Ein Gebäude© S. Meise
Der Fachbereich Agrarwirtschaft der FH Kiel hat die Präsenzlehre ausgesetzt, um die Verbreitung des Corona-Virus zu einzudämmen.

Der Fachbereich Agrarwirtschaft nimmt die Corona-Herausforderung an

von Joachim Kläschen

Zwar ist der Fachbereich Agrarwirtschaft der FH Kiel abseits des Dietrichsdorfer Campus in Osterrönfeld angesiedelt, aber trotz der Lage im Agrarzentrum Grüner Kamp am Nord-Ostsee-Kanal nicht minder von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Die kurzfristige Umstellung von Präsenz- auf Onlinelehre per Moodle und Zoom gelang erfolgreich. Allerdings standen auch Prüfungen an, die verschoben werden mussten. Die Betreuungsgespräche der Abschluss- und Seminararbeiten laufen nun per E-Mail, Telefon und Videokonferenz. Lehrende und Studierende des Fachbereichs Agrarwirtschaft berichten hier, wie sie mit den Corona-Herausforderungen umgehen.

Der Dekan des Fachbereichs Agrarwirtschaft, Prof. Dr. Martin Braatz, zieht ein erstes positives Fazit: „Die Herausforderung, kurzfristig zum Vorlesungsbeginn von der üblichen Präsenzlehre auf Onlinelehre umzustellen, haben wir am Fachbereich Agrarwirtschaft gut gemeistert. Sehr viele Lehrveranstaltungen laufen schon. Einige Veranstaltungen starten später und einzelne Wahlmodule, die zum Beispiel auf dem Versuchsfeld stattfinden und direkt mit dem Vegetationsverlauf zusammenhängen, sind verschoben worden. Wir organisieren zurzeit unseren geänderten Semesterablauf und haben viele Kontakte per Telefon, E-Mail oder Videokonferenz mit unseren Studierenden, so dass neben den Lehrveranstaltungen auch die Betreuung der Seminar- und Abschlussarbeiten gut funktioniert.“

Studentin Lena Christensen empfindet die Ausnahmesituation als interessante Ablenkung: „Das Studium direkt neben dem Kuhstall ist eine tolle Sache. Neben dem fachlichen Stoff lernen wir Studierende vom FB Agrarwirtschaft aktuell wohl vor allem Selbstdisziplin. Dennoch bin ich froh, dass auch wir die Möglichkeit haben, online weitermachen zu können. Das ist eine gute Ablenkung in der aktuellen Lage.“

Dr. Katrin Mahlkow-Nerge ist am Fachbereich Agrarwirtschaft Professorin für Tierernährung: „Die ansonsten hundertprozentige Präsenzlehre nun auf einmal – möglichst innerhalb einer Woche, denn mehr Zeit blieb nicht – auf den kompletten Online-Betrieb umzustellen, führte bei mir schon zu einigen kurzen Nächten. Aber glücklicherweise haben viele von uns Dozenten bereits in der Vergangenheit intensiv mit dem Moodle-Portal gearbeitet. Somit laufen meine Vorlesungen – und dazu gehören immer auch sehr intensive Diskussionen mit meinen Studierenden – nun ‚ganz normal‘ weiter, nur eben komplett online. Auch wenn gerade alles nur schriftlich ist, macht die Arbeit mit den Studierenden sogar richtig Spaß, weil sie sich ganz schnell auf die neue Situation eingelassen haben und intensiv im Diskussionsforum mitmachen.“

Obwohl sie ihre Koffer packen musste, hat sich Studentin Marie-Theres Brandt ihren Optimismus bewahrt: „Wegen der Corona-Krise habe ich leider mein Praktikum auf einem Milchviehbetrieb in Irland verkürzen und früher zurückkehren müssen. Natürlich ist der Start ins Sommersemester nun ein anderer, als wir alle noch vor wenigen Wochen gedacht haben. Doch trotz der neuen Umstände haben sich bereits viele Dozenten per E-Mail, Moodle und Zoom bei uns Studierenden gemeldet und die ersten Veranstaltungen durchgeführt. Zudem laufen die Seminararbeiten wie geplant - bisher habe ich daher keine Angst, dass uns langweilig werden könnte. Natürlich schätze und bevorzuge ich den persönlichen Kontakt zu den Dozenten und zu meinen Kommilitonen. Aber ich bin sicher, dass unser Fachbereich auch diese Herausforderung bewältigen wird. Jede Krise birgt auch Chancen und wer weiß, vielleicht entdeckt man nun sogar neue Wege, wie beispielsweise Online-Meetings, die in Zukunft etabliert werden könnten. Hauptsache, es bleiben alle gesund!“

Für Dr.Klaus Schlüter, Professor für Phytomedizin und Botanik am Fachbereich Agrarwirtschaft, bietet die Corona-Ausnahmesituation Herausforderungen wie Chancen: „Die aktuelle Situation bringt es mit sich, dass die Studierenden keine Alternative zum Online-Studium haben und deshalb neue Pfade der Wissensaneignung kennenlernen. Sich durch Eigenarbeit in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten, das ist nach wie vor eine besondere Qualifikation, die man durch ein Hochschulstudium sehr gut trainieren kann. Und so sind wir gespannt, wie gut wir alle dabei vorankommen - Studierende und Lehrende gleichermaßen. Im Fachbereich Agrarwirtschaft gehen wir individuell vor und überreichen den Studierenden methodisch einen sehr bunten, didaktischen Strauß. Und so hoffe ich, dass damit ein zündender Funke entsteht, der das schwelende Feuer ‚E-Learning‘ im Aufwind der FH-Kiel kräftig anfachen wird.“

Studentin Merle Aldag hat sich mit der ungewohnten Situation arrangiert, freut sich aber auch, wenn die Einschränkungen durch COVID-19 wieder vorbei sind: „Die jetzige Situation ist komplett neu. Da einige Module aber mittlerweile online bearbeitet werden können, fühle ich mich bis jetzt dahingehend wenig eingeschränkt. Die persönlichen Kontakte fehlen ein bisschen, aber dafür gibt es ja zum Glück auch Online-Lösungen. Ich freue mich allerdings schon darauf, wenn das Ganze überstanden ist.“

Als Professor für Statistik in der Agrar- und Ernährungswirtschaft am Fachbereich Agrarwirtschaft lehrt Dr.Holger Schulze unter anderem Volkswirtschaftslehre, Wertschöpfungsketten-Management und Qualitätsmanagement. Er freut sich über den Zuspruch, den er für die Online-Lehre von Studierenden erhält: „Ich mache meine komplette Lehre und die Betreuung von Bachelor- und Masterarbeiten online. Die Rückmeldungen der Studierenden sind sehr positiv.“

Jan Sander ist im vierten Semester seines Bachelor-Studiums und arrangiert sich mit den Umständen, vermisst aber die Präsenzlehre: „Für mich ist die Online-Lehre eine gute Möglichkeit, um ohne Präsenzveranstaltungen etwas zu lernen. Aber für komplexe Zusammenhänge geht für mich kein Weg an der ‚normalen‘ Vorlesung vorbei. Außerdem ist für viele, die in den Semesterferien und auch jetzt noch auf landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten, eine hohe Selbstdisziplin gefragt, sich wirklich lieber an den Schreibtisch zusetzen anstatt auf den Schlepper. Ich hoffe, dass möglichst bald die normalen Präsenzveranstaltungen wieder stattfinden können und denke, dass man dann sehr gut auf das Erlernte aus den Wochen der Online-Lehre aufbauen kann und vor allem erfolgreich Prüfungen schreiben kann. Besonders unser Fachbereich lebt ja auch von dem Zusammenleben in und um Osterrönfeld vor und nach dem FH-Alltag.“

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