Eine Brücke© B. Grunwald
Der Entwurf der FH-Studierenden für eine Hörnquerung erhielt viel positive Resonanz.

FH-Studierende planen Brücke über die Hörn

von Stephan Görtz und Brigitte Wotha

Der Bereich des Hörnbeckens hat – trotz zentraler Lage am Bahnhof und unmittelbarer Nähe zum Wasser – lediglich eine mittlere Aufenthaltsqualität. Durch bauliche Veränderungen soll der Bereich aufgewertet und die Verbindung von Ost- und Westufer gestärkt werden. Da die Stadtverwaltung das Radwegenetzes ausbauen möchte und die Zahlen von Radfahrerinnen und Radfahrern im Hörnbereich steigen, gibt es Vorüberlegungen, neben der bestehenden Klappbrücke eine weitere Querung der Hörn zu schaffen.

Für frische Impulse ist die Verwaltung an das Institut für Bauwesen der Fachhochschule Kiel herangetreten: Studierende sollten eine Fuß- und Radwegbrücke planen und diese in ein Gesamtkonzept zur Aufwertung des Bereichs integrieren. Bauingenieurwesen-Studierende des vierten Semesters haben diese herausfordernde Aufgabenstellung im Rahmen des Moduls BauIng-Projekt im Sommersemester 2023 bearbeitet. Dabei arbeiteten sie in drei Gruppen, die jeweils eine Lösung unter bestimmten Maßgaben erstellten. Neben der Wirtschaftlichkeit als Hauptpriorität fokussierten die anderen Gruppen auf die städtebauliche Integration sowie Nachhaltigkeitsaspekte, um einen möglichst geringen CO₂-Fußabdruck zu erreichen.

Menschen bei einer Präsentation©S. Görtz
Anne Sophie Hering und Ahmed Can Akdal präsentierten die Brücken-Planung im Rathaus der Stadtverwaltung.

In einer zweiten Phase hat ein Team aus den drei Studierenden Ahmet Can Akdal, Arij Almhamed und Anne Sophie Hering basierend auf den drei Einzelvarianten eine gesamtheitliche Analyse vorgenommen und alle Varianten im Hinblick auf technische, wirtschaftliche, städtebauliche  beziehungsweise gestalterische Aspekte vergleichend untersucht. Unterstützt wurden die drei von Student Benjamin Grunwald vom Fachbereich Medien, der die Planung in ein 3D-Modell integrierte. Das Ergebnis ist eine wellenförmig geschwungene Stahlbrücke mit mastförmigen Pylonen, die mit ihrem Namen ‚Sailing Bridge‘ auf das Stadtmarketing-Thema Kiel Sailing.City verweist.

Auch die städtebaulichen Anforderungen, die sich durch Gestaltung der Hörn und die Wechselwirkungen mit der bestehenden Hörnbrücke und der umliegenden Bebauung ergeben, wurden in den Entwurf integriert. Die Brücke selber weist Aufenthaltsbereiche und eine Begrünung durch Hochbeete auf.

Auch die Uferzonen des Hörnareals wurden in die Planung mit einbezogen. Unter anderem wurden eine Restaurant- und Veranstaltungsplattform im Hörnbecken, Spielgelegenheiten, Toiletten, Trinkbrunnen und Konzepte für Grünflächen und Fassadenbegrünungen vorgeschlagen. Weitere Ideen des Projektteams waren beispielsweise ein Containerpark mit Pop-Up-Angeboten sowie das Sichtbarmachen der Geschichte der Stadt und des Themas Meeresschutz durch eine Bildungsroute.

Eine Brücke©B. Grunwald
Die Sailing Bridge besitzt großzügige Ausbuchtungen die zum Verweilen einladen.

All diese Maßnahmen wurden technisch und unter Berücksichtigung von Barrierefreiheit ausgearbeitet. Ein Bauzeitenplan, eine Kostenschätzung und die Berechnung des CO₂-Fußabdrucks flossen ebenfalls in die finale Planung mit ein. Die Ergebnisse wurden am Freitag, 15. Dezember 2023, hochrangigen Vertretern der städtischen Ämter für Stadtplanung und Tiefbau vorgestellt. Diese zeigten sich sehr beeindruckt von der 45-minütigen Präsentation der Studierenden und diskutierten die Planung sehr angeregt. Vor allem die umfassende Betrachtungsweise sowie die anschließende Ausarbeitung und visuelle Darstellung wurden sehr gelobt. Besonderen Anklang fanden auch Detaillösungen wie beispielsweise das herausnehmbare Mittelelement der Brücke, das eine flexible Umwandlung des Bauwerks in eine Aussichtsplattform zum Verweilen und Beobachten ermöglicht.

Die Stadtverwaltung will die Planungsergebnisse der FH-Studierenden und ihre 3D-Visualisierung als Grundlage für die weiteren Gremienabstimmungen verwenden. Sie hat die vier Studierenden eingeladen, ihre Planungen in erweiterten Kreisen nochmals zu präsentieren. Für die Studierenden der Fachhochschule war das Projekt eine hervorragende Gelegenheit, einen Eindruck in reale Planungsabläufe zu erlangen. Durch die Präsentation ihrer Arbeit und ihres Studiengangs bot sich ihnen darüber hinaus die Möglichkeit, wertvolle Kontakte für ihre berufliche Zukunft zu knüpfen. (jkl)

 

Fly-by-Video der Sailing Bridge

© Fachhochschule Kiel