Am Samstag, 5. April 2025, verwandelte sich die Holtenauer Straße in eine bunte Bühne für Wissenschaft und Forschung. Von 11 bis 15 Uhr stellten sich rund 30 Wissenschaftler*innen der Kieler Hochschulen und Forschungseinrichtungen in den Kieler Geschäften vor, um ihre Forschung, aktuelle Projekte und Erkenntnisse einem breiten Publikum vorzustellen. Auch die Vorträge der FH Professor*innen erfreuten sich großen Zulaufs und Interesses. Ziel von Science & Shopping war es, Wissenschaft einer möglichst breiten Zielgruppe zugänglich zu machen. Die Kurzvorträge und Experimente ermöglichten verständliche Einblicke in komplexe Themen und regten zu intensiven Diskussionen an.
Durchblick bei Künstlicher Intelligenz
Doktorandin Miriam Maibaum erläuterte die Potenziale und Risiken Künstlicher Intelligenz (KI) in einem Brillen-Fachgeschäft. Während laufender Beratungs- und Verkaufsgespräche entwickelte sie zusammen mit den Besucher*innen spontan ein Marketingkonzept mit Hilfe von ChatGPT. Dabei machte sie nicht nur das kreative Potenzial der Technologie erlebbar, sondern wies auch auf kritische Aspekte im Umgang mit KI hin. Vor allem der niederschwellige Zugang zum Thema sei ein Pluspunkt gewesen, so Maibaum: „Es macht unheimlich viel Spaß, weil man hier ein ganz anderes Publikum hat“, freute sich die Doktorandin.

Klimawandel verständlich erklärt
Zwischen Belletristik und Fachliteratur erläuterte Prof. Dr. Andreas Luczak, Professor für Nachhaltige Energietechnologien, in einer Buchhandlung die Auswirkungen des Klimawandels. Anschaulich beleuchtete er die hohe Verfügbarkeit klimaschädlicher Rohstoffe, die Vorbildfunktion Deutschlands im internationalen Klimaschutz und die Notwendigkeit globaler Lösungsansätze. „Es ist eine Herausforderung, die Inhalte so wiederzugeben, dass sie jede und jeder versteht“, so Luczak, der sich über das heterogene Publikum freute.

Männlichkeit und Gewalt im öffentlichen Raum
Vor dem Ladengeschäft ‚Kerle‘ bildete sich eine Menschentraube, um dem Vortrag von Prof. Dr. Fabian Lamp zu lauschen. Der Professor für Theorien der Sozialen Arbeit und Gender Studies sprach über gesellschaftliche Männlichkeitsbilder und deren Zusammenhang mit gewalttätigem Verhalten. „Wenn ich über Männlichkeit und Gewalt spreche und dann vor dem Laden ‚Kerle‘ stehe, der sich explizit an Männer richtet, dann passt das thematisch natürlich sehr gut“, betonte er. Die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema sei ihm ein zentrales Anliegen. Sein Vortrag endete mit einem Appell an alle Männer: „Männer sollten sich überall die Frage stellen, welches Bild von Männlichkeit sie haben und wie sie es transportieren“.

Politik, Robotik und urbane Mobilität im Dialog
Wie politische Entscheidungen und wirtschaftliche Entwicklungen zusammenhängen, beleuchtete Prof. Dr. Harm Bandholz in seinem Vortrag ‚Deutschland nach der Wahl‘. Mit analytischem Blick ordnete er die aktuellen politischen Rahmenbedingungen ein. Auch individuelle Entscheidungsprozesse standen im Fokus: Prof. Dr. Ute Vanini, ebenfalls vom Fachbereich Wirtschaft, analysierte die Risikobereitschaft von Menschen. Besucher*innen wurden per Smartphone Teil eines kleinen Experiments und erfuhren, welche Rolle Alter, Geschlecht, Nationalität, Erfahrung und Wissen für das individuelle Risikoverhalten spielen.

Auch Technikbegeisterte kamen auf ihre Kosten: Mathis Bochert und Paul Brodmann präsentierten anschaulich die Welt der Robotik und gaben gleichzeitig Einblicke in Lehre und Forschung an der Fachhochschule Kiel. Auch nutzten Studierende die Gelegenheit, ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren: Louisa Gertig, Bachelorandin im Bauingenieurwesen, stellte die Zwischenergebnisse ihrer Abschlussarbeit vor. Im Zentrum stand dabei die Frage, wie Einkäufe mit dem Fahrrad praktikabler gestaltet werden können.

Für die beteiligten Wissenschaftler*innen war die Veranstaltung nicht nur eine Gelegenheit zur Präsentation ihrer Forschung, sondern auch ein Ort der Inspiration und des Austauschs mit den Menschen vor Ort. Science & Shopping kombinierte erfolgreich Wissenschaft mit samstäglichem Einkaufsbummel und erwies sich als verständliches, unterhaltsames und informatives Format.