äu­ßerst pro­duk­tiv emp­fun­den.

LB: Was wol­len Sie den Stu­die­ren­den ver­mit­teln?

HS: Ich möch­te sie für die Pro­duk­ti­on be­geis­tern. An die­ser Stel­le ent­ste­hen die Pro­duk­te, an die­ser Stel­le in­ves­tiert ein Un­ter­neh­men, so­fern es noch selbst pro­du­ziert, am meis­ten. Das Er­geb­nis ist greif­bar und der Weg dahin tech­nisch in­ter­es­sant. Für jedes neue Pro­dukt wird eine Pro­duk­ti­on oder Pro­duk­ti­ons­li­nie auf­ge­baut. Hier­bei müs­sen öko­no­mi­sche, öko­lo­gi­sche wie auch so­zia­le As­pek­te be­rück­sich­tigt wer­den. Ich denke, da ist für alle was dabei. Au­ßer­dem hoffe ich, dass es den Stu­die­ren­den viel Spaß ma­chen wird, sich am Auf­bau der „Di­gi­ta­len Fa­brik“ zu be­tei­li­gen.

Kurz­bio­gra­phie

 

seit Ok­to­ber 2014: Pro­fes­sor in der Pro­duk­ti­ons­tech­nik (Ar­beits­pla­nung und   Ar­beits­vor­be­rei­tung, PPS)  

2013 - 2014: Lei­ter In­dus­tri­al En­gi­nee­ring für die Sys­tem­be­rei­che Fahr­zeu­ge/    Un­fall und Pro­jek­te bei der DB Fahr­zeugin­stand­hal­tung GmbH  

2011 - 2013: Lei­ter Pro­duk­ti­ons­vor­be­rei­tung und Pro­duk­ti­ons­op­ti­mie­rung, DB    Fahr­zeugin­stand­hal­tung Werk Neu­müns­ter  

2005 - 2011: Wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter am In­sti­tut für Werk­zeug­ma­schi­nen   und Fer­ti­gungs­tech­nik (IWF) der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Braun­schweig, Pro­mo­ti­on (2012)  

1999 - 2005: Stu­di­um der Ver­ar­bei­tungs- und Ver­fah­rens­tech­nik, Fach­be­reich      Ma­schi­nen­we­sen Tech­ni­sche Uni­ver­si­tät Dres­den

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