Eine Frau grinst freundlich in die Kamera.© F. Ger­der-Roh­kamm
Dr. Frau­ke Ger­der-Roh­kamm ist Bau­in­ge­nieu­rin und freut sich auf die Zu­sam­men­ar­beit mit den Stu­die­ren­den der FH Kiel.

#BAU­IN­GE­NIEUR: Di­gi­ta­les Pla­nen auf dem Vor­marsch

von viel.-Re­dak­ti­on

Mo­der­ne Bau­vor­ha­ben wer­den immer kom­ple­xer. Um sol­che Pro­jek­te an­spre­chend und vor allem fach­lich prä­zi­se um­zu­set­zen, wer­den heute Mo­del­le von Woh­nun­gen, Hal­len oder Ge­bäu­de­kom­ple­xen am Com­pu­ter kon­stru­iert, ehe sie tat­säch­lich um­ge­setzt wer­den. Die­ses di­gi­ta­le Pla­nen heißt CAD (com­pu­ter-aided de­sign), was auf Deutsch rech­ner­ge­stütz­tes Kon­stru­ie­ren be­deu­tet. Frau­ke Ger­der-Roh­kamm ist eine Fach­frau auf die­sem Ge­biet: Für sie sind geo­me­tri­sche Mo­del­le am PC, Be­rech­nun­gen, Si­mu­la­tio­nen von Fas­sa­den und die an­schlie­ßen­de Kon­zept­pla­nung kein Pro­blem. In ihrem ei­ge­nen In­ge­nieur­bü­ro ist CAD für die Bau­in­ge­nieu­rin All­tag – mit Julia Kö­nigs aus der viel.-Re­dak­ti­on sprach sie dar­über, warum sie jetzt ab dem Win­ter­se­mes­ter 2018/2019 an der Fach­hoch­schu­le Kiel im Stu­di­en­gang Bau­in­ge­nieur­we­sen leh­ren wird. 

Frau Ger­der-Roh­kamm, was führt Sie als Pro­fes­so­rin für den Stu­di­en­gang Bau­in­ge­nieur­we­sen an die Fach­hoch­schu­le Kiel?

Ich bin selbst Bau­in­ge­nieu­rin mit einem ei­ge­nen In­ge­nieur­bü­ro. Mein Weg dort­hin star­te­te nach der Schu­le, als ich zu­nächst eine Aus­bil­dung zur Tech­ni­schen Zeich­ne­rin ge­macht habe. In Ol­den­burg und Kas­sel habe ich dann Bau­in­ge­nieu­rin stu­diert, bis ich an der TU in Braun­schweig meine Pro­mo­ti­on in der Tech­ni­schen Ge­bäu­de­aus­rüs­tung, Ge­bäu­de­si­mu­la­ti­on und Bau­phy­sik ge­macht habe. Dem Bau­in­ge­nieur­we­sen bin ich also immer treu ge­blie­ben. Als ich ge­hört habe, dass an der FH Kiel ein neuer Stu­di­en­gang auf­ge­baut wird, habe ich mich als Do­zen­tin be­wor­ben. Ich freue mich dar­auf, von Ös­ter­reich wie­der nach Nord­deutsch­land zu kom­men, weil viele aus mei­ner Fa­mi­lie in Ham­burg leben und mein Mann aus Eckern­för­de stammt.

Er­zäh­len Sie mehr von Ihrem In­ge­nieur­bü­ro – was ma­chen Sie genau?

Bei G|7 Ger­der-In­ge­nieur­leis­tun­gen, so heißt mein Un­ter­neh­men, küm­mern wir uns haupt­säch­lich um Ge­bäu­de­si­mu­la­tio­nen und en­er­gie­ef­fi­zi­en­tes Bauen. Das be­deu­tet, dass wir den En­er­gie­be­darf und das ther­mi­sche Ver­hal­ten von Ge­bäu­den un­ter­su­chen. So kön­nen wir bei­spiels­wei­se prü­fen, wie in Brand­fäl­len Rauch durch das Ge­bäu­de strö­men würde. Das ist be­son­ders wich­tig bei Bau­vor­ha­ben von gro­ßen Atri­en oder Ge­bäu­den mit Dop­pel­fas­sa­den. In den di­gi­ta­len, geo­me­tri­schen Mo­del­len am Com­pu­ter kön­nen wir also zu­nächst di­gi­tal bauen, be­rech­nen und die Funk­tio­na­li­tät der Bau­pro­jek­te über­prü­fen, ehe es in die Fer­ti­gung geht.

Das klingt span­nend! Ge­hört CAD also zur Zu­kunft des Pla­nens und Bau­ens?

Ja, denn viele Ge­bäu­de müs­sen zu­kunfts­fä­hig wer­den, aber auch Brü­cken und Hoch­häu­ser. Viele Bau­kom­ple­xe aus den 1950er bis 1980er Jah­ren sind sa­nie­rungs­be­dürf­tig hin­sicht­lich des En­er­gie­ver­brauchs und des Kom­forts .. .sie müs­sen ganz neuen An­sprü­chen ge­recht wer­den. Ge­ne­rell ver­än­dert sich das Woh­nen. Neue Grö­ßen von Räu­men und Ge­bäu­den wer­den ge­for­dert, an­de­re Ma­te­ria­li­en sol­len ein­ge­setzt wer­den, der Stan­dard soll auf­ge­bro­chen wer­den. Zum Bei­spiel wird an­ge­strebt, re­cy­cel­ten Beton ein­zu­set­zen und der Ein­satz von re­ge­ne­ra­ti­ven En­er­gi­en muss wei­ter for­ciert wer­den. Gleich­zei­tig wird auch der Neu­bau ein Thema für die Zu­kunft des Bau­ens blei­ben. All das ist mit CAD um­setz­bar.

Und diese Viel­sei­tig­keit von CAD wer­den Sie den Bau­in­ge­nieur-Stu­die­ren­den dann na­he­brin­gen.  

Rich­tig, ich werde die Vor­le­sung zu CAD über­neh­men. Ich freue mich sehr auf die Auf­bau­pha­se des neuen Stu­di­en­gangs, wo wir noch viel aus­pro­bie­ren wer­den. Die Stu­die­ren­den be­kom­men bei mir einen Ein­blick in die Bau­si­mu­la­ti­on, in die Bau­phy­sik und die tech­ni­sche Ge­bäu­de­aus­rüs­tung. Wir wer­den uns auch damit be­fas­sen, wie man So­lar­ener­gie bei der Ge­bäu­de­pla­nung ein­set­zen kann.

Wor­auf freu­en Sie sich am meis­ten, wenn Sie an Ihre neue Po­si­ti­on an der Fach­hoch­schu­le Kiel den­ken?

Aus der Rou­ti­ne des Büros her­aus­zu­kom­men und dar­über, dass ich mich mit jun­gen Leu­ten und ihren Im­pul­sen be­schäf­ti­gen kann. Ich bin ge­spannt auf den Aus­tausch, den Zu­gang zu den neuen Me­di­en. In Braun­schweig habe ich be­reits viel mit Stu­die­ren­den ge­ar­bei­tet, das habe ich immer gerne ge­macht.

Da der Stu­di­en­gang Bau­in­ge­nieur­we­sen in Kiel neu auf­ge­baut wird, noch neue Ge­bäu­de für das In­sti­tut ge­plant wer­den müs­sen, freue ich mich dar­auf, mit den Stu­die­ren­den ge­mein­sam Lö­sun­gen zu ent­wi­ckeln. Es wäre span­nend, sie in diese An­fangs­pha­se aktiv mit­ein­zu­be­zie­hen und ihnen haut­nah zu zei­gen, was zu einem Bau­pro­zess alles da­zu­ge­hört.

Was wün­schen Sie sich von Ihren neuen Stu­die­ren­den?

Bau­in­ge­nieur­we­sen ist ein viel­fäl­ti­ger Stu­di­en­gang, daher wün­sche ich mir, dass die Stu­die­ren­den offen für alle The­men sind, die sie ken­nen ler­nen wer­den. Egal ob Was­ser­bau, Stra­ßen­bau oder Sta­tik: Sie sol­len Lust haben, zu­sam­men­zu­ar­bei­ten und sich im Ver­lauf des Stu­di­ums be­wusst­ma­chen, was sie per­sön­lich in­ter­es­siert. Nie­mand muss sich gleich genau fest­le­gen. Ein­fach neu­gie­rig blei­ben! Es wird sich alles fin­den, wer sich näm­lich nur unter Druck setzt, ver­passt wo­mög­lich die schö­ne Zeit des Stu­die­rens. Ich selbst war da­mals in der Sta­tik nie eine große Leuch­te und habe mich schlie­ß­lich in der Bau­phy­sik wie­der­ge­fun­den.

Auch ist es toll, wenn man über den ei­ge­nen Tel­ler­rand schau­en kann, offen ist ge­gen­über an­de­ren Dis­zi­pli­nen wie dem Ma­schi­nen­bau oder den Me­di­en. Wer das kann, hat es auch im Ar­beits­le­ben spä­ter ein­fa­cher, wo man mit vie­len un­ter­schied­li­chen Men­schen an einem Vor­ha­ben ar­bei­tet. Da wir mit den Stu­die­ren­den in klei­nen Grup­pen in­ten­siv zu­sam­men­sit­zen wer­den, soll auch jeder und jede sagen, was er oder sie sich genau von der Ver­an­stal­tung wünscht. Wir sind dank­bar für jede Rück­mel­dung und wol­len die Be­dürf­nis­se der Stu­die­ren­den in das Stu­di­um auf­neh­men.

Vie­len Dank für das nette Ge­spräch und herz­lich will­kom­men an der FH Kiel!  

Mehr über Frau­ke Ger­der-Roh­kamm und ihr In­ge­nieur­bü­ro gibt auf der Home­page von G|7. Die Be­wer­bungs­frist für den neuen Stu­di­en­gang Bau­in­ge­nieur­we­sen endet am 15. Juli 2018. Hier geht es zur Be­wer­bung.

© Fach­hoch­schu­le Kiel