Baukunstwerk Tecnologico de Monterrey© T. Spe­cker

FH Kiel in­ter­na­tio­nal un­ter­wegs: Win­ter School in Me­xi­ko

von Julia Kö­nigs

Es ist ein mu­ti­ger Schritt, sich für einen Stu­di­en­auf­ent­halt im Aus­land zu ent­schei­den: Sechs Mo­na­te oder sogar ein gan­zes Jahr in einem frem­den Land, um­ge­ben von un­ge­wohn­ter Spra­che, Kul­tur, un­be­kann­ten Men­schen.

Dabei muss es nicht so­fort der große Auf­bruch sein: Bei den Win­ter und Sum­mer Schools der FH Kiel in Ko­ope­ra­ti­on mit an­de­ren Hoch­schu­len welt­weit, ver­brin­gen Stu­die­ren­de zwei in­ten­si­ve Wo­chen in einem an­de­ren Land. Vor­le­sun­gen an einer ört­li­chen Hoch­schu­le wer­den kom­bi­niert mit Ex­kur­sio­nen zu in­ter­na­tio­nal tä­ti­gen Fir­men und bun­ten Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen.

Vom 11. bis 25. Fe­bru­ar 2019 ging es im Rah­men einer Win­ter School für 29 Stu­die­ren­de nach Me­xi­ko, in den Bun­des­staat Pu­e­b­la im Nor­den des Lan­des. Die Ko­ope­ra­ti­on mit dem me­xi­ka­nisch-deut­schen Hoch­schul­kon­sor­ti­um (MDHK) mach­te die­ses be­son­de­re Er­leb­nis am pri­va­ten In­sti­tu­to Tec­nológico y de Estu­di­os Su­pe­rio­res de Mon­ter­rey, auch kurz ge­nannt Tec de Mon­ter­rey oder ein­fach Tec, mög­lich. 2006 kürte das Wall Street Jour­nal die Pri­vat­uni­ver­si­tät zu einer der sie­ben bes­ten Busi­ness Schools welt­weit, was be­son­ders dem hoch­mo­der­nen Cam­pus und der re­nom­mier­ten Grün­der­aus­bil­dung in dem Start-up-Netz zu ver­dan­ken ist.

Die Leh­ren­den Prof. Dr. To­bi­as Spe­cker, Mamak Mehr­var, M.A., Prof. Dr. Rune El­le­mo­se Gulev und Prof. Dr. Sönke Schmidt be­glei­te­ten die Ex­kur­si­on, hiel­ten Vor­le­sun­gen und or­ga­ni­sier­ten di­ver­se Aus­flugs­ta­ge für die Teil­neh­men­den in Me­xi­ko. So auch für Stu­den­tin Jac­que­line Voss aus dem Stu­di­en­gang In­ter­na­tio­na­les Ver­triebs- und Ein­kaufs­in­ge­nieur­we­sen (Fach­be­reich Ma­schi­nen­we­sen) der FH Kiel, die sich der Rei­se­grup­pe an­schloss.

„Ich habe mich ge­fragt, ob ich die Op­ti­on der FH nutze und einen Dop­pel­ab­schluss in Me­xi­ko mache“, be­rich­tet Jac­que­line. „Vor­her woll­te ich aber Land und Leute ken­nen­ler­nen. Daher kam die Win­ter School wie ge­ru­fen für mich.“ Das Kon­zept kann­te die Stu­den­tin be­reits von einer Sum­mer School der FH, die sie nach Shang­hai führ­te.

Im ma­le­risch-ba­ro­cken He­roi­ca Pu­e­b­la da Za­ra­zo­ga, um­ge­ben von Vul­ka­nen wie dem Po­po­ca­té­petl und dem Izt­ac­cíhuatl und den Ber­gen der Si­er­ra Ne­va­da waren Jac­que­line und ihre Kom­mi­li­ton*innen in einer Re­si­denz nahe des Hoch­schul­cam­pus un­ter­ge­bracht.

„Die Tec an sich mutet schon wie eine klei­ne Stadt an“, sagt die FH-Stu­den­tin. „Sie ist ex­trem mo­dern, sehr gut aus­ge­stat­tet, hat einen ei­ge­nen Foot­ball- und Ten­nis­platz, sehr große grüne Park­an­la­gen, ein Fit­ness­cen­ter. Das hat mich stark be­ein­druckt.“

In ihrer Un­ter­kunft leb­ten die Stu­die­ren­den in Zwei­er-WGs, und lern­ten auch ihre me­xi­ka­ni­schen Mit­stu­die­ren­den ken­nen. Be­son­ders er­in­nert sich Jac­que­line an ihren Kom­mi­li­to­nen Sal­va­to­re, der sich auf­ge­schlos­sen zeig­te, immer gerne half und mit 15 sei­ner neuen deut­schen Freun­din­nen und Freun­de in einem echt me­xi­ka­ni­schen Re­stau­rant essen ging.

Täg­lich stan­den Vor­le­sun­gen an der Tec auf dem Plan: Zwi­schen den Mo­du­len In­ter­kul­tu­rel­les Ma­nage­ment, In­no­va­ti­ons­ma­nage­ment, Ma­na­ging Sus­tai­na­bi­li­ty und Lo­gis­tik, durf­ten die Stu­die­ren­den zwei Kurse aus­wäh­len, die auf Deutsch und Eng­lisch durch­ge­führt wur­den. Neben der aka­de­mi­schen Wei­ter­bil­dung folg­ten dann Aus­flü­ge zu Un­ter­neh­men in der Re­gi­on.

„Wir haben den me­xi­ka­ni­schen Stand­ort von Thys­sen­krupp be­sucht und die Pro­duk­ti­on bei den Au­to­mo­bil­her­stel­lern VW und Audi ken­nen­ge­lernt“, so Jac­que­line, denn für die ge­sam­te Stadt ist die Au­to­mo­bil­in­dus­trie ein wich­ti­ger Wirt­schafts­zweig.  

Ihr habe es ge­fal­len, diese be­kann­ten Un­ter­neh­men in einem an­de­ren Land und unter den somit ver­än­der­ten Ar­beits­ver­hält­nis­sen ken­nen­zu­ler­nen und zu ver­ste­hen.

Volks­wa­gen de Méxi­co (VW) ist in Pu­e­b­la der grö­ß­te Ar­beit­ge­ber und stell­te bis 2003 hier den VW Käfer her. Ak­tu­ell wer­den dort der Golf, der Jetta, der Beet­le, das Beet­le Ca­brio und der Ti­gu­an pro­du­ziert.

In­ter­na­tio­na­le Er­fah­run­gen sam­mel­ten die Stu­die­ren­den der FH auch bei ihren Frei­zeit-Aus­flü­gen: Sie be­such­ten unter an­de­rem die my­thi­schen Py­ra­mi­den von Teo­ti­huacán, einer der be­deu­tends­ten prä­his­to­ri­schen Rui­nen­städ­te Ame­ri­kas mit Tem­peln und der dritt­grö­ß­ten Py­ra­mi­de der Welt, der Son­nen­py­ra­mi­de. Sie mach­ten einen Salsa-Kur­sus und eine Te­qui­la-Ver­kos­tung, be­such­ten Was­ser­fäl­le in der Um­ge­bung, fuh­ren nach Me­xi­ko City, an den Strand von Ver­acruz oder be­wun­der­ten die gelb­ge­tünch­te Kir­che Ca­pil­la Real aus dem 16. Jahr­hun­dert in der ehe­mals hei­li­gen Pil­ger­stadt Cho­lu­la.

Jac­que­line be­geis­ter­te sich be­son­ders für das ty­pisch me­xi­ka­ni­sche Essen: Tacos, Des­serts nach dem Mit­tag und Chili-Scho­ko­sauce mit Hühn­chen ge­hör­ten dazu.

„Ich möch­te am liebs­ten gleich zu­rück, ich wäre so gerne dort­ge­blie­ben“, schwärmt sie und emp­fiehlt allen Kom­mi­li­ton*innen, diese Chan­ce der FH Kiel zu nut­zen.

„Wir waren rund­um gut be­treut, die Grup­pe war sehr har­mo­nisch, uns wurde nie lang­wei­lig und es fehl­te an nichts“, re­sü­miert die Stu­den­tin. Nur einen Spa­nisch-Sprach­kur­sus hätte sie sich noch ge­wünscht – um in den Ge­sprä­chen mit ihren me­xi­ka­ni­schen Be­kann­ten nicht nur auf den Goog­le-Über­set­zer an­ge­wie­sen zu sein.

Für Jac­que­line steht fest, dass sie zu­rück nach Me­xi­ko rei­sen wird, ob zum Stu­die­ren oder für ein Prak­ti­kum, das wird sie noch ent­schei­den. Per­sön­li­chen Kon­takt zu mög­li­chen Ar­beit­ge­ber*innen in der Au­to­mo­bil­bran­che konn­te sie be­reits knüp­fen.

 

© Fach­hoch­schu­le Kiel