ein Plakat zum Weltfrauentag 2023 in Kiel© as­sem­ble Art

„Hear our Voices – Frau­en, Leben, Frei­heit“

von Dr. Ma­ri­ke Schmeck | Fenja Ra­th­jen

Seit mehr als 100 Jah­ren wird am In­ter­na­tio­na­len Frau­en­tag für die Rech­te von Frau­en und den Schutz der Men­schen­rech­te auf­merk­sam ge­macht. Im Jahr 1975 wurde der 8. März durch die UNO als "In­ter­na­tio­nal Women’s Day“ in­sti­tu­tio­na­li­siert. Trotz vie­ler Er­fol­ge der fe­mi­nis­ti­schen Kämp­fe wie der im Jahr 2011 ver­ab­schie­de­ten Is­tan­bul-Kon­ven­ti­on - einem Über­ein­kom­men des Eu­ro­pa­rats zur Ver­hü­tung und Be­kämp­fung von Ge­walt gegen Frau­en und häus­li­cher Ge­walt - hat der Ak­ti­ons­tag seit sei­nen An­fän­gen im Jahr 1908 in den USA nicht an Be­deu­tung ver­lo­ren. Denn glo­bal be­trach­tet sind Mäd­chen und Frau­en in be­son­de­rer Weise von Armut, Ge­walt und Aus­beu­tung be­trof­fen. Die struk­tu­rel­le Be­nach­tei­li­gung wird ins­be­son­de­re an den viel­fäl­ti­gen For­men von ge­schlechts­spe­zi­fi­scher Ge­walt sicht­bar: Einer EU-wei­ten Er­he­bung zu­fol­ge hat eine von drei Frau­en in der Eu­ro­päi­schen Union be­reits kör­per­li­che und/oder se­xua­li­sier­te Ge­walt er­fah­ren[1], laut WHO leben über 200 Mil­lio­nen Frau­en und Mäd­chen mit Ge­ni­tal­ver­stüm­me­lun­gen.[2] Auch  grund­le­gen­de Men­schen­rech­te wie der Zu­gang zu einer ge­si­cher­ten Ge­sund­heits­vor­sor­ge oder das Recht auf Bil­dung wird Frau­en in vie­len Län­dern ver­wehrt.

Al­ler­dings wer­den Frau­en auch in Län­dern, in denen alle Men­schen auf der Grund­la­ge recht­li­cher Nor­men wie bei­spiels­wei­se dem deut­schen Grund­ge­setz gleich­ge­stellt sind, im prak­ti­schen Leben - etwa im Beruf - oft be­nach­tei­ligt und dis­kri­mi­niert. Be­son­ders ver­an­schau­li­chen lässt sich dies in Hin­blick auf die In­te­gra­ti­on im Ar­beits­markt: Frau­en in Deutsch­land ver­die­nen heute im Schnitt 18 Pro­zent we­ni­ger als Män­ner (Gen­der Pay Gap). [3]  Die Ren­ten­lü­cke zwi­schen Frau­en und Män­nern (Gen­der Pen­si­on Gap) ist mit 42,6 Pro­zent so hoch wie in kei­nem an­de­ren OECD-In­dus­trie­land.[4] Ein Ein­fluss­fak­tor ist die hohe Teil­zeit­quo­te von Frau­en.[5] 47,5 Pro­zent aller ab­hän­gig be­schäf­tig­ten Frau­en ar­bei­tet in Teil­zeit, häu­fig zu­guns­ten von Fa­mi­li­en- und Sor­ge­ar­beit. [6]  Bei Müt­tern liegt die Teil­zeit­quo­te sogar bei 66 Pro­zent, wäh­rend Väter nur zu 7 Pro­zent in Teil­zeit ar­bei­ten. [7] Al­ler­dings ist selbst bei einer Voll­zeit­be­schäf­ti­gung jede drit­te Frau von Al­ters­ar­mut be­droht.[8]

Die struk­tu­rel­le Be­nach­tei­li­gung von Frau­en und der Kampf um Rech­te, Schutz und So­li­da­ri­tät für qua Ge­schlecht be­nach­tei­lig­te Men­schen soll auch in die­sem Jahr durch ver­schie­de­ne Ver­an­stal­tun­gen und Ak­tio­nen sicht­bar ge­macht wer­den. Die Gleich­stel­lungs­stel­le der Fach­hoch­schu­le Kiel lädt an­läss­lich des Ak­ti­ons­ta­ges am 8. März unter an­de­rem mit den wei­te­ren Ver­an­stal­ter*innen Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te der Lan­des­haupt­stadt Kiel, Frau­en­bünd­nis Kiel, Ar­beits­ge­mein­schaft so­zi­al­de­mo­kra­ti­scher Frau­en Kiel, Lan­des­Frau­en­Rat SH,Frau­en­not­ruf Kiel, DGB Re­gi­on KERN, ver.​di Kiel-Plön und IG Me­tall Kiel-Neu­müns­ter zu einem fe­mi­nis­ti­schen Poe­try Slam unter dem Motto „Wir blei­ben laut! – fe­mi­nis­tisch, so­li­da­risch, po­li­tisch, in­ter­na­tio­nal“ im Kul­tur­Fo­rum Kiel (wei­te­re Infos hier) ein und ruft zur Teil­nah­me an der all­jähr­li­chen De­mons­tra­ti­on an­läss­lich des 8. März auf, die in die­sem Jahr unter dem Motto „Hear our Voices – Frau­en, Leben, Frei­heit“ den Fokus auf die in­ter­na­tio­na­len Kämp­fe für die Rech­te von Frau­en und an­de­ren mar­gi­na­li­sier­ten Grup­pen im Iran und welt­weit rich­tet. Die De­mons­tra­ti­on be­ginnt um 16 Uhr am Platz der Kin­der­rech­te und wird vom 8M-Kiel Bünd­nis or­ga­ni­siert.

 

 

[1] Vgl. Eu­rope­an Union Agen­cy for Fun­da­men­tal Rights vom 05.03.2014: https://​fra.​europa.​eu/​de/​publication/​2014/​gewalt-​gegen-​frauen-​eine-​eu-​weite-​erhebung-​ergebnisse-​auf-​einen-​blick

[2] Vgl. Bun­des­zen­tra­le po­li­ti­sche Bil­dung vom 05.03.2020 : https://​www.​bpb.​de/​kurz-​knapp/​hintergrund-​aktuell/​287033/​8-​maerz-​int​erna​tion​aler-​frauentag/

[3] Vgl. Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt vom 09.03.2021: Gen­der Pay Gap 2020: Frau­en ver­dien­ten 18 % we­ni­ger als Män­ner - Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt (de­sta­tis.de)

[4] Vgl.​Sta​tist​isch​es Bun­des­amt vom 07.03.2022: https://​www.​destatis.​de/​DE/​Presse/​Pre​ssem​itte​ilun​gen/​2023/​03/​PD23_​N015_​12_​63.​html

[5] Vgl. ta­ges­schau vom 15.01.2023: https://​www.​tagesschau.​de/​inland/​ges​ells​chaf​t/​altersarmut-​frauen-​101.​html

[6]& [7] Vgl. Sta­tis­ta vom 11.01.2023:  https://​de.​statista.​com/​statistik/​daten/​studie/​1098738/​umfrage/​anteil-​der-​tei​lzei​tbes​chae​ftig​ung-​in-​den-​eu-​laendern/

[8] Vgl. ta­ges­schau vom 15.01.2023: https://​www.​tagesschau.​de/​inland/​ges​ells​chaf​t/​altersarmut-​frauen-​101.​html

© Fach­hoch­schu­le Kiel