Drei Männer im Hörsaal© J. Kö­nigs

„Die Di­gi­ta­li­sie­rung schafft Chan­cen für Schles­wig-Hol­stein“

von Julia Kö­nigs

Wo Soft­ware­schmie­den in einem Bau­ern­hof in Hei­ken­dorf un­ter­ge­bracht sind und ein welt­weit füh­ren­des Un­ter­neh­men für pro­the­ti­schen Zahn­ersatz in Lüt­jen­burg im Kreis Plön an­säs­sig ist, da zei­gen sich für Dr. Bernd Buch­holz die viel­sei­ti­gen Chan­cen Schles­wig-Hol­steins: 

„Die heu­ti­ge Ge­ne­ra­ti­on kann das Land durch die Di­gi­ta­li­sie­rung auf ganz neue Füße stel­len!“ 

Mit viel Humor und kla­ren An­sa­gen über­zeug­te der Mi­nis­ter für Wirt­schaft, Ver­kehr, Ar­beit, Tech­no­lo­gie und Tou­ris­mus Schles­wig-Hol­stein (FDP) am Mon­tag (27. Mai 2019) das Pu­bli­kum an der Fach­hoch­schu­le Kiel. 

Im Rah­men des Part­ner­pro­gramms Kiek in de Kök des Fach­be­reichs Wirt­schaft konn­ten Stu­die­ren­de und in­ter­es­sier­te Hoch­schul­an­ge­hö­ri­ge am Vor­trag „Wirt­schafts­land Schles­wig-Hol­stein 2030“ teil­neh­men und einen Ein­blick in die Ar­beit sowie die Agen­da des Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums ge­win­nen. 

Stra­te­gie in BWL und Po­li­tik — viele Ge­mein­sam­kei­ten 

Vor dem Hin­ter­grund sei­ner per­sön­li­chen Lauf­bahn durch ein ju­ris­ti­sches und volks­wirt­schaft­li­ches Stu­di­um sowie lei­ten­de Po­si­tio­nen in Me­di­en­kon­zer­nen, legte Buch­holz seine jet­zi­ge Tä­tig­keit als Wirt­schafts­mi­nis­ter dar. 

„Stel­len Sie sich vor, Sie wür­den mor­gen Wirt­schafts­mi­nis­ter sein“, gab der FDP-Po­li­ti­ker dem über­wie­gend stu­den­ti­schen Pu­bli­kum zur Auf­ga­be. „Wie ent­wi­ckeln Sie eine Stra­te­gie? Wel­che Mög­lich­kei­ten haben Sie auf Ihrem Weg vom Ist-Zu­stand hin zur Ziel­ge­ra­den?“ 

Ge­mein­sam mit den Stu­die­ren­den ar­bei­te­te sich Buch­holz durch die Kern­the­men und Her­aus­for­de­run­gen, denen Schles­wig-Hol­stein ak­tu­ell ge­gen­über­steht. Der Mi­nis­ter fand deut­li­che Worte: noch ran­gie­re das Bun­des­land im Nor­den am un­te­ren Rand der wirt­schaft­li­chen Zu­kunft. Über­wie­gend länd­li­che Räume, ei­ni­ge Bal­lungs­ge­bie­te und eine nicht ganz über­zeu­gen­de Kos­ten­struk­tur sind nur ei­ni­ge Mess­grö­ßen, zu denen Buch­holz an­schau­li­che Ver­glei­che aus der stra­te­gi­schen Pla­nung der BWL zog.  

Di­gi­ta­li­sie­rung als Kern­the­ma der Wirt­schafts­po­li­tik SH 

„Die Di­gi­ta­li­sie­rung schafft Chan­cen für Schles­wig-Hol­stein“, so der Mi­nis­ter. „Klei­ne und mit­tel­stän­di­sche Un­ter­neh­men müs­sen wir für die Zu­kunft sen­si­bi­li­sie­ren und mit­neh­men. Genau hier setzt das spe­zi­fi­sche, di­gi­ta­le Know-how der Stu­die­ren­den­schaft an.“ So könn­ten Stu­die­ren­de eta­blier­te Un­ter­neh­men in die Zu­kunft tra­gen und di­gi­tal neu de­fi­nie­ren, ihre Ideen ein­brin­gen und somit di­ver­se Bran­chen be­rei­chern. „Ori­en­tie­ren Sie sich dabei nicht nur süd­lich der Elbe!“, mahn­te Buch­holz. „Auch ein Tisch­ler­meis­ter aus Schles­wig-Hol­stein pro­fi­tiert, wenn Sie ihm das Buil­ding In­for­ma­ti­on Mo­del­ling nä­her­brin­gen.“ 

Grund­le­gend für die er­folg­rei­che Di­gi­tal­zu­kunft sei wei­ter­hin der Glas­fa­ser­aus­bau in jedem Haus­halt. Bis 2020 will die Lan­des­re­gie­rung die An­schluss­fä­hig­keit der Haus­hal­te in Schles­wig-Hol­stein von den jet­zi­gen 39 Pro­zent auf 50 Pro­zent an­he­ben. Ver­gli­chen mit der ge­sam­ten Bun­des­re­pu­blik ein fort­ge­schrit­te­ner Weg, doch welt­weit ein Schluss­licht. „Diese An­schluss­fä­hig­keit macht aus Schles­wig-Hol­stein aber einen Stand­ort, in den man für eine aus­sichts­rei­che Zu­kunft in­ves­tie­ren kann.“

In­fra­struk­tur, Nach­wuchs­för­de­rung und Grün­der­sze­ne 

Nicht nur di­gi­ta­le Ar­beits­plät­ze in küs­ten­na­her Um­ge­bung zwi­schen den glück­lichs­ten Men­schen der Re­pu­blik ste­hen für Buch­holz mo­men­tan auf dem Pro­gramm: Der Aus­bau der In­fra­struk­tur soll durch Pro­jek­te wie die A20 und den Feh­marn­belt­tun­nel for­ciert und der USP des Lan­des des Was­sers und des Win­des ge­stärkt wer­den. Aqua­kul­tu­ren für die Welt­ernäh­rung, Wind­kraft­an­la­gen mit grü­nem Strom für die Mo­bi­li­tät, Ver­net­zung des Mit­tel­stan­des in Clus­tern, Wis­sen aus Hoch­schu­len bün­deln und für den Tech­no­lo­gie­trans­fer nut­zen, Yacht­bau aus Schles­wig-Hol­stein für die Welt — Po­ten­zia­le, die es aus­zu­schöp­fen gelte. 

„Was brau­chen Sie aber, um Ihre tol­len Ideen für das Land auch um­zu­set­zen?“, frag­te Buch­holz sein Pu­bli­kum. Rich­tig: gute Fach­kräf­te.

„Wir müs­sen in die Köpfe der Zu­kunft in­ves­tie­ren, in die Nach­wuchs­för­de­rung und Bil­dung.“ 

Ak­tu­ell feh­len dem Land 85 Pro­zent an Fach­kräf­ten in be­ruf­li­cher Aus­bil­dung, be­son­ders im Hand­werk. Dabei könne eine junge Frau durch­aus erst Tisch­le­rin wer­den und da­nach Ar­chi­tek­tur stu­die­ren, um Un­ter­neh­me­rin zu wer­den, ist sich Buch­holz si­cher. 

Die Stu­die­ren­den im Hör­saal mo­ti­vier­te der Wirt­schafts­mi­nis­ter mit sei­ner Be­geis­te­rung für die Grün­der­sze­ne. Jung­un­ter­neh­mer müss­ten ver­mehrt un­ter­stützt wer­den, so seine Ein­schät­zung. „Wir brau­chen ein Öko­sys­tem für die Grün­der­sze­ne in Schles­wig-Hol­stein, und na­tür­lich fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung. Mit un­se­rer Ver­knüp­fung nach San Fran­cis­co über den Ver­ein The Bay Aeas haben wir be­reits wert­vol­le Grund­stei­ne ge­legt.“ So konn­te bei­spiels­wei­se ein Un­ter­neh­men aus San Fran­cis­co über­zeugt wer­den, sich im Nor­den nie­der­zu­las­sen. 

Auch die in­ter­dis­zi­pli­nä­re Zu­sam­men­ar­beit unter zu­künf­ti­gen Grün­dern, an der FH be­reits be­stän­di­ge Pra­xis, könne wei­ter dafür sor­gen, aus der Re­gi­on einen at­trak­ti­ven Stand­ort zu ma­chen. „Wenn ein BWLer mehr von Bi­lan­zie­rung ver­steht als der In­for­ma­ti­ker, der eine krea­ti­ve Soft­ware schreibt, dann tun Sie sich zu­sam­men“, lau­te­te die Schluss­fol­ge­rung des Mi­nis­ters. 

Zu­kunfts­land Schles­wig-Hol­stein

Im Hin­blick auf das nord­deut­sche Er­geb­nis der Eu­ro­pa­wahl vom 26. Mai 2019 zeig­te sich Buch­holz ge­gen­über den Fra­gen der Stu­die­ren­den op­ti­mis­tisch und lobte die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen den Ko­ali­ti­ons­par­tei­en im Kie­ler Land­tag. „Wir wol­len in Zu­kunft öko­lo­gisch ver­tret­bar und öko­no­misch sinn­voll noch wei­ter zu­sam­men­kom­men.“ 

Prof. Dr. Udo Beer (Prä­si­dent FH Kiel) und Prof. Dr. Björn Chris­ten­sen (Dekan Fach­be­reich Wirt­schaft), die den Vor­trag von Dr. Bernd Buch­holz eben­falls bei­wohn­ten, zeig­ten sich hoch­zu­frie­den mit die­ser Kiek in de Kök. „Das For­mat ent­stand ein­mal bei einem Bier, heute ge­deiht diese Pflan­ze als wert­vol­le Mit­tags­ver­an­stal­tung für die Stu­die­ren­den der FH“, lobte Udo Beer.

Kom­pe­tenz­zen­trum der FH Kiel

Be­reits im De­zem­ber 2018 be­such­te Buch­holz die FH Kiel zur Auf­takt­ver­an­stal­tung der Reihe Mit­tel­stand 4.0 mit 250 Gäs­ten aus Wirt­schaft, Po­li­tik, Hoch­schu­len und For­schungs­ein­rich­tun­gen und er­öff­ne­te gleich­zei­tig das Mit­tel­stand 4.0-Kom­pe­tenz­zen­trum der Fach­hoch­schu­le Kiel. Das Kom­pe­tenz­zen­trum ist jetzt als Teil der Di­gi­ta­l­in­itia­ti­ve des Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums An­sprech­part­ner und erste An­lauf­stel­le für klei­ne und mit­tel­stän­di­sche Un­ter­neh­men für alle Fra­gen rund um das Thema Di­gi­ta­li­sie­rung. Der Fokus liegt dabei unter an­de­rem auf di­ver­sen Bran­chen und Quer­schnitts­the­men im Ma­schi­nen­bau, der Le­bens­mit­tel- oder Me­di­zin­tech­nik. 

Kiek in de Kök — Noch ein Vor­trag im Som­mer­se­mes­ter 2019

Kiek in de Kök fin­det im Rah­men eines Wahl­pflicht­an­ge­bots des FB Wirt­schaft statt. Noch bis zum 3. Juni hal­ten ex­ter­ne Re­fe­rent*innen Vor­trä­ge über ihren Beruf, ihre Vi­sio­nen und die Ent­wick­lun­gen in Po­li­tik, Wirt­schaft und Ge­sell­schaft des Lan­des. 

Die Ver­an­stal­tun­gen fin­den mon­tags von 12:15 bis 13:45 Uhr statt und dür­fen von allen Stu­die­ren­den der FH be­sucht wer­den. In­for­ma­tio­nen zu den ver­gan­ge­nen Ver­an­stal­tun­gen und dem letz­ten Vor­trag am 3. Juni 2019 „Cash Cycle und Bank­no­ten­be­ar­bei­tung - ein Blick hin­ter die Ku­lis­sen des Geld­kreis­laufs“ mit Peter Fäust­le der G+D Cur­ren­cy Tech­no­lo­gy GmbH aus Mün­chen gibt es hier: https://​www.​fh-​kiel.​de/​fileadmin/​data/​wirtschaft/​aktuelles/​sose_​2019/​kiek_​in_​de_​koek_​sose_​2019.​pdf

© Fach­hoch­schu­le Kiel