Einbau einer Spundwand© K. Len­gert
Ein­bau der Ele­men­te an der Ufer­wand Has­sel­fel­de.

Vom Labor in die Bau­aus­füh­rung

von Prof. Dr.-Ing. Ste­phan Görtz

In Deutsch­land wer­den jähr­lich Mil­li­ar­den­be­trä­ge in die Sa­nie­rung von Be­ton­bau­wer­ken in­ves­tiert. Der we­sent­li­che Grund dafür sind Kor­ro­si­ons­pro­zes­se der Stahl­be­weh­rung im Beton. Ver­ur­sacht wer­den sie im Be­reich von Stra­ßen und Wegen durch Tau­salz – bei Küs­ten- oder Off­shore-Bau­wer­ken ist Meer­salz die Ur­sa­che. Um diese Si­tua­ti­on zu ver­bes­sern, wird am In­sti­tut für Bau­we­sen der Fach­hoch­schu­le Kiel ge­forscht. Im Fokus hat das Team das Trag­ver­hal­ten von Be­ton­bau­tei­len mit einer nicht-me­tal­li­schen Be­weh­rung aus fa­ser­ver­stärk­tem Kunst­stoff. Denn: wo kein Me­tall, da kein Rost.

Belastungsversuch©K. Len­gert
Be­las­tungs­ver­such am Labor für kon­struk­ti­ven In­ge­nieur­bau (KIB).

Zu­nächst führ­te das Team Klein­ver­su­che durch, um das Ver­hal­ten des Ma­te­ri­als aus Ba­salt­fa­ser­ver­stärk­tem Kunst­stoff zu er­fas­sen. Im An­schluss er­forsch­te es ex­pe­ri­men­tell das Trag­ver­hal­ten von grö­ße­ren Be­ton­bau­tei­len mit Ba­salt­fa­ser­stab-Be­weh­rungs­ele­men­ten. Ba­sie­rend auf den Ver­su­chen und be­glei­ten­den theo­re­ti­schen Ana­ly­sen er­ar­bei­te man am In­sti­tut für Bau­we­sen ent­spre­chen­de Be­mes­sungs­kon­zep­te für die prak­ti­sche Um­set­zung. Als kon­kre­te An­wen­dun­gen ent­wi­ckel­te man – auf­bau­end auf die Be­mes­sungs­kon­zep­te – bei­spiels­wei­se Brü­cken­kap­pen, Bo­den­plat­ten und ein Er­tüch­ti­gungs­sys­tem für Park­häu­ser.

Ge­mein­sam mit dem Tief­bau­amt der Stadt Kiel wurde diese Bau­wei­se jetzt im Rah­men eines rea­len Bau­pro­jek­tes um­ge­setzt. Im Zuge der In­stand­set­zung der Ufer­wand Has­sel­fel­de muss­te vor die ma­ro­de Ufer­wand auf einer Länge von etwa 110 Me­tern eine neue Be­ton­wand ge­setzt wer­den, die mit kon­ven­tio­nel­ler Stahl­be­weh­rung be­wehrt wurde. Al­ler­dings wur­den auch zwei Fer­tig­tei­le (4,20 m x 2,70 m x 0,20 m) mit Ba­salt­fa­ser­stab-Be­weh­rung ein­ge­setzt.

Luftbild©K. Len­gert
Droh­nen­auf­nah­men der Ufer­wand im Rah­men des Bau­teil­mo­ni­to­rings.

Am In­sti­tut für Bau­we­sen haben Dr. Ste­phan Görtz, Pro­fes­sor für Kon­struk­ti­ven In­ge­nieur­bau, und Kay Len­gert, La­bo­r­in­ge­nieur und wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter, haben hier­zu die gut­ach­ter­li­che Ein­schät­zung, die Ge­neh­mi­gungs­sta­tik, sowie die Aus­füh­rungs­pla­nung er­stellt und die Her­stel­lung der Wand­ele­men­te und den Ein­bau vor Ort über­wacht. Be­glei­tend wurde die Trag­fä­hig­keit noch­mals durch Bau­teil-Ver­su­che im Labor für kon­struk­ti­ven In­ge­nieur­bau (KIB) über­prüft.

Wäh­rend der Ar­bei­ten zeig­te Kay Len­gert offen seine Be­geis­te­rung: „Es ist ein tol­les Ge­fühl, das im Labor Er­forsch­te so un­mit­tel­bar in der Pra­xis um­ge­setzt zu sehen. Dass Er­geb­nis­se aus der For­schung so schnell und nah zum Ein­satz kom­men und es funk­tio­niert, macht einen Stolz.“

Die Her­stel­lung und der Ein­bau der Ele­men­te er­folg­te durch die Bau­fir­men Storm-Bau GmbH und Flen­ker Bau GmbH Hoch- und Tief­bau. Um zu über­prü­fen, dass keine un­er­war­te­ten Risse im Bau­teil auf­tre­ten, wird die Wand in den nächs­ten Wo­chen noch durch ein Mo­ni­to­ring-Pro­gramm durch die FH Kiel über­wacht. (jkl)

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