Verdrängungsprozesse erwerbstätiger Frauen im Wandel der Wirtschafts- und Arbeitswelt

Laufzeit: 1993 - 1995

Ausgangspunkte der qualitativ angelegten Untersuchung sind die Arbeitsmarktbedingungen sowie Tendenzen der Frauenbeschäftigung Anfang der 90er Jahre. Unter objektiver Verdrängung wurde ein vielschichtiger Prozeß verstanden, der neben der Ausgliederung vom Arbeitsmarkt auch die Beschäftigungsverhältnisse unterhalb des Normalarbeitsverhältnisses bezeichnet, unter subjektiver Verdrängung Verhaltensweisen und Entscheidungen der Frauen selbst bezüglich ihrer Erwerbstätigkeit. Der Untersuchungsschwerpunkt lag auf der engen Verflechtung von Struktural- und Individualebene und fragte nach der Selbstkonstruktion weiblicher Berufsbiographien. Dabei rückten insbesondere zwei Aspekte in den Blick:

· zum einen der Einfluß von unmittelbaren (personalpolitischen) Diskriminierungspraktiken auf die Berufsbiographien von Frauen
· zum zweiten der Zusammenhang von beruflicher Situation und Selbstkonzept.

Die theoretische Anlage der Untersuchung folgte den Konzepten des segmentierten Arbeitsmarktes und der Vergeschlechtlichung von Arbeitsinhalten und -positionen, den Konzepten der doppelten Vergesellschaftung und der doppelten Identität von Frauen sowie Befunden der Selbstkonzeptforschung.

Ziel war es das Aufspüren von mehr oder weniger erfolgreichen Bewältigungsformen und Lebenskonstruktionen zur Entwicklung persönlicher Handlungsstrategien. Auf Grundlage der (Partner-) Erwerbskonstellationen wurde eine Typologie im Hinblick auf die Übereinstimmung von gelebtem Familienmodell und Selbstbild gebildet.

Zur Erforschung der gesellschaftlichen Formierung und Selbstkonstruktion weiblicher Berufsbiographien wurde das Leitfadeninterview gewählt. Insgesamt lagen 40 Interviews zur Auswertung vor. Ein Jahr nach dem mündlichen Interview wurden die Frauen mit einem standardisierten Fragebogen ein zweites Mal schriftlich zu ihrer aktuellen Beschäftigungssituation befragt.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin:
Britta Thege, Dipl. -Soz., M.A.


Veröffentlichung:
Thege, B./ Welpe, I./ Bonnemann-Böhner, A. (1996): Ladies first - Verdrängungsprozesse erwerbstätiger Frauen im Wandel der Wirtschafts- und Arbeitswelt. Schriftenreihe „Beiträge zur Frauenforschung“ Band 1. München und Mering.