Auf dem Dach eines Gebäudes stehen zwei Frauen und ein Mann. Im Hintergrund ist der Rotor einer Windkraftanlage zu sehen.      © N. Becker

Energiewende, Forschung und Lehre nachhaltig verknüpft

von Kathrin Mansfeld

Auf dem Dach der Fachhochschule Kiel wird Energiewende und Forschung verknüpft: Seit Mai 2023 sind dort mit 2,20 Metern Durchmesser und 4 Metern Höhe zwei Kleinwindkraftanlagen auf dem Gebäude 13 in Betrieb. Bereits 2019 wurde die Fassade des Gebäudes energetisch saniert und Photovoltaikelemente vor der Südfassade angebracht sowie ein neuer barrierefreier Haupteingang erstellt. Darüber hinaus wurde ein Batteriespeicher angeschafft. Die Umsetzung der Baumaßnahme erfolgte durch die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH). Das Land hat für diese Maßnahmen insgesamt rund 500.000 Euro aus dem Infrastrukturmodernisierungs-programm IMPULS in das Bauprojekt investiert.

Finanzministerin Monika Heinold informierte sich heute (21. August) vor Ort über die Anlagen und betonte: „Erneut zeigt sich, dass wir mit unserem IMPULS Programm gut aufgestellt sind. Auch in Krisenzeiten kommen wir bei Infrastrukturprojekten im Land planbar und verlässlich voran. Die Windkraft- und Solaranlagen dienen den Studierenden hier als eine Art Forschungslabor. Dieses Projekt zeigt eindrücklich, wie Energiewende und Forschung langfristig zusammen gedacht werden. Damit setzen wir in Zeiten des Klimawandels wichtige Impulse für eine nachhaltige und energieeffiziente Zukunft in Schleswig-Holstein und sorgen für gut ausgebildete Fachkräfte.“

Die Nennleistung der Photovoltaik-Anlage beträgt 9 kWp. Jede der beiden Windkraft-Anlagen erreicht eine Nennleistung von drei Kilowatt und eine maximale Leistung von fünf Kilowatt. Der erzeugte Strom wird direkt im Gebäude der Fachhochschule verbraucht. Die Windkraftanlagen dienen aber nicht nur der nachhaltigen Gewinnung von Energie, sie werden in erster Linie in der Lehre genutzt. Schließlich vermitteln Experten wie Prof. Andreas Luczak in mehreren Studiengängen deren Grundlagen. „In den dazugehörigen Laboren nutzen wir momentan Simulationstools und Messungen an Modellen von Windkraftanlagen“, führt der Professor für Nachhaltige Energietechnologien aus. „Die auf dem Fachbereichsgebäude installierten Windräder bieten nun die Möglichkeit, den Betrieb realer Windkraftanlagen in unsere Labore zu integrieren. Auch wenn die Leistung natürlich viel kleiner als die der typischen Großanlagen ist, sind viele grundlegende technologische Prinzipien sehr ähnlich und für die Studierenden nun anhand eines realen Objekts anschaulich erfahrbar. Im Rahmen von Semesterprojekten können diese auch komplexere Themen wie die Analyse und Optimierung des Wirkungsgrades der Windräder als Vorbereitung auf ähnliche Problemstellungen im Berufsleben bearbeiten.“

„Natürlich können wir mit den beiden Anlagen noch keine signifikante Erhöhung unserer Energieerzeugung erreichen“, erklärt die Kanzlerin der FH Kiel, Dr. Anja Franke-Schwenk. „Aber aus dem Betrieb der beiden Windräder und der bereits 2019 installierten Photovoltaikanlage gewinnen wir wichtige Erkenntnisse, die idealerweise in die weitere Planung unserer Energieversorgung einfließen. Mittelfristig wollen wir weiterhin in eine nachhaltige Bewirtschaftung unseres Campus investieren und den CO2-Abdruck unserer Hochschule sukzessive verringern. Deswegen haben wir auch eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um die Potenziale für weitere Photovoltaikanlagen auf unseren Flachdächern bestimmen zu lassen.“ 

Im Gegensatz zu herkömmlichen Großwindkraftanlagen verfügen die installierten Windkraftanlagen über einen optimierten Rotor mit einer senkrechten Drehachse. Diese Bauart hat eine geringere Lärmbelästigung für die umliegenden Gebäude als die üblichen Horizontalanlagen mit drei Rotorblättern. Beide Windkraftanlagen laufen bereits bei einer Windgeschwindigkeit von 4 m/s (14,4 km/h) an. Bei stürmischem Wetter entkoppelt eine Überlastkupplung den Rotor vom Generator.

Hintergrund Infrastrukturmodernisierungsprogramm IMPULS

Das 2015 ins Leben gerufene Infrastrukturmodernisierungsprogramm IMPULS hat ein Gesamtvolumen von rund 5,6 Milliarden Euro. Bislang sind Infrastrukturprojekte im Umfang von rund 1,4 Milliarden Euro über IMPULS umgesetzt worden. Mit Inkrafttreten des Haushalts 2023 sind IMPULS-Investitionen in Höhe von rund 600 Millionen Euro geplant. Ab 2024 sind weitere rund 3,6 Milliarden Euro in der Finanzplanung und im Sondervermögen IMPULS vorgesehen.

 

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