Ein Mann© M. Win­ter
Mat­thi­as Win­ter hat an der FH Kiel In­ter­na­tio­na­les Ver­triebs- und Ein­kaufs­in­ge­nieur­we­sen stu­diert und lei­tet seit 2022 den Ein­kauf bei der Bru­ker Dal­to­nics GmbH & Co. KG.

Mit dem IVE-Stu­di­um in der Wirt­schaft durch­star­ten

von Joa­chim Kläschen

Wirt­schafts­in­ge­nieur Mat­thi­as Win­ter hat schon viel ge­kauft. Der 40-Jäh­ri­ge war für lo­ka­le Un­ter­neh­men tätig und für welt­weit agie­ren­de Gro­ß­kon­zer­ne wie Thys­sen­Krupp Ma­ri­ne Sys­tems. Er hat für die fin­ni­schen Schiff­bau­zu­lie­fe­rer Wärt­si­lä ge­ar­bei­tet und für den ame­ri­ka­ni­schen Mo­to­ren­her­stel­ler Ca­ter­pil­lar. Seit Ok­to­ber 2022 küm­mert er sich als Head of Pro­cu­re­ment um den Ein­kauf bei der Bru­ker Dal­to­nics GmbH & Co. KG. Dort sind Mas­sen­spek­tro­me­ter, mit denen man das Ge­wicht von Ato­men be­stimmt, sein Ta­ges­ge­schäft. Die kauf­män­ni­schen An­fän­ge von Win­ters breit ge­fä­cher­ter Kar­rie­re waren al­ler­dings eher bo­den­stän­dig – sie lie­gen im Flie­sen­han­del.

Ein Mann©M. Win­ter
Mat­thi­as Win­ter hat an der FH Kiel In­ter­na­tio­na­les Ver­triebs- und Ein­kaufs­in­ge­nieur­we­sen stu­diert und lei­tet seit 2022 den Ein­kauf bei der Bru­ker Dal­to­nics GmbH & Co. KG.

„Schon als ich meine Fach­hoch­schul­rei­fe in der Ta­sche hatte, woll­te ich un­be­dingt was Kauf­män­ni­sches ma­chen“, er­in­nert sich Win­ter an seine An­fän­ge. Er ent­schied sich daher für eine Aus­bil­dung zum Groß- und Ein­zel­han­dels­kauf­mann, die er als eine gute und aus­bau­fä­hi­ge Basis ansah. Dafür fand er einen Aus­bil­dungs­platz bei einem Flie­sen­gro­ßhänd­ler in Lü­beck. Doch auf Dauer brach­ten der Ein- und Ver­kauf im Um­feld der ke­ra­mi­schen Plat­ten ihm keine Er­fül­lung. „Ich habe mir dann ir­gend­wann die Frage ge­stellt, ob ich ein Leben lang Flie­sen ver­kau­fen woll­te“, lacht Win­ter. So ein­fach ihm die Ant­wort fiel, so schwer tat er sich mit den nächs­ten Schrit­ten. Also fuhr er zwei­glei­sig; be­warb sich bei an­de­ren Un­ter­neh­men und um einen Stu­di­en­platz an der FH Kiel.

„Ein Be­kann­ter hatte mich auf den IVE-Stu­di­en­gang auf­merk­sam ge­macht“, er­zählt Win­ter aus die­ser Zeit. Tat­säch­lich wirk­te das Ba­che­lor-Stu­di­en­an­ge­bot In­ter­na­tio­na­les Ver­triebs- und Ein­kaufs­in­ge­nieur­we­sen ver­lo­ckend. „Es war ein span­nen­des Cur­ri­cu­lum, wenn auch The­men wie Ther­mo­dy­na­mik oder Sta­tis­tik Stirn­run­zeln bei mir her­vor­rie­fen. Doch davon habe ich mich nicht ab­schre­cken las­sen und mich schlie­ß­lich für IVE und – als Plan B – für BWL be­wor­ben.“ Un­ver­ges­sen ist dem Wirt­schafts­in­ge­nieur der Tag, als er Post von der Fach­hoch­schu­le er­hielt. „Als ich nach Hause kam, hatte ich ge­ra­de ein Be­wer­bungs­ge­spräch ab­sol­viert und die Zu­sa­ge in der Ta­sche. Im Brief­kas­ten war­te­te ein groß­for­ma­ti­ger Brief der FH auf mich, und das dämpf­te meine gute Stim­mung. Tat­säch­lich war eine Ab­sa­ge drin – für BWL. Ein wei­te­res Schrei­ben im Ku­vert be­gann mit einer Gra­tu­la­ti­on und dass man sich in Kiel auf mich als IVE-Stu­den­ten freue.“

Auch auf­grund sei­nes Fai­bles für tech­ni­sche The­men ge­fiel Win­ter das IVE-Stu­di­um. „Im Grun­de haben wir alles über Un­ter­neh­men ge­lernt und die­ser brei­te Blick hat mir spä­ter im Be­rufs­le­ben sehr ge­hol­fen“, er­in­nert sich der Wirt­schafts­in­ge­nieur. „Ins­be­son­de­re, dass es viele Über­schnei­dun­gen mit den Ma­schi­nen­bau­ern gab und wir ge­mein­sa­me Ver­an­stal­tun­gen hat­ten, pass­te für mich. Ent­spre­chend war das kein zar­tes An­fas­sen, aber man hat viel von­ein­an­der ge­lernt.“ Hier­aus hat sich Win­ter eine wich­ti­ge Kom­pe­tenz er­schlos­sen: „Ich habe ge­lernt, wie Con­trol­ler und wie In­ge­nieu­re den­ken und spre­chen. Das war bei mei­nen spä­te­ren Tä­tig­kei­ten immer sehr hilf­reich, wenn ich zwi­schen die­sen bei­den Grup­pen in einem Un­ter­neh­men ‚über­set­zen‘ konn­te.“

Wei­ter ist Win­ter der Rea­li­täts­be­zug des Stu­di­ums in po­si­ti­ver Er­in­ne­rung ge­blie­ben. „Auch wenn Mo­du­le wie Sta­tis­tik und Ther­mo­dy­na­mik eher abs­trakt waren und mir per­sön­lich nicht lagen, war ei­gent­lich immer ein kla­rer Bezug zur Pra­xis deut­lich. Auf Nach­fra­gen bei den Pro­fes­so­ren habe ich immer kom­pe­ten­te Ant­wor­ten er­hal­ten“, er­in­nert sich Win­ter. „Über­haupt, hat das Stu­di­um einen gut or­ga­ni­sier­ten Ein­druck ge­macht, ohne dass es ‚ver­schult‘ war.“ Für seine Ba­che­lor-Ar­beit zog es den FH-Alum­nus zu Volks­wa­gen nach Wolfs­burg, wo er einen Ge­schäfts­pro­zess des Au­to­bau­ers ana­ly­sier­te. Gerne hätte er im An­schluss an der FH Kiel auch einen kon­se­ku­ti­ven IVE-Mas­ter ge­macht, aber den hatte die Hoch­schu­le lei­der nicht im An­ge­bot.

So stürz­te sich Win­ter ins Be­rufs­le­ben. Bei sei­nen Tä­tig­kei­ten als stra­te­gi­scher Ein­käu­fer, als Ein­kaufs­lei­ter und sogar als Lei­ter des glo­ba­len stra­te­gi­schen Ein­kaufs hatte er stets tiefe Ein­bli­cke in die Un­ter­neh­men, für die er ar­bei­te­te und der Lie­fe­ran­ten – und konn­te kon­struk­tiv auf die Pro­zes­se ein­wir­ken. „Wäh­rend mei­ner Tä­tig­keit für Wärt­si­lä brach­te die Co­ro­na-Pand­mie die Han­dels- und Lie­fer­ket­ten zum Er­lie­gen. Be­stehen­de Pro­zes­se an sol­che Be­din­gun­gen an­zu­pas­sen, ist eine span­nen­de Her­aus­for­de­rung“, er­zählt Win­ter aus sei­nem Be­rufs­le­ben. An Her­aus­for­de­run­gen man­gelt es ihm auch bei sei­nem ge­gen­wär­ti­gen Ar­beit­ge­ber Bru­ker Dal­to­nics nicht, wo er die Ge­samt­lei­tung des Ein­kaufs in­ne­hat. „Auf der einen Seite gibt es eine an­hal­tend star­ke Nach­fra­ge nach un­se­ren Pro­duk­ten, auf der an­de­ren Seite gilt es, über noch immer ge­stör­te Lie­fer­ket­ten welt­weit nach­ge­frag­te unter an­de­rem Halb­lei­ter zu be­schaf­fen. Kon­struk­ti­ve Lö­sun­gen in die­sem Span­nungs­feld von Wachs­tum und Knapp­heit zu fin­den – Pro­zes­se und die Lie­fe­ran­ten­ba­sis ‚fit for pur­po­se‘ zu ma­chen, das macht einen gro­ßen Reiz mei­nes Jobs aus.“

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