Ein Plakat© Uni­ver­si­ty:Fu­ture Fes­ti­val

Fach­hoch­schu­le Kiel beim Uni­ver­si­ty:Fu­ture Fes­ti­val 2021

von Joa­chim Kläschen

Vom 2. bis 4. No­vem­ber fand das Uni­ver­si­ty:Fu­ture Fes­ti­val statt. Beim grö­ß­ten deut­schen Di­gi­tal-Fes­ti­val für Hoch­schul­bil­dung mit etwa 2.000 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern wur­den an drei Ver­an­stal­tungs­ta­gen rund 200 Ses­si­ons und Work­shops an­ge­bo­ten. Das dies­jäh­ri­ge Motto lau­te­te „Open for dis­cus­sion“ und soll­te für Of­fen­heit, Zu­gäng­lich­keit und Dis­kurs ste­hen; mit dem Ziel, ge­mein­sam die Zu­kunft aus­zu­lo­ten. Auch die hoch­schul­über­grei­fen­de „Co­bur­ger Grup­pe“ um Pro­fes­so­rin Dr. Doris We­ßels steu­er­te einen Work­shop bei. Die Pro­fes­so­rin vom Fach­be­reich Wirt­schaft der FH Kiel ist Mit­glied im Netz­werk der Fes­ti­val-Ver­an­stal­ter und lei­tet dort die Grup­pe „Aca­de­mic Wri­ting“ unter dem Dach des KI-Ex­pertLabs Hoch­schul­leh­re des BMBF-ge­för­der­ten Pi­lot­pro­jek­tes KI-Cam­pus.

Im Work­shop „In­te­gri­tät im Zeit­al­ter von Künst­li­cher In­tel­li­genz - neue Rol­len und Ver­ant­wort­lich­kei­ten“ spra­chen Prof. We­ßels, Dr. An­drea Klein, Jo­han­na Grö­pler, Mar­gret Mun­dorf und Dr. Ni­co­la­us Wil­der über die Ver­än­de­run­gen, die sich durch die Ver­wen­dung KI-ge­stütz­ter Schreib­werk­zeu­ge für die aka­de­mi­sche Pra­xis er­ge­ben. Nach dem An­satz der Co­bur­ger Grup­pe er­for­dert die kom­ple­xe Ko­ope­ra­ti­on von Mensch und Ma­schi­ne bei der Er­stel­lung wis­sen­schaft­li­cher Texte ein grund­le­gen­des Über­den­ken von Ver­ant­wort­lich­keit für aka­de­mi­sche In­te­gri­tät.

Zur Dis­kus­si­on stell­te die Co­bur­ger Grup­pe einen neuen Denk­an­satz, der auf einem rol­len­ba­sier­ten Mo­dell fußt und für jede die­ser neuen Rol­len die damit ein­her­ge­hen­den Ver­ant­wort­lich­kei­ten klä­ren soll: Ein „Crea­tor“ leis­tet die Ba­sis­ar­beit und ent­wi­ckelt Al­go­rith­men und Mo­del­le, der „Tool Ex­pert“ wählt die KI-An­wen­dung aus und kon­fi­gu­riert sie ziel­ge­rich­tet, der „User“ in­te­griert die KI-An­wen­dung in seine Ar­beit. Dabei ist der „User“ ei­ner­seits „Pro­du­cer“, der be­wusst mit der KI kol­la­bo­ra­tiv ar­bei­tet, aber auch „Con­su­mer“, der KI-ge­ne­rier­te Texte emp­fängt, ver­brei­tet und kom­men­tiert. Auch die vom Schaf­fens­pro­zess Be­trof­fe­nen be­rück­sich­tigt das Mo­dell in Form der „Af­fec­ted Per­son“, die sich der Be­tei­li­gung der KI am Pro­zess nicht be­wusst ist oder sie igno­riert.

Im Work­shop auf dem Uni­ver­si­ty:Fu­ture Fes­ti­val wurde der An­satz eva­lu­iert. So wur­den die von der Co­bur­ger Grup­pe vor­ge­schla­ge­nen Rol­len und Tä­tig­keits­be­rei­che mit Me­tho­den des Story Tel­ling und des De­sign-Thin­king-Pro­zes­ses durch die Ar­beit mit Per­so­nas in Klein­grup­pen­ar­beit kon­kre­ti­siert. So konn­te eine Wei­ter­ent­wick­lung zu einem ers­ten zwei­di­men­sio­na­len Rol­len-Ver­ant­wort­lich­keits­mo­dell statt­fin­den. Mit die­sem wol­len die Wis­sen­schaft­ler*innen den aus ihrer Sicht drin­gend not­wen­di­gen Dis­kurs über die Zu­kunft der aka­de­mi­schen In­te­gri­tät in Zei­ten von KI am Bei­spiel des KI-ge­stütz­ten wis­sen­schaft­li­chen Schrei­bens wei­ter for­cie­ren.

„Wie be­reits im letz­ten Jahr, war auch in die­sem Jahr der Spi­rit des Fes­ti­vals und der spür­ba­re Wille, das Sys­tem Hoch­schu­le in Rich­tung Blen­ded Uni­ver­si­ty zu be­we­gen, für mich sehr mo­ti­vie­rend. Ich konn­te selbst auch nur einen Teil der an­de­ren Vor­trä­ge hören, habe mir aber den Vor­trag von un­se­rer Bil­dungs- und For­schungs­mi­nis­te­rin Anja Kar­lic­zek na­tür­lich nicht ent­ge­hen las­sen “, blickt Prof. Dr. Doris We­ßels auf die Ver­an­stal­tung zu­rück. „In un­se­rem Work­shop hat­ten wir trotz tech­ni­scher Pro­ble­me mit der Ver­an­stal­tungs­platt­form sehr en­ga­gier­te Teil­neh­men­de, die in un­se­re neuen Rol­len ge­schlüpft sind und sich in einem fik­ti­ven Batt­le mit der Frage ihrer in­di­vi­du­el­len Ver­ant­wort­lich­keit be­schäf­tigt haben. Das hat uns neue Ein­drü­cke be­schert, aber unser Mo­dell be­nö­tigt noch wei­te­re Kon­kre­ti­sie­run­gen und Eva­lua­tio­nen. Von daher geht die Ar­beit wei­ter und der wei­te­re Aus­tausch in die­ser sehr pro­duk­ti­ven Grup­pe“, so ihr Aus­blick.

Für In­ter­es­sier­te stellt Prof. We­ßels eine frü­he­re Ver­öf­fent­li­chung der „Co­bur­ger Grup­pe“ mit Bezug zu dem Rol­len-Ver­ant­wort­lich­keits-Mo­dell zur Ver­fü­gung.  

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