Eine Gruppe Menschen© J. Kläschen
Ste­phan Nock (2.v.l.) wies Tho­mas Abra­ham und Stu­die­ren­de in das Sys­tem ein.

Bol­zen bes­ser be­grei­fen

von Joa­chim Kläschen

Zeit­ge­nös­si­sche Win­dern­er­gie­an­la­gen haben eine Na­ben­hö­he von knapp 150 Me­tern. Sie be­stehen aus meh­re­ren röh­ren­för­mi­gen Turm­seg­men­ten, die auf­ein­an­der ge­setzt wer­den. Doch was sorgt dafür, dass an­ge­sichts der ge­wal­ti­gen Kräf­te, die auf eine An­la­ge wir­ken, diese auch zu­sam­men­hal­ten? Hun­der­te arm­di­cker Bol­zen und Mut­tern. Im Labor für Mon­ta­ge­tech­nik von Dipl.-Ing. Tho­mas Abra­ham ler­nen Stu­die­ren­de des Fach­be­reichs Ma­schi­nen­we­sen mit die­sen Bau­tei­len um­zu­ge­hen. Durch eine Sach­spen­de er­öff­nen sich nun neue Mög­lich­kei­ten in der Lehre.

Bei dem Neu­zu­gang han­delt es sich um ein Sys­tem zur Schrau­ben­vor­spann­kraft­mes­sung der Firma In­tel­li­fast aus Spey­er im Wert von 33.000 Euro. Am Mitt­woch, 11. Juni 2025, wurde das Sys­tem in Be­trieb ge­nom­men. Dipl.-Ing. Ste­phan Nock von der Firma ITH, Her­stel­ler von Werk­zeu­gen und Schrau­ben, wies Tho­mas Abra­ham zu­sam­men mit in­ter­es­sier­ten Stu­die­ren­den in die Ver­wen­dung und Mög­lich­kei­ten des In­tel­li­fast-Sys­tems ein.

Bolzen©J. Kläschen
Ein ITH-Spann­zy­lin­der mit einem Dreh­mo­ment­werk­zeug zieht eine Schrau­be fest.

„Die Vor­spann­kraft be­stimmt die für den Ein­bau einer Schrau­be nö­ti­ge Kraft, um einen si­che­ren Be­trieb zu ge­währ­leis­ten“, er­klärt Tho­mas Abra­ham das Grund­sätz­li­che. „Das Sys­tem von In­tel­li­fast ist in der Lage, die ak­tu­el­le Spann­kraft in einer Schrau­be an­zu­zei­gen und somit die be­nö­tig­te Kraft auf­zu­brin­gen.“ Dazu wird an der Schrau­be ein Sen­sor an­ge­bracht und ein Spann­zy­lin­der zum Auf­brin­gen der Kraft auf die Schrau­be auf­ge­setzt. Ein Kom­pres­sor er­zeugt die für das An­zie­hen be­nö­tig­te Kraft. Diese Werte zeigt das Sys­tem auf einem Bild­schirm in Echt­zeit an.

Die Wahl oder Her­stel­lung der Ver­bin­dungs­ele­men­te ist nicht nur ein ent­schei­den­der Fak­tor für die Stand­si­cher­heit von Win­dern­er­gie­an­la­gen, son­dern wirkt sich auch ent­schei­dend auf die mit der Er­rich­tung und dem Be­trieb ver­bun­de­nen Kos­ten aus. Die An­schaf­fung teu­re­re Ver­bin­dungs­sys­te­me kann sich aus­zah­len, da Ar­bei­ten schnel­ler ab­ge­schlos­sen wer­den kön­nen. Ins­be­son­de­re bei der Off­shore-Wind­kraft kos­tet jeder Tag viel Geld.

Bolzen und Muttern©J. Kläschen
In der Wind­kraft ver­wen­de­te Bol­zen und Mut­tern (hier neben einem DIN-A4-Blatt) haben große Durch­mes­ser.

Lang­fris­tig kön­nen sich gute Pla­nung und In­ves­ti­tio­nen bei den Ver­bin­dun­gen aus­zah­len, weiß Ste­phan Nock. „Der Zu­stand von so­ge­nann­ten Re­fe­renz-An­la­gen ist ein In­di­ka­tor für den Zu­stand eines ge­sam­ten Wind­parks. Durch Sen­sor­tech­nik lässt sich der Zu­stand von Schraub­ver­bin­dun­gen als wich­ti­ger In­di­ka­tor für die Stand­si­cher­heit über­wa­chen. So las­sen sich nö­ti­ge War­tungs­ar­bei­ten, die ins­be­son­de­re bei Off­shore-An­la­gen sehr teuer sind, auf ein Mi­ni­mum re­du­zie­ren.“

„Die gro­ß­zü­gi­ge Spen­de von In­tel­li­fast und ITH ver­setzt uns in die Lage, die Stu­die­ren­den un­se­res An­ge­bots Er­neu­er­ba­re En­er­gi­en Off­shore mit den neu­es­ten Tech­ni­ken und Ab­läu­fen ver­traut zu ma­chen, die in der Be­rufs­pra­xis Ver­wen­dung fin­den“, freut sich Tho­mas Abra­ham. „So sind wir in der Lage, un­se­re Stu­die­ren­den noch bes­ser auf ihre künf­ti­gen Tä­tig­keits­fel­der vor­zu­be­rei­ten.“

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