Eine Frau© E. Kim
Gayeong Hyun aus Seoul stu­diert für zwei Se­mes­ter an der FH Kiel.

So er­lebt eine Aus­tausch­stu­den­tin aus Süd­ko­rea die Kie­ler Vor­weih­nachts­zeit

von Leon Gehde

Die all­jähr­li­che Weih­nachts­zeit in Deutsch­land kennt viele Ri­tua­le - sei es der Glüh­wein auf dem Weih­nachts­markt, das Ge­het­ze durch die über­füll­te Ein­kaufs­mei­le oder die Zu­sam­men­kunft mit der Fa­mi­lie. Was für uns selbst­ver­ständ­li­che Rou­ti­ne sein mag, kann für Men­schen aus an­de­ren Kul­tur­krei­sen zum exo­ti­schen Er­leb­nis wer­den. Gayeong Hyun stellt fest: „Bei euch steckt eine Menge Be­deu­tung in der Weih­nachts­zeit.“ Die Süd­ko­rea­ne­rin stu­diert für zwei Se­mes­ter an der FH Kiel und be­sucht das erste Mal ein eu­ro­päi­sches Land. Im Ge­spräch er­zählt Hyun, wie sie die deut­sche Weih­nachts­zeit er­lebt und wel­che Un­ter­schie­de es zur süd­ko­rea­ni­schen gibt.

„Ich war sehr neu­gie­rig auf die Leute in west­li­chen Län­dern und wie sie stu­die­ren“, er­klärt Hyun ihre Mo­ti­va­ti­on, ins Aus­land zu gehen. In Seoul stu­diert die Ko­rea­ne­rin ‚So­ci­al Wel­fa­re‘ (in etwa So­zia­le Ar­beit). Wie genau sie aus­ge­rech­net in Kiel ge­lan­det ist, weiß sie nicht genau. An der FH Kiel be­sucht sie Kurse in Busi­ness Ad­mi­nis­tra­ti­on. „Erst als schon alles vor­be­rei­tet war er­fuhr ich, dass es im Win­ter­se­mes­ter an der FH gar keine eng­lisch­spra­chi­gen Ver­an­stal­tun­gen im Be­reich So­zia­le Ar­beit gibt“, so Hyun. Sie nimmt es ge­las­sen: „Im nächs­ten Se­mes­ter gibt es wel­che.“

Wie wich­tig den Deut­schen Weih­nach­ten ist, fällt Hyun an vie­len Stel­len auf. „Grade der As­pekt der Fa­mi­lie scheint sehr wich­tig zu sein“, sagt sie. In Süd­ko­rea sei das nicht so, dort habe Weih­nach­ten einen nied­ri­ge­ren Stel­len­wert. Hyun führt aus: „Es gibt hier so viele klei­ne Ri­tua­le und zu­sätz­li­che Feste, wie den Ni­ko­laus am 6. De­zem­ber oder dass man einen Ad­vents­ka­len­der hat.“ Na­tür­lich sei sie auch schon auf Weih­nachts­märk­ten ge­we­sen. „Ich war das erste Mal in mei­nem Leben in Ham­burg auf dem Weih­nachts­markt – auf dem Santa Pauli. Ich habe mich ge­wun­dert, wie hier Weih­nach­ten ge­fei­ert wird“, sagt Hyun und lacht.

Schlie­ß­lich wer­den auf dem Santa Pauli auf dem Ham­bur­ger Kiez etwa Christ­baum­ku­geln in Phal­lus­form und ähn­li­chen Din­gen an­ge­bo­ten. Auf dem Kie­ler Weih­nachts­markt sei je­doch alles so ge­we­sen, wie sie sich es vor­ge­stellt hätte. „Es gibt so viele tra­di­tio­nel­le Weih­nachts­snacks – ich habe ge­brann­te Man­deln pro­biert, sehr le­cker“, so Hyun. In Süd­ko­rea gäbe es all das nicht, der 25. De­zem­ber sei je­doch auch dort ein be­son­de­rer Tag. „Es ist ein Fei­er­tag für Pär­chen. Man un­ter­nimmt was mit sei­nem Part­ner oder Part­ne­rin und über­all in der Stadt lau­fen Paare herum“, be­rich­tet die Ko­rea­ne­rin.

Ge­ne­rell sei Weih­nach­ten in sei­ner star­ken Be­deu­tung eher mit dem süd­ko­rea­ni­schen Ern­te­dank-Fest ver­gleich­bar. „Die ganze Fa­mi­lie kommt zu­sam­men, um die Vor­fah­ren zu hul­di­gen. Dazu ste­hen wir schon in der Nacht auf und ko­chen eine Menge Essen für sie, das wir denn für sie auf­es­sen“, so Hyun. Das sei eine Menge Ar­beit, sagt sie und lacht.

Die­ses Weih­nachts­fest will Hyun auf dem Cam­pus in ihrem Wohn­heim mit an­de­ren Stu­die­ren­den aus dem Aus­land ver­brin­gen: „Wir ma­chen un­se­re ei­ge­ne klei­ne Weih­nachts­fei­er.“ Auch ein paar ko­rea­ni­sche Freun­de in Ham­burg möch­te sie be­su­chen. „Mein ers­tes Weih­nach­ten“, schlie­ßt sie fröh­lich ab.

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