Prof. Dr. rer. nat. Ronald Eisele spielt mit der FH Kiel in der ‚Champions League der Leistungselektronik‘. Foto: Joachim Kläschen© J. Kläschen
Prof. Dr. rer. nat. Ro­nald Ei­se­le spielt mit der FH Kiel in der ‚Cham­pi­ons Le­ague der Leis­tungs­elek­tro­nik‘.

Leis­tungs­elek­tro­nik lie­fert wich­ti­ge Bei­trä­ge zum tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt

von Prof. Ro­nald Ei­se­le | Joa­chim Kläschen

Nach 20 Jah­ren in ver­schie­de­nen Un­ter­neh­men bin ich im Ja­nu­ar 2006 an die FH ge­gan­gen. Ich hatte mich in den Un­ter­neh­men schlie­ß­lich zu weit von dem ent­fernt, was für mich nach wie vor den grö­ß­ten Reiz am In­ge­nieur­be­ruf aus­macht. Statt zu ver­wal­ten, zu or­ga­ni­sie­ren und zu ad­mi­nis­trie­ren, woll­te ich lie­ber wie­der mit den Hän­den in der Tech­nik sein und vor allem das tun, was mir in mei­nem Beruf immer den meis­ten Spaß mach­te: Lö­sun­gen fin­den.

In mei­ner An­fangs­zeit an der FH hatte ich wie­der­holt Zwei­fel an mei­ner Ent­schei­dung. Wenn man aus der Wirt­schaft kommt, dann ist man es ge­wohnt, schnell ef­fi­zi­en­te Lö­sun­gen zu fin­den; in der Ver­wal­tung geht es aber mit­un­ter darum, Dinge nicht schnell und ef­fi­zi­ent, son­dern auf eine ganz be­stimm­te Art zu tun. Doch dafür bie­tet die Hoch­schu­le ganz an­de­re Qua­li­tä­ten: Statt vom Un­ter­neh­men ge­stell­te Auf­ga­ben zu er­le­di­gen, gibt es hier die Frei­heit, sich rund um das Lehr­ge­biet ei­ge­ne Her­aus­for­de­run­gen zu su­chen.

Zu­sam­men mit mei­nem Team aus gut 20 Hiwis, In­ge­nieu­ren und Dok­to­ran­den habe ich hier an der FH etwas Tol­les auf­ge­baut: Es klingt pa­ra­dox, aber wir schaf­fen es, in­ner­halb der Ver­wal­tungs­struk­tu­ren wie ein ‚Wirt­schafts­un­ter­neh­men‘ zu ar­bei­ten. Wir er­hal­ten An­fra­gen, wir schrei­ben An­ge­bo­te, wir lie­fern Lö­sun­gen und dies zu­sam­men mit Stu­die­ren­den. Zudem neh­men wir neh­men zu­sam­men mit in­ter­na­tio­na­len Un­ter­neh­men an For­schungs­pro­jek­ten teil. Durch diese enge Bin­dung an das „echte Leben“ be­kom­men die Stu­die­ren­den dann auch eine bes­se­re Vor­stel­lung davon, was sie nach dem Stu­di­um er­war­tet.

Den grö­ß­ten Reiz des In­ge­nieur­be­rufs macht für mich das Su­chen und Fin­den von Lö­sun­gen aus. Je grö­ßer das Pro­blem, desto grö­ßer die Her­aus­for­de­rung, desto grö­ßer schlie­ß­lich auch die Be­frie­di­gung, wenn man eine Lö­sung fin­det. In der Leis­tungs­elek­tro­nik haben wir an der FH Kiel in den letz­ten 20 Jah­ren viele Lö­sun­gen ge­fun­den und viel er­reicht, auf das wir stolz sind.

So haben wir bei­spiels­wei­se durch un­se­re For­schung Be­las­tungs­gren­zen von Bau­tei­len um das 20-Fache er­höht, sowie neue Küh­lun­gen und Leis­tungs­pla­ti­nen ent­wi­ckelt und so dazu bei­ge­tra­gen, dass An­la­gen län­ger stö­rungs­frei und deut­lich En­er­gie-ef­fi­zi­en­ter funk­tio­nie­ren. Diese Leis­tun­gen tra­gen schlie­ß­lich auch zum guten Ruf un­se­rer Fach­hoch­schu­le in Deutsch­land bei: Wir ge­hö­ren zu den we­ni­gen Hoch­schu­len, die jähr­lich auf der PCIM, der grö­ß­ten Leis­tungs­elek­tro­nik­mes­se und -Kon­gress der Welt, mit einem ei­ge­nen Mes­se­stand ver­tre­ten sind. Na­tür­lich ge­plant, er­rich­tet und be­trei­ben von Stu­die­ren­den der FH Kiel! So dür­fen wir fest­stel­len: Wir spie­len in der Cham­pi­ons Le­ague der Leis­tungs­elek­tro­nik!

Was in mei­nen Augen In­ge­nieu­re aus­macht, ist das Vor­ge­hen beim Pro­blem­lö­sen: Der Bast­ler tüf­telt, bis er viel­leicht sogar zu­fäl­lig eine Lö­sung fin­det. In­ge­nieu­re nut­zen ihr Wis­sen, um ge­zielt be­stimm­te Wege zu gehen. Wer Freu­de am Pro­blem­lö­sen hat und vor allem wer neu­gie­rig ist, bringt die wich­tigs­ten Vor­aus­set­zun­gen für ein In­ge­nieur­stu­di­um mit. Denn nur, wer sich auch ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfade nach Lö­sun­gen um­schaut, wird fün­dig. Und sonst wäre der Weg auch zu ein­fach und be­reits von an­de­ren be­schrit­ten wor­den.

Wer zudem noch Spaß an der Per­fek­ti­on hat, wer nicht nur eine gute, son­dern die beste Lö­sung fin­den möch­te, der ist bei uns genau rich­tig. Mit un­se­rem Ziel, immer leis­tungs­fä­hi­ge­re und be­last­ba­re Kom­po­nen­ten zu ent­wi­ckeln, tra­gen wir zur Nach­hal­tig­keit bei, aber wir wer­den durch un­se­re Er­fol­ge und das Er­reich­te auch an­ge­spornt, noch bes­se­re Lö­sun­gen zu fin­den.

Die Klima-De­bat­te zeigt, wie an­wend­bar das Wis­sen ist, das wir ver­mit­teln. Bei­spiels­wei­se waren Re­ge­lungs­tech­nik sowie Auf­bau- und Ver­bin­dungs­tech­nik lange un­be­lieb­te The­men bei den Stu­die­ren­den. Dabei sind diese Tech­ni­ken wich­ti­ge Schlüs­sel für die Ent­wick­lung en­er­gie­ef­fi­zi­en­ter Lö­sun­gen. Sie er­mög­li­chen unter an­de­rem, das all­täg­li­che Ge­rä­te – vom Kühl­schrank über den Fahr­stuhl bis zum E-Fahr­zeug – bei glei­cher Leis­tung we­ni­ger En­er­gie ver­brau­chen müs­sen. Auch durch das per­sön­li­che In­ter­es­se an Nach­hal­tig­keit sehen viele Stu­die­ren­de nun früh, wie zen­tral und uni­ver­sell In­ge­nieurs­tech­ni­ken sind. So kön­nen In­ge­nieu­re einen wich­ti­gen Bei­trag dazu leis­ten, dass wir täg­lich we­ni­ger En­er­gie ver­brau­chen, ohne auf Kom­fort ver­zich­ten zu müs­sen.

Ein wei­te­rer Trend ist, dass Elek­tro­nik eine immer wich­ti­ge­re Rolle spielt. Vor allem im Be­reich Mo­bi­li­tät kann man seit 20 Jah­ren be­ob­ach­ten, wie immer mehr The­men, die frü­her me­cha­nisch waren, heute elek­trisch wer­den. Wo frü­her Tech­ni­ke­rin­nen und Tech­ni­ker die Ent­wick­lung trie­ben, ar­bei­ten heute Elek­tro-In­ge­nieu­rin­nen und -In­ge­nieu­re an Lö­sun­gen. Und es ist nicht damit getan, einem Fahr­zeug ein­fach einen Elek­tro­mo­tor zu ver­pas­sen. Die Elek­tri­fi­zie­rung der Mo­bi­li­tät zieht zahl­rei­che span­nen­de Her­aus­for­de­run­gen nach sich, die Stu­die­ren­de als In­ge­nieu­rin­nen und In­ge­nieu­re von mor­gen lösen dür­fen.

In der Wirt­schaft und an der Hoch­schu­le gilt glei­cher­ma­ßen: Nur wer gut in­for­miert ist, kann auch ef­fek­tiv ar­bei­ten. Daher ver­su­che ich, Stu­die­ren­den mög­lichst viel­fäl­ti­ge Ein­bli­cke zu geben. Dazu ge­hört auch, dass un­ter­schied­li­chen Kul­tu­ren un­ter­schied­li­che Ver­fah­rens­wei­sen haben, die man ver­ste­hen muss, um in Pro­jek­ten ge­mein­sam er­folg­reich sein zu kön­nen. Nach 14 Jah­ren an der FH tref­fe ich auf Mes­sen und in Un­ter­neh­men häu­fig ehe­ma­li­ge Stu­die­ren­de wie­der. Es ist ein schö­nes Ge­fühl zu sehen, wie sie ihren Weg in Un­ter­neh­men ge­fun­den haben und wich­ti­ge Bei­trä­ge zum tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt leis­ten.

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